Ein Update der Gesprächseinstiegsmöglichkeiten

Vorweg ein herzlicher Dank für die Zusendung eines Schreibgeräts vom Wunschzettel, sehr fein! Es lag kein Zettel dabei, ich winke daher ebenso vage wie erfreut in die Runde.

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Eine neue Frage im Smalltalk fiel mir auf. Eine kleine Anpassung an neue Gegebenheiten, eine zeitgemäße Version des Gesprächseinstiegs: „Und, warst du schon krank?“

Ja, so kann man das fragen, während Virenwellen verschiedener Art durchs Land ziehen, durch Firmen, Schulen etc. Es geht nicht mehr um die Frage, ob man krank wird, so viel steht ohnehin fest, eine gewisse Spannung liegt nur im zeitlichen Faktor. Und wie gut es zu den Randbedingungen passen wird, wie schnell und folgenlos man bei dieser Runde damit durch sein wird, das natürlich auch.

Nächste Woche haben wir den Impftermin, fällt mir ein, Grippe und Corona. Für die Wahl dieses Termins habe ich vor Wochen verschiedene Artikel bemüht genau gelesen. Solche Artikel, die mir einigermaßen abgesichert und kompetent vorkamen. Ich dachte danach dennoch, dass die Empfehlungen nicht eindeutig seien und ich ebenso gut einen Dartpfeil auf den Wandkalender werfen könnte, um die richtige Woche für die Auffrischung des Impfschutzes zu erwischen.

Aber ich habe gar keinen Wandkalender, Signorina, fiel mir dann ein, und ich dachte es selbstredend mit starkem italienischem Akzent. Was Jüngere aber auch nicht mehr verstehen (1992 lief die Werbung zum Zitat im Fernsehen, falls Sie sich das gerade fragen).

Wir haben die Terminwahl für die Impfung weitgehend der ausführenden Praxis überlassen. Immer ist irgendwo etwas Glücksspiel im Leben, immer lässig dem Schicksal etwas Spielraum einräumen.

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Im Discounter fehlt die Hälfte des Personals, um noch kurz beim Thema zu bleiben. Die noch arbeitsfähigen Angestellten sagen es pausenlos auf, um der Kundschaft zu erklären, was alles nicht geht und warum es alles länger dauert. Also noch länger, denn es fehlt oft ein wenig Personal. Eine räumt gerade Obst und Gemüse ein, es kam eine Lieferung und sie steht allein vor einer Unmenge von Rollwagen mit frischer Ware und fängt also an, Palette um Palette. Sie hat etwas vor sich.

Eine Kundin tritt auf sie zu, tippt sie an und fragt, kein Scherz, ob sie das nicht alles etwas schneller machen könne. Sie würde noch einiges brauchen und überall diese Lücken in den Regalen, das ginge doch nicht, und sie zeigt mahnend auf die so ärgerlichen Leerstellen, also wirklich. Die Angestellte des Discounters wiederum zeigt wortlos auf die Menge der unausgepackten Ware, hebt die Schultern und fragt die Kundin bewundernswerterweise nicht, ob sie noch bei Verstand sei.

Was ist mit den Leuten.

An den Kassen die langen Schlangen, die Kunden pöbeln, fluchen, meckern, knurren, einige bemerkenswert enthemmt. Auch nach mehreren Jahren mit auffälligem Personalmangel noch, als sei das alles neu und gänzlich unerwartet. Und alles bekommen unweigerlich die ab, die noch arbeiten.

Ich stelle mir vor, dass die Pöbelnden nach dem Einkauf zu ihrem eigenen Arbeitsplatz gehen und dort ebenfalls angepflaumt werden, weil auch dort fast unweigerlich Kolleginnen und Kollegen fehlen und alles nicht so schnell geht … es ist ein Karussell der schlechten Laune und der Befindlichkeiten. Ein gut laufender Prozess zur weiteren Absenkung der kollektiven Stimmung.

