Ansonsten bin ich in diesem Urlaub, auf dieser Familienreise mit Ansage verhaltensauffällig und renitent. Immerhin betrifft es aber nur ein bestimmtes Thema, denn ich verweigere das Kochen.
Wie alle gestandenen Hausfrauen möchte ich einmal Pause von dieser alltäglichen und manchmal nervtötenden Verpflichtung haben, und wie viele Dachgeschossbewohner habe ich im Hochsommer kaum Spaß in der Küche. Ich brate an sonnigen Tagen selbst schon genug, da muss ich nicht noch einen Herd anmachen und den Raum zusätzlich erhitzen. Also ich muss schon, normalerweise. Ich will aber nicht. Ich möchte lieber nicht, ich bin Bartlebohm, der Schreiber.
Und nachdem ich mich jahrelang leise motzend in mein Schicksal gefügt habe, auch im Urlaub stets im Küchendienst zu bleiben, befinde ich es nun für pädagogisch wertvoll, zumindest gegenüber den Söhnen, nicht unbedingt auf die Herzdame bezogen, sie auch einmal machen zu lassen.
Das hat zunächst zur Folge, dass ich nach langer Zeit wieder ein Fertigessen à la Spaghetti Mirácoli esse. Nicht die Originalversion, aber ein ähnliches Produkt. Ich bin damit nicht aufgewachsen, wie lange gibt es das überhaupt schon: „In Deutschland wurde Mirácoli 1961 eingeführt und entwickelte sich zu einem der bekanntesten Fertiggerichte.“ In meinem Elternhaus kam es damals nicht an, warum auch immer nicht.
Ich habe dieses Produkt also im Gegensatz zu anderen Fertiggerichten nicht oft gemacht oder gegessen. Ich habe nur, wie alle in meiner Generation, in den Siebzigern und Achtzigern tausendfach die Werbung dafür gesehen. Das ist auch etwas kaum zu Erklärendes geworden, wie unvorstellbar oft wir bestimmte Werbeclips gesehen haben. Ohne sie wegklicken oder -wischen zu können, ohne auch nur den Ton auszumachen, alles so hingenommen. Ich nehme nicht an, dass die Generation der Söhne davon eine realistische Vorstellung hat.
Dann gibt es, eine deutliche Steigerung, fertig gekaufte Gnocchi mit Mozzarella und immerhin frischen Tomaten, was alle Beteiligten vor ein unerwartet großes Problem stellt. Denn der Käse soll auf das fertige Gericht und nicht vorher direkt aus der Packung gegessen werden. Eine schwere Lektion in Selbstbeherrschung, Geduld und Mäßigung, ich habe nicht wenig Spaß beim Zusehen.
Schließlich kommt der Wunsch nach besserem Essen auf. Man geht Möglichkeiten durch und überlegt hin und her, man erinnert sich an diverse Gerichte und fragt sich, wie schwer deren Zubereitung sein mag. Ob nicht irgendwas mit möglichst wenigen Zutaten dabei ist? Es gibt schließlich Pasta Pollo, nach dem alten und vielbewährten Rezept.
Mit frisch gepflückten Kräutern aus dem Garten vor dem Haus, mit Rosmarin also, der bei uns immer noch Großmarin heißt, weil er in Südtirol so riesig wird, und mit Thymian. Es ist im Vergleich zu den Tagen davor ein Fest der Kochkunst.
Und nach einer Woche Pause und etlichen Fertiggerichten habe ich fast schon wieder Lust, über das Essen selbst und vor allem allein zu bestimmen, in der Küche bei geschlossener Tür gänzlich ungestört zu sein, den Speiseplan ohne jede lästige Abstimmung festzulegen, habe ich also fast schon wieder Lust, der Familie wieder etwas zu kochen.
Es wird schon werden. Wie der ganze Rest vom Alltag.
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In der Familie, in der ich aufwuchs, kannte man in den Siebzigern Nudeln mit Tomatensauce noch nicht. Dann aß ich einmal Spaghetti Miracoli bei einer Schulfreundin – und stellte fest, dass Nudeln mit Tomatensauce wirklich besser schmecken als Nudeln mit Zucker.
Hallo Ihr Beiden,
Danke für den regelmäßigen Link in meinen Blog (auch wenn es ein Gastbeitrag ist) So denke ich doch wenigstens ab und an bei Euch reinzuschauen und freue mich, dass es noch echte Blogs gibt.
Willkommen zurück in Hamburg, wir sind auch gerade erst wieder zurück und ich mache mich dann gleich mal daran bei uns wieder zu schreiben.
Schöne Grüße
Volker