Nieselregen und Werktagsdinge

Bei Spektrum las ich einen Artikel über Extremwetter und „freak-events“. Währenddessen sterben hier in der Alster und in den Kanälen gerade die Fische. Was ich allerdings nur in den lokalen Medien sehe, nicht als Zeuge am Ufer stehend. Sie sterben, weil der Starkregen neulich so viel organisches Material eingeschwemmt hat, und der Abbau dieses Zeugs nun zu Sauerstoffmangel führt.

Man lernt nebenbei und eher unwillig auch solche Zusammenhänge noch einmal neu, die Nachrichten als Biobuchnachlieferung.

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Im Vorbeigehen habe ich ein Plakat gesehen, es war Werbung für die Bundeswehr. Die allgegenwärtige Personalnot, selbstverständlich auch bei denen. Ob man allerdings noch ganz bei Groschen sein kann (ich weiß gar nicht, aus welchen Tiefen der Erinnerung mir dieser Ausdruck gerade wieder einfiel, Ewigkeiten habe ich das nicht gehört oder verwendet, aber es ist doch ein absolut zauberhafter Boomer-Ausdruck, nicht wahr), wenn man auf ein Poster für die Armee unseres Landes „Hol Dir den Win bei der Bundeswehr“ schreibt – ich habe doch deutliche Zweifel.

Kopfschüttelnd und „Alle bekloppt“ murmelnd weitergehen. Ich freue mich weiterhin ungemein auf das spätere Krückstockgefuchtel im Rentenalter, es wird dann schon passen.

Ungemein gut wird es passen.

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Ansonsten war es ein gewöhnlicher Bürotag in Hammerbrook, es fiel nichts Blogbares an. Nieselregen und Werktagsdinge, immerhin harmonisch passend zur durchgehend freudlosen Stadtteilgestaltung und den sich dort jahrelang hinziehenden Großbaustellen, bei denen unfassbar viele Absperrungen alle paar Tage überraschend neu aufgestellt werden. Wie bei einem Brettspiel mit Gegenwartsbezug, finde Deinen Weg durch den Verkehr der Millionenstadt. Auf dem Lieferwagen vor dem Bürofenster aber steht der Slogan „Barrierefrei leben“, als ob das schon jemals auch nur einem Menschen gegeben war.

Der Mittwoch zieht sich zäh und fühlt sich früh ausgereizt an.

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Gehört: Eine Folge Radiowissen über Reich-Ranicki, mit Erinnerungen an den legendären Grass-Streit damals, 1995 war das. Als es in Feuilletons spannend zuging und es noch Leitmedien gab, die „man“ eben las und auf deren nächste Ausgabe man sich vielleicht sogar freute. Lange ist es her, und kaum noch kann man es den Jüngeren erklären. Tempi passati.

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Ein Kommentar

  1. Zum Thema sterbende Fische, wenn auch nur im sehr sehr kleinen Rahmen: Mir sind in noch keiner Saison so viel Pflanzen kaputt gegangen wie in dieser. Denn die sind mir schlicht und ergreifend abgesoffen in meinem kleinen Garten.

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