Die ersten Hunde schnüffeln schon

Eine Zugbegegnung.

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Ich mag die Radio-Reihe „Zeitzeugen im Gespräch“. Bei dem Dialog mit dem Historiker Heinrich August Winkler blieb ich an einem Detail für den Freundeskreis Handschrift hängen – er hat sein Hauptwerk, 6.000 Seiten über die Geschichte des Westens, mit Kugelschreiber geschrieben, so etwas muss ich mir immer einen Moment genauer vorstellen. Der Rest ist aber auch hörenswert.

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Bei der Kaltmamsell sah ich interessante Links zu Katastrophen und Büchern. Wobei ich auch ihre Bestellungen von Olivenöl etc. lesenswert finde. Ich nehme mir nie Zeit, mich mit so etwas zu befassen, bin dem aber sehr positiv gesonnen. Aber bei mir ist es mehr ein Fall für: „Wenn die Söhne aus dem Haus sind“, diese Liste wird auch allmählich länger.

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An der Straßenecke gegenüber malt jemand die Außenmauern am Erdgeschoss eines alten Hauses neu an, jedenfalls wenn es gerade mal nicht regnet. Die Mauern bilden da eine Ecke, gegen die nahezu alle vorbeikommenden Hunde pinkeln oder vor die sie kacken, eine Kommunikationszentrale und ein Kommunalklo für sie. Es ist dazu eine Ecke, an der manchmal recht offensichtlich gedealt wird, an der auch andere dubiose, schnelle Geschäfte zu ungewöhnlichen Uhrzeiten stattfinden. So eine Ecke, die gerne mal besprayt und ungelenk mit Tags beschmiert wird, an der sich Menschen auf der Straße davor um die Vorfahrt streiten und schnell Schläge androhen: „Ey, was willst du!“

Eine Ecke, um die fast alle zu schnell fahren, mit welchem Verkehrsmittel auch immer, Zone 30 hin oder her, alle Schilder sind hier nur Symbolpolitik. Eine Ecke, um die nachts ausgesprochen klischeemäßig finstere Gestalten schleichen, an der am Abend Jugendliche cornern und trinken, an der am Morgen leere Flaschen und Dosen stehen, Scherben auf dem Fußweg.

Mit anderen Worten, diese Mauern bilden eine deutlich großstädtische, arg abgenutzte, sichtlich heruntergekommene Ecke mit deutlichen Gebrauchsspuren, wie man sie aus Krimis kennt. An so einer Ecke treffen sich die Hauptfiguren, eine von ihnen der spätere Täter, kurz für drei bedeutungsschwere Dialogzeilen. Die frische Farbe wird an diesen Wänden gewiss nicht lange frisch wirken, das weiß man. Die ersten Hunde schnüffeln schon, noch während dort gearbeitet wird, noch während ich dies schreibe und ab und zu zum Fenster gehe, um nachzusehen, wie es da unten zugeht.

Der Maler arbeitet dennoch mit Hingabe und Gründlichkeit. Er kniet vor einer Kante auf dem Boden und sieht genau hin, er hat sich etwas untergelegt, damit er den Fußweg nicht bekleckert. Als ob es etwas ausmachen würde. Der Maler macht seine Sache, soweit ich es beurteilen kann, gut, und er macht sie, so wirkt es jedenfalls, auch gerne, er hört Musik dabei, die klingt eher munter als getragen. Der Maler arbeitet für ein Ergebnis, das nicht lange halten wird. Er arbeitet für den Moment, für ein Gebild von Menschenhand an Schmuddelwand.

Daraus dann vielleicht die Motivation für die nächste Woche ableiten.

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Und dann gibt es noch neue Musik von Johnny Cash. Ja, von dem Johnny Cash, und ganz so neu ist sie also nicht, aber uns eben doch. Well allright.


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3 Kommentare

  1. Auf ARTE gibt es eine 9-teilige Doku „Country Music – Der Sound der USA“:
    https://www.arte.tv/de/videos/RC-024281/country-music/

    Da gibt es sehr viele Infos speziell über Johnny Cash und die Entwicklung der Country Music von den Anfängen bis zum Tod von June Carter und kurz darauf Johnny Cash in 2003.

    Eine Doku nicht für alle, aber bestimmt für alle Country-Fans.

  2. „Wenn die Söhne aus dem Haus sind“ – inzwischen haben Sie also doch auch eine Bucketlist … 🙂

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