Ein erster Herbststurm, etwas unbeholfen und tapsig, eher noch kindlich verspielt und ungeübt, sah kurz in der Stadt vorbei und kühlte sie um einige weitere Grade ab. Er verbog auch einige Regenschirme und durchnässte die Passanten in den Fußgängerzonen mittels einiger hastig hingeworfener Schauer. Schubste hier und dort etwas von den Balkonen, einige kleinere Blumentöpfe zerklirrten auf den Fußwegen neben umgestürzten Werbeaufstellern vor Läden. Mit etwas Mühe verschob er auch einige Stühle und Tische in der Außengastro um wenige Zentimeter, spielte außerdem unkonzentriert mit dem herumliegenden Laub in den Parks und verpasste Alster, Bille und Elbe nebenbei einige flüchtige Wellen. Nichts davon wirkte ernstgemeint und entschlossen.
Rauschte dann schnell wieder ab, dieser Sturm, und murmelte im Verwehen noch etwas von großen Brüdern und später, es sollte sicher bedrohlich klingen. Na, man wird es dann ja erleben.
Die Menschen in den Fußgängerzonen nahmen die Kapuzen wieder ab und schlossen die Schirme. Sie öffneten die Jacken, sahen noch einmal nach oben und sagten, was sie nach dem Regen immer sagen: „Geht schon wieder.“
Ich las weiter und zufrieden in „Es waren Habichte in der Luft“ vom Lenz. Es liest sich umso besser, wenn draußen wieder ein Wetter stattfindet. Währenddessen meldete die Herzdame, die trotz Wind und allem in unseren Garten gefahren war um sich mit Brombeeren anzulegen, von dort mit Bildbeweis einen toten Bussard. Der lag mit weit ausgebreiteten Flügeln von beträchtlicher Spannweite vor der Laube. Noch nie einen Bussard so deutlich und nah gesehen. Dazu musste er erst das eigentlich Bussardhafte aufgeben, um so betrachtet werden zu können. Spuren von Gewalteinwirkung waren an dem großen Vogel nicht zu erkennen, auch Bussarde sterben irgendwann einfach so, nehme ich an.
Habichte in der Luft also, dazu ein Bussard am Boden. Wenn es traditionell zugeht und wie es sich gehört, wird bald noch ein weiterer Vogel aus dieser Familie ins Spiel kommen. Wo mag der auftauchen und was mag es dann sein, ein Sperber, eine Weihe, ein Milan, ein Adler? Ich passe weiter auf.
In den Gärten, das immerhin wissen wir, wohnen auch große Eulen. Ich weiß die Art nicht exakt zu benennen, es werden wohl Waldkäuze sein. Eine Belehrung aus der Wikipedia dazu: „Die Differenzierung der Bezeichnungen „Eule“ und „Kauz“ ist eine Besonderheit der deutschen Sprache und hat keine Entsprechung im Sinne einer zoologischen Systematik.“
Das kann man dem nächstbesten komischen Kauz dann mal klarmachen, dass er eigentlich eine Eule ist. Und schon wird man selber einer oder eine.
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Was macht man denn mit einem toten Bussard?
Man entsorgt ihn.
Ist das nicht eine geschützte Tierart? Vermutlich hätte ich erst die örtliche Polizeidienststelle angerufen.
Aber ja, auch Bussarde sterben irgendwann.
Da gibt es doch noch was in der Lyrik, „Tage mit Hähern“, das wäre vielleicht was für den Vogeldreier