Ich gehe zum Arzt, ein Vorsorgetermin. Nicht das übliche Männerding, an das man bei der Gelegenheit routinemäßig auch kurz erinnern kann. Schicken Sie ihren Partner da ruhig hin, falls Sie gerade einen zur Hand haben, der geht nicht freiwillig, wie es Statistiken nach wie vor belegen. Man hat aber auch noch andere Körperteile und also Lästigkeiten, die der regelmäßigen Wartung und Pflege bedürfen.

In der Praxis fehlt, man ahnt es bereits, etwa die Hälfte des Personals. Alles dauert heute etwas länger. Es wird einem auch gleich beim Hereinkommen aufgesagt und es überrascht nicht, man kennt diese Texte mittlerweile.

Neue Patienten werden in dieser Praxis nicht mehr aufgenommen, schon lange nicht mehr. Alles ist längst ausgelastet, wie bei so vielen fachärztlichen Praxen in dieser Stadt. Jemand kommt herein und bittet in deutlich fordernder Formulierung um Aufnahme und baldigen Termin. Er bellt eine Terminanforderung, so kann es man auch nennen. Es wird ihm erklärt, wie die Lage ist.

Der Mensch gibt sich damit nicht zufrieden. Auch er pöbelt herum, gut vergleichbar mit den Kunden in den Kassenschlangen der Geschäfte. Er beleidigt die Frau am Empfang der Praxis. Immer ausfälliger, immer gehässiger und persönlicher, es entgleist und reicht dann im weiteren Verlauf bis knapp vor den Anruf bei der Polizei.

Was ist mit den Leuten.

Und wieso sind diejenigen, die sich gar nicht mehr benehmen können, die sich besonders deutlich im Ton vergreifen und ein allzu offensichtliches Affektkontrollproblem haben, so oft Menschen, die etwa in meinem Alter sind, ein wenig älter vielleicht. Was stimmt ausgerechnet mit meiner Generation nicht, was lief oder läuft da falsch.

Das auf Tiktok, Instagram etc. bekannte Phänomen der durchknallenden Karen, das längst von dem anfangs zentralen Rassismus-Aspekt zu anderen Themen verallgemeinert worden ist und aus den USA in etliche andere Länder wanderte, es bezieht sich ebenfalls auf ungefähr meine Altersgruppe und etwas aufwärts, auf Boomer also in Deutschland.

Deutlich ältere Menschen schütteln stumm und indigniert die Köpfe, deutlich jüngere Menschen sehen und gehen gechillt weg. Die in meinem Alter werden beleidigend, laut und übergriffig. Sie werden etwas später gewiss angenehme Patientinnen in der Pflege etc., man kann es sich lebhaft vorstellen.

Aber es wird dann ohnehin nur die Hälfte des Personals für sie da sein, vielleicht auch ein Drittel nur, ein Viertel.

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Im Bild ohne jeden Zusammenhang ein Blick von der Fleetinsel in Richtung Hafen.

Alte Ziegelfassaden an Fleetufern, Blick von der Fleetinsel Richtung Hafen

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Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Zwei Drittel meiner Familie hats schon erwischt – ich bin dankbar, dass es mich nicht auf der Dienstreise nach Amsterdam und bei den Zugfahrten flach gelegt hat. Es wäre allerdings schon gut, wenn ich beim Vortrag nächste Woche noch Stimme und eine angenehme Körpertemperatur habe …. die Unfreundlichkeit beobachte ich leider auch hier und da ….

  2. Meine Tochter musste neulich eine Hausarbeit über schwarze Pädagogik schreiben. Sie hatte einen Erziehungsratgeber der späten dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts ausgeliehen (von Hanna Arend, glaube ich). Darin wird beschrieben, wie Kinder schon im Säuglingsalter lernen, sich selbst zu regulieren und die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, zum Wohle des großen Ganzen. Aus heutiger Sicht gruselig, aber, wenn man darüber nachdenkt, erklärt es vielleicht das Phänomen der Nörgel-Boomer.

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