Ein weiteres Update zum Thema Klimawandel und Tourismus, inkl. „Coolcation“, ohne neue Vokabeln kommen wir bei keinem Thema aus. Neulich, wo ich schon beim Vokabular bin, habe ich einen Kollegen in irgendeinem Call gehabt, der gerade auf Workation war. Er sprach von einer Insel im Mittelmeer, es war eine Erwähnung nebenbei. Und das Interessante war für mich, dass es nicht weiter interessant war. Dass Workation in dieser Saison also auch schon das neue Normal war. So schnell kann es gehen, und da haben wir sie dann schon wieder, unsere Anpassungsfähigkeit.
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Ich erwähnte neulich in etwas längerer Ausführung den Herbst und seine dekorativen Phänomene im Blog, prompt wurde in Hamburg eine weitere Woche bester Spätsommer ausgeliefert und nachgeschoben, in feinster Qualität. Ich ging an einem seltsam warmen Abend durch die benachbarte Ausgehmeile mit der schnell wiederbelebten und ausnahmslos voll besetzten Außengastro. Es war ein wenig, als hätte man ein abgelaufenes Stück schnell und spontan noch einmal auf den Spielplan gesetzt und die Kulissen fix wieder auf die Bühne geschoben, noch eben kurz abgestaubt. Ich hörte von Tisch zu Tisch beim Passieren Sätze wie:
„Jetzt ist es wieder Sommer.“
„Doch noch ein Sommerabend.“
„Das muss man jetzt aber genießen!“
„So schnell ist der Sommer nicht vorbei.“
„So kann es gerne immer weitergehen.“
Smalltalk-Elemente sind das, bei denen man sogar dann eloquent anschließen könnte, wenn man in dieser Art der Gesprächsführung eher unterbegabt ist. Nur das Wort Klima dabei besser vermeiden, denn es passt nicht in jedes Gespräch, und man kann auch nicht immer alles mitdenken, nicht einmal als Spielverderber vom Dienst.
Auf dem Platz vor der Kirche die Kreuzigungsgruppe im Freien und im letzten Sonnenschein. Die Replik eines Kunstwerks aus dem Mittelalter ist das, die drei Angenagelten aus Bronze oben auf ihren Sockeln, Maria und Johannes trauernd davor. Wenn man aus dem richtigen Winkel hinaufsieht, erkennt man ein gewisses Überdrehen der Symbolik, denn unter der linken und der rechten Achsel Jesu erkennt man emsig webende Kreuzspinnen, die seinen gequälten Körper silbrig umnetzen und offensichtlich gut Bescheid wissen, wo sie hingehören.
„Herbst ist, wenn die Spinnen überall sind“, pflegte mein Vater zu sagen, der diese Tiere ganz und gar nicht leiden konnte, und danach ist es in dieser Woche so weit. Augusttemperaturen hin oder her.
Ich erwähnte andererseits auch die Migräne im Blog und entwickelte kurz darauf heftige Kopfschmerzen, die so eine gewisse Richtung hatten, so einen bestimmten Zug ins dermaßen Abseitige und Übersteigerte, dass ich der Arbeit lieber einen Tag fernblieb und ungewöhnlich lange mitten am Tag die Augen zugemacht habe … es ist manchmal doch lästig mit diesen unweigerlich erscheinenden Interaktionen zwischen Text und Welt.
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Es gab ansonsten einen ersten Elternabend des neuen Schuljahres. Ich wurde als Vertreter der Elternvertreterinnen gewählt, mit einer Zustimmungsrate wie in besonders unverschämten Diktaturen. Man muss bei diesem Amt in aller Regel nichts machen, also tatsächlich überhaupt nichts. Und es wurde allgemein festgestellt, dass ich das in der Vergangenheit, in der ich diese fürs Protokoll doch wichtige Rolle bereits routinemäßig innehatte, gut gemacht hatte, dass mein Nichtstun also angemessen und passend war.
Auch einmal gelobt werden! Man muss immer darauf sehen, wo man es sich zusammensuchen kann.
Auf den Bildern im Text oben noch einmal die Fassaden des Sprinkenhofs, dann die Steinstraße in einem zäh abgewarteten autoleeren Moment, unten schließlich der Blick über den Nikolaifleet, von der Großen Johannisstraße aus.
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