Normale Menschen machen seltsame Dinge

Meine Erwähnung der Sendung über Konsalik neulich findet eine Fortsetzung in Frankreich.

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Barcelona gibt es künftig ohne Ferienwohnungen. Mit dieser Regelung würde im kleinen Bahnhofsviertel um uns herum auch einiges frei werden.

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Ich habe ein Kalenderblatt zum Tod von Frank Schirrmacher gehört (14 Minuten), es enthält die bemerkenswerte Formulierung „er war der Sohn eines Ministerialrats und einer Polin.“

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Abends einen Film bei Mubi gesehen: Jung & Schön, ein Film von François Ozon (der mit den „8 Frauen“ damals), mit beeindruckender Marine Vacth in der Hauptrolle.

Die Handlungen der Hauptfigur werden nur dargestellt, nicht erklärt. Der Film wird dabei dennoch nicht auf diese unangenehme Art kryptisch, die sich belastend nach Deutscharbeit anfühlt. Deuten Sie das mal bitte alles richtig, schreiben Sie mal eine treffsichere Interpretation streng nach Schema, 45 Minuten Zeit.

Das gefiel mir, ich halte das für eine angenehme Art des Erzählens. Normale Menschen machen seltsame Dinge. Und so ist es dann eben, damit muss man irgendwie klarkommen. Ohne in jedem Fall eine korrekte Abhandlung über die jeweiligen Beweggründe schreiben zu können, ohne weiterhelfendes Rätselraten.

Die Lebenserfahrung bestätigt das, so undeutbar geht es da draußen nun einmal zu. Und hier drinnen womöglich auch.

Danach noch gesehen, ebenfalls bei Mubi, ich habe gerade eine ausgeprägte Filmphase:

Wo in Paris die Sonne aufgeht“, ein Schwarzweißfilm von 2021, vom Regisseur Jacques Audiard, durchweg grandios besetzt. Ich dachte zu Beginn allerdings mindestens zehn Minuten lang, dass mir der Film eher nicht gefallen würde. Und zehn Minuten sind viel für solche unentschlossenen Entscheidungsphasen. Es fing alles so deprimierend urban-verlassen-herunterziehend an, schon diese endlosen Hochhauslandschaften ohne Farbe. Hammerbrooksche Trostlosigkeit in Potenz, wer will das sehen, das habe ich ja am Montagmorgen, wenn ich das möchte. Ich brauchte also eine Weile – und der Film gefiel mir dann doch.

Das Durchhalten beim Kulturkonsum kann also auch einmal richtig sein. Aber es bleibt eine spannende Frage, wieviel Zeit man genau richtig einsetzt, bevor man etwas abbricht. Entsprechend auch, wie viele Seiten man bei Büchern zweifelnd und mit wachsender Skepsis durchhält, zwanzig oder mehr, wie lange man im Theater, im Kino sitzen bleibt und sich fragt, was das da soll.

Ich bin, glaube ich, bisher nur einmal aus einem Theaterstück gegangen. Aus einer mir unerträglich vorkommenden Hamlet-Inszenierung, welche die Feuilletons dann selbstverständlich am nächsten Tag ausführlich bejubelt haben.

Schließlich einen deutschen Film, was aber nicht auffiel, und das heißt immerhin auch etwas: Das Zimmermädchen Lynn von Ingo Haeb, mit Vicky Krieps und Lena Lauzemis.

In allen drei Filmen geht es hauptsächlich um Liebe, Anziehungskräfte, Sex und Nähe und Partnerschaften, es kommen kaum andere Probleme vor. Und man kann noch einmal denken, was ohnehin selbstverständlich ist, dass diese Themen nämlich locker ausreichen, um Geschichten und ganze Leben zu füllen, so schwierig, schön, furchtbar, vielfältig und inhaltsreich sind sie.

Und dafür, dass sie vollkommen ausreichen, um uns jahrelang Tag und Nacht voll zu beschäftigen, dafür machen wir uns immer wieder erstaunlich viele andere Probleme.

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