Wenig von allem

Die Herzdame brach am Montagmorgen zu einer weiteren Dienstreise auf, ins entlegene Dortmund. Wo kaum Hotelzimmer zu finden waren, weil auch da Fußball gespielt und das Stadion reichlich besucht wurde. Dienstreisen zu EM-Zeiten sind eher speziell, berichtete sie, man sollte das meiden. Sie residierte notgedrungen irgendwo weit vor der Stadt mitten im Wald, fand es aber leider wenig romantisch dort. Zumal auch das Reisen bei Unwettern und Starkregenereignissen nicht empfehlenswert ist. Unbill aller Art.

Auf ihrer Rückreise dann ausgefallene Züge, verspätete Züge, Personen im Gleis, Rehe im Gleis, Fußballfanmassen auf Bahnhöfen. Das ganze Programm, bei dem man irgendwann denkt, dass ein Pferd vielleicht doch das bessere Verkehrsmittel war. So überaus treu und zuverlässig, man kam damit irgendwie durch. Oder zumindest steht es so in den Büchern.

Abenteuer der Zeit jedenfalls. Aber auch passend zu meinem Text „Und dann steht man da und wundert sich“, denn auch bei Reisen, sogar bei so kurzen Reisen, erwartet mittlerweile niemand mehr, dass sie einfach und gelingend ablaufen. Dysfunktionale Regelfälle als Kennzeichen der Epoche, so stellt es sich dar.

Ich dagegen bin nach der Arbeit im Home-Office nur kurz in den Garten gefahren, denn es gab sagenhafte zwei, drei Stunden ohne Regen, es war ein bemerkenswerter Tag. Ich habe einem Sohn den Rasenmäher erklärt und diese schöne Aufgabe damit an die nächste Generation übergeben.

„Eines Tages wird das alles dir gehören.“

„Na toll.“

Nebenbei gab es die ersten beiden ausgereiften Himbeeren für mich. Und bei einem Rundgang durch die Beete die verfestigte Erkenntnis, dass die Ernte insgesamt so mickerig und kläglich wie nie zuvor in unseren sechs Parzellenjahren ausfallen wird. Es gibt wenig von allem und von etlichem nichts, so kann man den Ertrag knapp zusammenfassen. Der Erntedank wird später im Jahr entsprechend kurz ausfallen können, man kann das Nahrungsangebot dieses Fleckchens Erde knapp abnicken und durchwinken.

Aber auch damit sind wir, so lese ich in einigen Kleingärtnerinnenlogs etc., nicht allein in diesem Jahr. Es scheint überall oder zumindest bei vielen etwas sonderbar oder noch schlimmer zuzugehen. Das nasse Frühjahr, der späte Frost, die allmächtigen Schnecken, meine Herren und deine. Das Wetter, das Klima oder die Trockenheit der letzten Jahre. Was weiß ich, was wissen wir, alles zusammen wird es sein oder man sucht es sich eben aus, wie es argumentativ passt.

Wieder zuhause sah ich letzte und allerletzte Spargelrezepte in den Foodblogs, der Vorhang fällt allmählich fürs Frühlingsgemüse. Spargelsilvester am 24. Juni, also gleich, dann auch das Rhabarberfinale. Ich glaube, ich habe versehentlich nur ein einziges Mal Spargel gegessen in diesem Jahr, auch nur einmal Rhabarberkompott.

Das passt gut den Kontext der Merkwürdigkeiten 2024.

***

Beim Bäcker, ich sah es am Morgen, kann man jetzt „Stürmer“ kaufen, das sind rasengrün gefärbte Kuchenstücke. Passend zum sportlichen Großereignis.

Nun ja. Immerhin noch besser, als wenn etwas mit diesem Namen wieder im Presseregal an den Kiosken ausliegen würde, wie man in unseren Zeiten zumindest nebenbei denken könnte.

***

Die Kaltmamsell hat noch an meine Bahnhofsgeschichte „Pano“ etwas angelegt.

***

Gehört: Eine Folge Radiowissen über Hans Leipelt, also über die Weiße Rose in Hamburg, und dann noch eine über Vicki Baums Menschen im Hotel. Ein Buch, an das ich mich ausgesprochen gerne erinnere.

Ein Aufkleber an einem Mülleimer an der Hafenpromenade: "Alle zusammen gegen den Faschismus". Im Hintergrund das Museumsschiff Rickmer Rickmers.

***

Gesehen, nein, noch einmal gesehen in diesem Fall: Heimat, süße Heimat von Jirí Menzel, aus dem Jahr 1986, doch schon so alt. Weil man ab und zu auch Wohlfühlfilme braucht, nach denen man nicht noch mehr an der Welt verzweifeln möchte. Wobei die Darstellung häuslicher Gewalt in der Geschichte nicht eben gut gealtert ist. Man würde das heute anders aufbereiten und sicher nicht mehr einfach so und nebenbei in einem humoristischen Erzählschwung aufgehen lassen.

Da auch mal eine richtige Entwicklung zur Kenntnis nehmen. Wichtig.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Ein Kommentar

  1. Fußball und Wetter – solche Ereignisse versetzen unser Land immer wieder in einen kompletten Ausnahmezustand. Wobei Ersteres ja planbar wäre und Letzteres (besonders im Falle von Schnee) den Schienenverkehr eigentlich immer auf dem falschen Fuß erwischt. Da ist man noch besser auf dem selbigen unterwegs – ein Pferd hat womöglich auch so seinen Launen und Wehwehchen ?

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert