Eine normale, gut vorstellbare Geschichte

Christian schreibt hier über den vermeintlichen Rechtsruck, mit interessanten Links, und wenn Sie dazu noch etwas sehr Schräges hören wollen, dann empfehle ich Ihnen ein Zeitfragen-Feature über die Geschichte der Reichsbürger mit höchst bemerkenswerten Tonaufnahmen aus dem Jahr 1975.

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Gesehen, und besonders gerne gesehen: Mademoiselle Chambon. Es war wiederum ein Film bei arte, ich gucke da jetzt alles leer, bis ich wieder à jour bin.

Von 2009 ist dieser Film, er wirkt noch gegenwärtig. Regie Stéphane Brizé, von dem gerade noch mehr bei arte zu sehen ist. In den Hauptrollen Sandrine Kiberlain und Vincent Lindon, beide sind ausgezeichnet besetzt. Sie waren auch privat ein Paar, lese ich nach, und trennten sich, während sie im Film gerade laut Drehbuch zögerlich und kurz zusammenkamen. Ihr Beruf bietet spezielle Gelegenheiten für ironische Entwicklungen. Es müssen seltsame Erfahrungen sein, stelle ich mir vor.

Der Film gefiel mir jedenfalls, ein leiser, zurückhaltender, betont ruhiger Liebesfilm. Dezidiert unaufgeregt mit besonders schönen Szenen der unerklärlichen Annäherung. Nicht der übliche sexuelle Magnetismus, der viel leichter zu inszenieren ist, mehr diese schwer greifbare Irritation eines obskuren Nähewunsches.

Es wurde sehenswert abgebildet, wie eine erst kaum spürbare Anziehungskraft entsteht. Eine Anziehung, wo besser keine hingehört, wo sie nicht gut passt, wo sie zumindest etwas ungelegen kommt und dann auch andere mehr und mehr stört. Wie man damit umgeht, wenn das Gefühl doch nun einmal da und nicht mehr zu leugnen ist.

Wenn man also auf einmal dieses unerwartete Problem hat, diese einigermaßen unbegreifliche Zuneigung, die so nicht bestellt war. Die Verblüffung darüber und die nachfolgende Ratlosigkeit bis zur nachvollziehbaren Entscheidungsunfähigkeit, das spielen die beiden fantastisch. Kein fröhlicher Film, auch kein sehr trauriger Film. Eine normale, gut vorstellbare Geschichte mit einem besonders gelungenen Ende. Die lange Bahnhofsszene, hervorragend. Es gibt viele Liebesgeschichten, die mit Bahnhofsszenen beginnen oder enden, diese ist eine der besseren.

Deutliche Empfehlung jedenfalls für einen ruhigen, warmen Sommerabend bei leichter Schauerneigung und heraufziehender Bewölkung. Das Wetter wird dann zur Gefühlslage im Film gut passen.

Und bei der Kombination von Bahnhofszene und Liebe muss ich noch eben Agneta anlegen, das letzte Abba-Stück, es ist quasi Pflicht. So ein schönes Video war das, ich hätte mich in diesem Zug selbstverständlich auch in sie verliebt. Und wie.

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Gehört: Eine Folge Radiowissen über Iwan Turgenjew, von dem hier noch die „Aufzeichnungen eines Jägers“ bei den ungelesenen Büchern liegen, wie mir gerade beim Schreiben einfällt. Dieses Buch sollte ich vielleicht schon einmal auf den Herbststapel umsortieren. Ich könnte die Zeit nach der Sommerpause im Geiste bereits angehen, ich könnte hier und da und zumindest nebenbei schon etwas vorsorgen und zurechtlegen. Die Tage werden immerhin bereits wieder kürzer.

Außerdem hörte ich noch eine Sendung über Rosa Luxemburg. Da kann ich assoziativ gerade nichts anlegen, was aber nichts macht, glaube ich. Dennoch gerne gehört.

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2 Kommentare

  1. Tack för det ABBA video – et un grand merci pour la recommendation du film „Mademoiselle Chambon“, surtout pour le magnifique VINCENT LINDON.

  2. Was ich mich beim ABBA-Text schon länger frage Warum dauert eigentlich die Hinfahrt morgens eine Stunde und die Rückfahrt drei?
    (und ja: ich mag den Song – gehöre überhaupt zur „Generation ABBA“)

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