Ein weiterer unangenehmer Werktag der dramatisch überladenen Art. Zu viele Themen, zu wenig Zeit, und ich sehe nicht, dass das bald besser werden kann. Nicht in den nächsten Wochen, nicht in den nächsten Monaten. Problem.
Später am Tag dann ein Behördentermin mit beiden Söhnen. Vorher den passenden Tag und die Uhrzeit online bestellt, vor Ort an der Servicestelle exakt auf die Minute genau aufgerufen worden. Pünktlich wie ein Uhrwerk waren die Beamten dort. Freundlicher bedient worden als in vielen Läden oder Coffeeshops hier, geradezu ungewohnt herzlich.
Nach zehn Minuten schon wieder draußen gewesen, mit allen Papieren, Stempeln und Belegen, auch mit sinnvollen Informationen. Zwischendurch mitbekommen, dass am Nebentisch mit zwei Personen, die nur gebrochenes Deutsch sprachen und behördliche Anforderungen nicht gleich verstanden, angenehm einfühlsam und geduldig umgegangen wurde.
Es gibt schon auch Szenen und Abläufe im Zusammenhang mit dem Staat und der Stadt, die funktionieren, die richtig gut funktionieren. Nicht immer, nicht bei jedem Thema, nicht in jedem Bundesland oder in jeder Gemeinde, ich weiß. Die Menschen aus Berlin winken vermutlich wieder routiniert an dieser Stelle ab. Aber immerhin bei uns und gestern und bei diesem Anliegen. Muss man auch einmal würdigen.
Ich könnte passend dazu noch erwähnen, dass auch Autoparkplätze in Fahrradparklätze umgewandelt werden, etwa direkt vor unserer Haustür, und dass ich das richtig finde. Oder dass Fahrradwege in der Nähe neu entstehen. Sicher nicht genug, vermutlich auch wieder nicht sicher genug, aber immerhin überhaupt. Und dass die Schule um die Ecke gerade neu gebaut wird, ziemlich schnell sogar, das gehört ebenfalls in diesen Kontext.
Ja, ich vermerke das alles eben. Zwischen dem routinierten Genörgel, den Zweifeln und dem Fatalismus.
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Beim Abendspaziergang, nach viel zu viel Zeit am Schreibtisch und nach dem Abfüttern der Familie, gehe ich an einem älteren Paar vorbei. Sie haben sich auf die Stühle vor einem geschlossenen Restaurant gesetzt, nein, sie sind dort eher niedergesunken, so sieht es aus. Mit denen stimmt etwas nicht, das erkennt man gleich. Er wirkt apathisch, sie wirkt eher panisch, da wird etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein.
Sie merkt, dass ich kurz hinsehe, ob da etwas zu machen sei, und sie fragt mit großer Dringlichkeit: „Wissen Sie, wo wir sind?“ Sie fragt es so, als sei es nicht einigermaßen selbstverständlich, das zu wissen. Was es, wenn man darüber kurz nachdenkt, auch nicht ist.
Ich weiß allerdings, wo wir sind, wenn ich schon sonst nicht viel weiß, ich sage es ihr. Daraufhin kann sie für ihren Mann einen Krankenwagen rufen, der nach wenigen Minuten auch kommt. Meine verspätete Runde um den Block hat auf einmal etwas Sinnzuwachs. Das ist an diesem Tag ebenfalls positiv zu werten, finde ich, denn manchmal kann man schon dadurch hilfreich sein, dass man weiß, wo man ist.
That was easy! Es gibt überdimensionierte Spielzeugbutttondinger, die diesen Satz abspielen, wenn man draufdrückt. Ein Kollege hatte so einen lange auf seinem Schreitisch stehen: „That was easy!“ Er hat da oft draufgedrückt, es gab genug Anlässe. Vielleicht gab es damals auch noch mehr Anlässe als heute, aber das könnte eine der vielen Nostalgiefallen sein. Er war außerdem umschaltbar, dieser Button, fällt mir gerade wieder ein. Und der andere einprogrammierte Satz war: „That was bullshit!“ Das hat man auch oft aus einem Büro gehört.
Zwischen diese beiden Sätze passt unser ganzer Alltag. Im Büro und auch da draußen.
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Das Konzept der guten Nachrichten 🙂 habe ich gerne gelesen zum Tagesstart …
„Schreitisch“ ist natürlich auch ein ganz wundervoller Verschreiber.
Kann man so stehenlassen.
Die wahnsinnig freundlichen und zuvorkommenden Beamtinnen kann ich auch aus Berlin bestätigen. Es ist nicht so einfach, zu ihnen vorzudringen. Aber im Termin selbst: ein freundliches Mitdenken, das jeden Einzelhandel neidisch machen sollte.