Mit Obst durch das Jahr

Die Reisebloggerei hat also wieder ein Ende gefunden und erneut nett bewiesen, dass einem das Unterwegssein die Zeit seltsam ausbeult. Ein Tag der Reise ergibt etwa zwei, wenn nicht sogar drei Tage im Blog. Und es sind dann in der Regel auch Tage, über die man sich mehr Gedanken als sonst gemacht hat. Wäre ich Reiseblogger und reich, ich lebte langsamer und länger. Oder was auch immer daraus abzuleiten ist.

Mehr Reisen bekomme ich nach dem momentanen Stand der Erkenntnis allerdings nicht hin. Schon wegen der fortwährenden Belästigung durch die Berufstätigkeit nicht, aber auch durch andere Hindernisse, die im Weg herumstehen. Bis hin zum eklataten Mangel an Fernweh, der auch eine Rolle spielt und mich Reisen stets erst genießen lässt, wenn ich unterwegs bin. Das ist nicht hilfeich bei der Planung, wie man sich vorstellen kann.

Jetzt gerade sollte ich etwa in Essen sein, was wir aber aus wenig angenehmen Gründen nicht geschafft haben. Ich muss die Berichterstattung daher anderen überlassen.

Wobei das zweite Halbjahr, welches zwar einerseits gerade erst begonnen hat, sich aber andererseits auch schon bedenklich dem Ende zuneigen wird, sobald ich mein Büro in der nächsten Woche wieder betrete, noch Überraschungen beinhalten kann.

Und zumindest einen kurzen Trip schaffen die Herzdame und ich vielleicht noch im frühen Herbst, es wird sich wohl eine Option ohne Söhne ergeben. Ich werde berichten.

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An den ersten beiden Tagen nach der Südtirolreise haben die Herzdame und ich viel zu erledigen. Viel zu viel wird es dann, im Haushalt, bei den diversen administrativen Fragen und Komplikationen, bei den Vorbereitungen auf den Alltag in der nächsten Zeit. Die Herausforderungen und Probleme dabei sind teilweise so absurd und seltsam übersteigert, bis hin zum still und kläglich versagenden Automotor, zur nicht startenden Geschirrspülmaschine und zu streikenden Home-Banking-Apps und dergleichen, dass wir nach der unerwartet mühsamen Abarbeitung eigentlich sofort neuen Urlaub brauchen. Die Laune sinkt nicht unerheblich.

Frau Novemberregen hat den für mich passenden Tonfall zum Aktionsprogramm der verbleibenden Hochsommertage: „Okay, es ist Sommer, eine Million Grad, was soll ich schon machen? Meine Güte.

Ja, so in etwa die Gefühlslage.

Ich bin für die erlebte Hitze im Süden dennoch dankbar, das war wie bestellt. Denn ich habe durch sie wieder die obligatorische und sich unverzichtbar anfühlende Herbstbereitschaft erreicht. Es wäre ohne diese Reise vielleicht etwas knapp geworden in diesem Jahr, denn das regenreiche Wetter in Hamburg hat bisher keine befriedigende Sommersattheit herstellen können. Trotz der wie immer zu warmen Wohnung. Aber nach diesem Trip durch die für mich große Hitze da unten – es wird dann schon okay sein, wenn die Jahreszeit demnächst wechselt. Ich finde es beruhigend, wenn ich diesen Zustand erreiche. Es fühlt sich richtig an und gehört so.

Die Herzdame und ich essen passend zum etwas zu früh erwähnten Thema Jahreszeitenwechsel den ersten Pflaumenkuchen vom Bäcker. Er ist allerdings sauer wie Fruchtessig und keine rechte Freude. Aber gut, haben wir diesen Saisonmarker auch pflichtgemäß mitgenommen und verspeist. Mit Obst durch das Jahr. Ich werde es später bei den Mandarinen sicher wieder erwähnen, das Blog als Gebetsmühle betrachtet.

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Im Stadtteil sehen wir noch überall die Reste vom CSD, den wir diesmal verpasst haben. Es fallen immerhin noch einige Bilder an.

Eine mit Kreide bemalte Ziegelwand, ein großes Herz, unter dem Liebe steht

Eine mit Kreide bemalte Ziegelwand, der Schriftzug: "Gleiche Rechte für alle" und zwei Herzen

Ein Pappschild an einem Fenster, von Hand beschrieben: "Bitte nicht vor unserem Schlafzimmerfenster pinkeln! Danke und Happy Pride"

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Gesehen: Diese Doku bei arte über Meryl Streep.

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Gehört: Ein Zeitzeichen zu Tove Jansson. Ich hatte mit den Mumins nie Kontakt, habe diese Bücher irgendwie immer verpasst, aber ihr Sommerbuch etwa ist mir in guter Erinnerung, das mochte ich.

Außerdem habe ich nach längerer Pause wieder ein Hörbuch gehört, „Das hohe Fenster“ von Raymond Chandler. Deutsch von Ulrich Blumenbach, gelesen von Thomas Sarbacher. Einige Kalauer in den Smalltalksequenzen zwischen den ach so harten Kerlen klingen deutlich so, als hätten sie auch dem gerade verstorbenen Rainer Brandt gefallen können.

Gelesen: Weiter im Zeno Cosini, für den ich zu lange brauche. Es regt sich ein fast sportliches zu nennendes Gefühl der Bewältigungabsicht. Am Ende wirkt Olympia, wovon ich wenig, fast gar nichts mitbekomme, doch auch auf mich. Lesen bis zum Gold der letzten Seite.

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