Trotzsport

In den sozialen Medien sehe ich wieder reichlich Infektionsmeldungen. Es sind jedenfalls mehr, als auf den Nachrichtenseiten vermeldet werden, wo das längst kein Thema mehr ist. Oder nur eines am Rande, ganz unten irgendwo. Es liest sich auf Mastodon, Bluesky etc. tageweise so, als hätte man die Corona-Viren wie Schrot in die Timelines geschossen. Eine Krankheit nach der anderen wird angezeigt, eine üppige Kollektion von Schnelltestergebnisbildern. Mehr wohl noch als bei meiner letzten Eskalationsmeldung dieser Art, die aber auch nicht lange her ist, einige Wochen nur. Wir haben etwas Wellengang, to say the least. Nein, wir haben ihn vermutlich dauerhaft.

In Hamburg gehen die Sommerferien noch bis Ende August, daher können die Herzdame und ich dem im Moment vielleicht noch entkommen. Das gilt dann nicht mehr lange, wir müssen uns wieder auf etwas gefasst machen. Mit Schulkindern ist man nach wie vor chancenlos.

Womit ich nicht einmal eine Meinung oder eine gesundheitspolitische Idee verbinde, ich schreibe nur mit. Für Meinungen und Ideen ist es mir entschieden zu warm, ich denke nur noch begrenzt.

Ansonsten nämlich eine schwüle Hitze in der Stadt, die es in sich hat. Hamburg als Troparium, südlich anmutendes Treibhaushanseatentum. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings groß, dass es bei Ihnen noch schlimmer als bei uns war oder ist, ich weiß. Der Norden kommt in diesen Tagen noch besser weg als der Rest des Landes, und es weht auch wieder dieser seltsame Wind, den ich nun schon so oft erwähnt habe, weil es eben ein Ganzjahreswind ist. Immerhin also weht dieser obskure Wind, und ich möchte nicht wissen, wie es sich ohne ihn anfühlen würde.

Na, aber Sie wissen das ja jetzt. Und schön ist es sicher nicht.

In Madrid, wo man sich mit Hitze doch bestens auskennt, werden die Nächte immer heißer, und das ist auch denen dort neu, habe ich gerade im Radio gehört. Die Parks, die sonst niemand nachts betreten hat, wie vermutlich in allen Großstädten auf der Welt, sind am späten Abend auf einmal gut besucht, weil es dort nach Einbruch der Dunkelheit schön kühl ist. Man kennt sich mit Hitze aus in Madrid, das ist richtig. Aber auch nicht mehr in diesen Dimensionen, der Wandel nimmt entschieden Fahrt auf. Das Meer vor Mallorca ist über 30 Grad warm, man liest es so nebenbei.

Ich gehe kaum raus an solchen Tagen. Ich will nicht in die Sonne, es fühlt sich unter ihr nicht richtig an. 10000 Schritte in der Wohnung herumgehen, das ist dann mein Trotzsport. Nur weil es mir draußen zu warm ist, gebe ich doch nicht meinen Schrittdurchschnitt auf. Wo ich endlich bei exakten 12000 Jahresdurchschnittswert pro Tag angekommen bin. So etwas will gepflegt werden und verlangt dann entschlossenen Einsatz zwischen Wohnzimmer und Eingangstür, immer hin und her. Mit Abstechern in die Kinderzimmer, jedenfalls wenn die gerade leer sind.

Man kann beim Gehen auch Serien sehen, stelle ich fest, und mache mehr Meter.

Mit einem Sohn habe ich am Nachmittag einen Termin bei Kieferorthopäden. Bei denen ist es angenehm klimatisiert. Dort könnte ich länger bleiben, denke ich aufatmend im kühlen Wartezimmer, aber es geht dann alles überraschend schnell.

Kurz überlege ich, das späte Richten auch meiner eigenen Zähne anzusprechen, um noch etwas Zeit in dieser so wohltemperierten Praxis zu gewinnen. Aber dann denke ich, bis es da freie Termine für mich geben wird, ist es sicher schon wieder Herbst, wird es draußen also herrlich kühl sein, neblig am Morgen, regenfeucht am Tag und ach so frisch in der Nacht. Ich gerate ins Träumen und sage doch nichts.

Durch die Hitze nach Hause.

Im Bild noch einmal die attraktiven Neubauten um die Ecke.

***

Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

 

 

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert