Der Garten gab ein Gürkchen

Nils Minkmar über die Lage in Frankreich: „Das politische System hat den Geist aufgegeben. Es ist, wie wenn der Kühlschrank aufgibt: Immer am heißesten Tag des Jahres und kurz vor einem Fest, das Haus voller Besuch. Ignorieren kann man es nicht.

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Ein kurzer Text aus der Reihe „Klimawandel in den Blogs

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Ein Nachtrag aus der letzten Woche: Die Herzdame bringt mir am Freitagmorgen freundlicherweise eine Rumkugel vom Bäcker mit, denn Rumkugeln sind für mich ein probates Hilfsmittel an berechenbar schwierig werdenden Tagen. Wie ein wenig groß geratene, leicht sedierende Pillen. Weil aber gerade EM ist, sind die Streusel auf dieser Rumkugel schwarzrotgelb. Das korrekte Gold war vermutlich aus Kostengründen nicht verfügbar, die Inflation, die Zeiten, der Niedergang. Verfassungskonforme Dekostreusel über braunem Teig gibt es also, und es schmeckt alles wie immer und enthält Alkohol. Die Rumkugel als tiefsinniges Symbol der Zeit, und warum auch nicht.

Alles spiegelt sich in allem.

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Ich habe mir einen weiteren Film noch einmal angesehen, für den ich vor etlichen Jahren im Kino war, 2015 war es (damals mit Isa, von der es übrigens bald, na ja, im Oktober, ein neues Buch geben wird, um betont rechtzeitig darauf hingewiesen zu haben, manche planen ja weit voraus):

Ewige Jugend, das war der Film. Er war damals so erfolgreich, ich kann wohl dazuschreiben, dass Sie ihn vermutlich kennen. Er gefällt mir immer noch, er hat das Wiedersehen hervorragend bestanden. Was für eine Bildsprache, ich mag Opulenz bei Filmen, es verhält sich ein wenig anders als bei Büchern.

Den auf der Wikipedia zitierten Kritiken kann ich dann leider mit angemessener Einsicht entnehmen, dass ich männlich und vermutlich auch fortgeschritten alt genug bin, um diesen Film zu mögen. Denn von „Rentnerfilm“ ist da abfällig die Rede, gar von „Machismo-Phantasie.“ Es mag sein, es mag sein. Warum sollte ich darüber erhaben sein.

Allerdings hat Isa der Film an jenem Abend vor Jahren auch gefallen, wenn ich mich richtig erinnere. Und Rentnerfilme mit Michael Caine sind für mich generell in Ordnung, glaube ich. Siehe dazu auch „Mr. Morgans letzte Liebe“, neulich erst gesehen, erwähnt und auch gemocht.

Ich denke, ich könnte mir stundenlang Filmszenen ansehen, in denen ein stark gealterter Michael Caine wenig macht. In denen er nur so herumsteht und guckt, etwa von der Seite in die Kamera. Ich finde das ungemein beruhigend.

Und Beruhigung, da stehen wir doch drauf. Mit oder ohne Rumkugeln.

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Wir haben das gar nicht geplant, als wir vor sechs Jahren den Schrebergarten übernommen haben, wir haben damals an die Teenagerzeit der Söhne noch lange nicht gedacht, aber es zeigt sich jetzt doch, dass so ein Garten mit einer Laube darin ein hervorragendes Hilfsmittel ist, um eine Familie besonders im Sommer auf die denkbar friedlichste Art situationsgerecht zu zerteilen. Ein dermaßen praktischer Rückzugsraum, für wen auch immer. Wenn es so weitergeht, brauchen wir allerdings bald einen digitalen Belegungskalender, wer wann mit wem und wie lange.

Dies jedenfalls auch als Tipp, falls Sie jüngere Kinder haben und gerade über einen Garten nachdenken. Er kann auch später noch angenehme Effekte haben, wenn die Kinder nicht mehr auf der Schaukel sitzen.

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Der Garten gab uns ansonsten ein Gürkchen mit, so die Herzdame lobend, „wirklich sehr gurkigem Geschmack“, und eine Handvoll roter Johannisbeeren. Fünf Stück genau. In diesem seltsamen Jahr der gärtnerischen Bescheidenheit kann ich die Ernte stückweise mitschreiben.

Die Bille an der Billerhuder Insel, Boote an den Ufern

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4 Kommentare

  1. Ich empfehle Michael Caines wohl letzten Film „In voller Blüte“. Wenn es tatsächlich dabei bleiben sollte, hat er sich damit einen wundervollen Abgang verschafft.

    Einige der Filme, in denen er mit- bzw. hauptwirkte sind mir in besonders guter Erinnerung geblieben, unvergesslich ist „Little Voice“, den ich mir dieser Tage noch einmal ansehen werde.
    Man wird hier auf Ideen gebracht.

  2. Die Formulierung „die Ernte stückweise mitschreiben“ ist ja großartig!

    Paolo Sorrentino ist wohl einer der Regisseure, der es schafft, bei mir jegliche bewusste Barrieren zu überwinden und es direkt in das Unterbewusstsein schafft, das sofort überschwänglich ist, ob es durch die Musik oder Bilder ist, oder beides, viel Handlung braucht es da auch nicht mehr.

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