Die Innenstadt wird währenddessen weiter forciert vergemütlicht, hier im Beispiel der Markt auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz, kurz vor der Eröffnung.
Die großmütterliche Uhr im Bild mit doppeltem Festverdeutlichungssternchen als Möglichkeit der Traulichkeitskonzentration im Dingsymbol. An allen Bretterbuden klemmt derartiges. Eiche rustikal mit Märchenelementen, dunkles Holz, Vergangenheit, Wald, Bäuerliches, Vorindustrielles, Handwerkliches. Zeug aus einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.
Zwischen zwei großen Tannen in Kübeln das Wort „Winterwald“ geklemmt, ach schön, Illusion fast perfekt, nach dem dritten Glühwein spätestens.
Wenn man die Symbole von den Buden herunternimmt und nebeneinander aufreiht, ergeben sie abgelesen gewiss ein Volkslied. Im Grunde klemmt da das komplette Lyrikvokabular der damals so reich und schön vertonten Epoche, und von der Straße her ein Posthorn klingt.
Na, wenn es denn hilft. Man muss doch in Stimmung kommen. Sagt man.
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Über den großen Widerwillen nachgedacht, mit dem nicht nur ich jetzt auf die Nachrichten aus Deutschland und der Welt sehe. Alles ekelhaft finden, tatsächlich ekelhaft, mit körperlich spürbarer Abwehr, ekelhaft, dumm und empörend. Aber überhaupt keine Nachrichten mehr zu lesen, das wird auch keine dauerhaft vernünftige Option zu sein. Am Ende muss man aus gewissen Entwicklungen Maßnahmen welcher Art auch immer ableiten. Das ist immerhin möglich, was weiß ich.
Ich habe noch keine Lösung für dieses Dilemma gefunden, abgesehen von der Simpelstrategie, kategorisch nur noch die Schlagzeilen zu lesen. Es ist alles enorm unbefriedigend, und man wird sich doch über Jahre mit diesem Zustand arrangieren müssen. Und darf dabei nicht einmal vergessen, dass es schon ein Privileg ist, ein großes sogar, wenn man sich mit etwas nur arrangieren muss. Quasi Kleinigkeit.
Aber es ist wie immer, das Relativieren bringt keine seelische Erleichterung und ist eine nur höchst theoretisch wirksame Kur.
Währenddessen poppen auf den Fußwegen bereits die Wahlplakate auf, in merkwürdiger Konkurrenz zur Weihnachtsdeko. Mit immerhin sinniger Verknüpfung der beiden Themen, wenn es um den Wahrheitsgehalt geht. Es ist alles sehr besinnlich, entschieden sozial auch, klimafreundlich und doch wachstumsorientiert, wunderbar heimelig und sicherheitshalber auch tief empfunden christlich, dabei aber doch irgendwie für alle und selbstverständlich für die Zukunft, sicher doch, bei Bedarf aber tief in der Vergangenheit verwurzelt.
Und Putten und Politiker, sie lächeln so lieb.
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Egal. Wieder positiv enden, einfach wie gestern noch einen Moustaki anhängen. In der Dichtung und den anderen Künsten werden ebenfalls Versprechungen und Slogans geliefert, so ist es ja nicht, sie klingen nur besser:
„Je déclare l’état de bonheur permanent
et le droit de chacun à tous les privilèges.”
Das ist mal eine Ansage.
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Als DDR-Kind habe ich bei „und der Zukunft zugewandt“ sofort die alte Hymne im Ohr. Nun stelle ich mir vor, dass das Absicht war und lächle in mich hinein.