Kontrastprogramm

Gehört, zumindest schon halb gehört und bereits gut gefunden – eine Lange Nacht über Hans Fallada.

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Vanessa notiert, was man aus ihrer Sicht gegen den Rechtsruck tun kann.

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Giardino berichtet von der Isle of Mull. Für mich wieder eine amüsante Querverbindung, denn ich fing gestern beim Spazierengehen das Hörbuch „Die tollen Männer“ von Robert Louis Stevenson an, es wird gelesen von Rolf Boysen. In dem Buch heißt der Schauplatz der Handlung Aros. Im Text von Giardino wiederum kommt der Ort Aros Park vor. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass ein solch entlegener Begriff, den ich vorher nicht einmal kannte, mir gleich zweimal in so kurzer Zeit begegnet?

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Am Sonnabend gab es im weiteren Verlauf ein rabiates Kontrastprogramm. Vom milden Mörike am Morgen auf dem Land in Nordostwestfalen, ich berichtete, zum ruppigen Großstadtrealismus in nur wenigen Stunden. Am späten Nachmittag, gleich nach der Ankunft in Hamburg, ein ausgedehnter Spaziergang in Richtung Hafen und bei letztem Sonnenlicht runter zu den Landungsbrücken. Mit Aussicht auf eine urbanromantisch bei Blohm & Voss langsam ins Dunkel abtauchende Elbe, was eine große Zahl von Touristen entlang der Promenade hervorragend inszeniert fand. Das Publikum auf den üblichen Aussichtsplätzen gab sich beeindruckt und hochzufrieden. Gute Großstadt, gerne wieder.

Blick von der U-Bahnstation Rödingsmarkt aus in Richtung Gedächtniskirche, letztes Sonnenlicht spiegelt sich in den Fassaden der Büros

Elbphilharonie und umgebende Gebäude im Sonnenuntergangslicht

Der Uhrturm an den Landungsbrücken im Abendlicht, Passanten am Geländer der S-Bahnstation im Gegenlicht

Die Helgoländer Allee hoch. Wo zwei Touristenkinder staunend vor den Lagerstätten der Obdachlosen unter der U-Bahn-Brücke standen. Sie fanden diese ebenso witzig wie wildromantisch und kommentierten sie laut. Ihre Eltern wussten nicht recht, was sie dazu sagen sollten, sie kamen wohl aus einer Gegend, in der sie so etwas bisher nicht erklären mussten. Auch das ist ein Kontrastprogramm, und ich kann es verstehen, wenn einiges in der großen Stadt ausgesprochen schockierend auf Menschen aus besinnlicheren Gegenden wirkt. Viel gelernt damals, als die Großeltern der Herzdame, die kaum je aus dem Heimatdorf herauskamen, einmal (und nur einmal) bei uns in der Stadtmitte waren.

Bei ihnen habe ich den Kulturschock gründlich mitbekommen und verstanden. Die beiden hätten auch ein anderes Universum mit vielarmigen Aliens besuchen können, so fremd war ihnen vieles, was bei uns Alltag ist. Auf dem kurzen Weg von unserer Wohnung zur Alster gingen sie über eine Straße mit so viel Spuren, wie sie es sonst von der Autobahn kannten. Nur um dann auf vermeintlich sicherem Boden von irrsinnig schnellen Inlineskatern, pöbelnden und klingelnden Radfahrern und zahllosen Joggerinnen umgenietet zu werden. Sie konnten es kaum fassen, und nichts daran fanden sie schön.

Über die Reeperbahn, die sich gerade zusehends für das übliche Samstagabendprogramm füllte, ging ich zur S-Bahn. Und dann bloß schnell weg aus der Standardamüsierzone, noch vor dem Eintreffen der partywilligen, durstigen Massen. Die ersten Gruppen liefen schon auf, es wurde hier und da bereits eng auf dem Fußweg, es wurde schon Alkohol herumgereicht, es wurde schon lauter.

"Bier Burger Wings" steht in Neonschrift an einem Eckfenster der Tanzenden Türme auf der Reeperbahn

Der Lucullus-Imbiss auf der Reepeerbahn im Dunkeln mit leuchtenden Neonlampen und -schriften

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Nach Hause und mit Buch ins Bett, weiter im Anatol Regnier.

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