Frieren und Verdampfen

Das Sommergefühl am entspannten Sonntagmorgen, welches man Mitte Juni doch halbwegs sicher erwarten kann, es wird erzeugt durch den Biss in einen überreifen Pfirsich. Keineswegs aber ist das Wetter an diesem Gefühl beteiligt, das spielt weiterhin einfach nicht mit.

Fruchtsaftsabbernd stehe ich vorgebeugt über der Spüle, wie es anders bei diesem Obst auch kaum denkbar ist. Aber immerhin diese Junijuli-Süße auf der Zunge, denke ich. Immerhin die entsprechenden Assoziationen im Kopf und all die Erinnerungen an den früher so sicher erscheinenden Zusammenhang zwischen Sommerfrüchten und Wärme. Man bastelt es sich im Geiste wieder alles einigermaßen zurecht. So wie man es kannte, soll es sich anfühlen, so wie es vermeintlich gehört.

Dabei ist mir weiterhin entschieden pulloverig zumute. Unter meinen nackten Füßen ist das Laminat in der Küche heute auch nicht warm genug.

Und der Regen, er läuft an diesem Morgen wieder in wirren Spuren und sich unentwegt eilig erneuernd über die Scheiben der Dachfenster. Dahinter, nur verschwommen zu erkennen, der alte Kirchturm. Wabernd beult er sich aus, durch die Tropfen betrachtet.

Und der Regen, er regnet jeglichen Tag.

Später am Tag dann doch entschlossen einmal rausgehen, der Mensch braucht Bewegung. Und da kommt die Sonne tatsächlich ebenfalls raus, noch während ich den ersten Schritt vor die Tür mache, genau gleichzeitig treten wir beide hervor.

Dann braucht es nur noch wenige Minuten und einige Schritte in der ungewohnt gleißenden Helligkeit bei rapide steigenden Temperaturen, und ich verdampfe schier in meinen vermeintlich so klug gewählten, regentauglichen Klamotten. Es geht etwas hin und her hier, in diesem Junapril.

Aber egal. Anderswo sterben die Menschen gerade an Hitze und in zwei Wochen steht die 30-Grad-Marke auch hier schon drohend im Wetterbericht, ich will mich lieber nicht beschweren.

Ich schreibe nur mit.

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Auf den Straßen sehe ich später alles voller Menschen in Orange. Holland spielt in dieser Stadt und das halbe Land scheint dafür angereist zu sein. Die EM ist auch für eher Desinteressierte beim besten Willen nicht zu übersehen. Und zwar spielen die Holländer gegen Polen, aus diesem Land laufen aber weniger Fans herum, obwohl es auch nicht weit weg ist. Diese Fans dann durchweg in rotweißer Kleidung.

Einige aus den beiden Ländern tragen auch Perücken, Kostüme etc., mehr oder weniger lustig, alles orangefarben oder rotweiß. Vieles aus Plastik ist dabei, billig glänzendes Partyzubehör. Und außerdem ist noch Opferfest, da tragen besonders die Gläubigen aus afrikanischen Ländern prächtige, bunte Festkleidung, vieles in ebenfalls glänzendem Blau, vermutlich eher nicht so billig, und das mischt sich dann auf sonderbare Weise in der Menge mit den bunten Fußballkostümen.

Da geht einiges thematisch wild durcheinander, ergibt aber im Mix ein ungemein farbenfrohes, hier äußerst ungewohntes Bild in den Fußgängerzonen und unten am Hafen, wo ich herumspaziere, eine geradezu karnevalistische Anmutung in der Stadt, mit etlichen sonderbar gut gelaunten Menschen.

Immerhin aber ohne Bützchen, alles hat Grenzen.

Über diesem Szenario stehen mehrere Hubschrauber wie angepinnt am Himmel über der Stadtmitte, knatternd begleiten sie uns über Stunden durch den Tag. Das unvermeidliche Hintergrundgeräusch der sommerlichen Großereignisse, wie auch die fast konstanten Polizeisirenen um den Bahnhof herum. Als würden sie da immer im Kreis um das Riesengebäude fahren, Stoßstange an Stoßstange.

Wie man in den Nachrichten lesen kann, gab es auch Grund für die Betriebsamkeit der Polizei. Nicht alles ist lustig und bunt an diesem Wochenende.

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Noch später und wieder zwischen zwei Schauern, hop heisa bei Regen und Wind, kurz in den Garten gefahren und dort die erste nasse Kirsche direkt vom Baum gegessen. Immer ein Höhepunkt des Schreberinnenjahres. Allerdings sind die Kirschen damit deutlich vor den Stachelbeeren reif, die nicht recht vorankommen wollen in dieser merkwürdigen Saison, und das verwirrt mich schon wieder. War das denn jemals so? Oder geht wirklich alles durcheinander?

Man müsste auch das akribisch nachlesen, um es besser zu verstehen, aber ich komme dann davon ab.

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Vanessa war hier um die Ecke und hat jemanden erfolgreich angefeuert. Mir kommt dieser letzte Platz, von dem sie berichtet, ehrenwert und respektabel vor.

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Nils Minkmar schreibt wenig erbaulich über die Lage in Frankreich. Aber was kann man schon noch erwarten. Und was kann man uns allen noch wünschen, außer vielleicht bonne chance. Und viel ist das wahrlich nicht.

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2 Kommentare

  1. Kirschen, Äpfel und Walnüsse gibt es dieses Jahr nicht aus meinem Garten. Der Frost kam als alles blühte. Die Stachelbeeren hat es auch erwischt. Aber die Johannisbeeren sind reif und es gibt Erdbeeren. Und die Brombeere macht auch schon viele Früchte, noch sind sie klein und grün.
    Liebe Grüße aus der trockenen Streusandbüchse im nordöstlichen Sachsen (hier ist es fast immer zu trocken, zu warm)

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