Es gab im Heimatdorf der Herzdame, ich erwähnte es bereits kurz, u.a. Rotkohl von meiner Schwiegermutter. Welcher aus mir unklaren Gründen stets verlässlich besser schmeckt als meine selbstgekochte Variante, erheblich besser. Obwohl wir doch in etwa die gleiche Prozedur, obwohl wir doch die gleichen Zutaten … Na, am Ende wird es daran liegen, dass ich ihn serviert bekomme. Das mag sein.
Rosenkohl gab es auch, den in der Familie kaum jemand mag. Die Söhne und die Herzdame als unbelehrbare Ignoranten. Aber Schwiegermutter mag ihn, aber ich mag ihn, wir tauschten wieder wissende Blicke über den Tisch. Der erste Rotkohl der Saison war es jedenfalls für mich an diesem Abend, der erste Rosenkohl auch.
Ich bin in diesem Jahr in meiner Küche also nicht ein einziges Mal dazu gekommen, wichtiges Saisongemüse zu kochen. Es gab bei uns keine typischen Wintergerichte, es gab auch keine etwas festlicheren, keine etwas besseren Varianten des Abendessens. Ich habe in den letzten Wochen nirgendwo Gelegenheiten dafür gesehen. Immer habe ich nur die flotten und die üblichen, die viel zu etablierten Alltagsrezepte für zwischendurch abgearbeitet. Die mit dem geringsten Zeitaufwand also, die mit den wenigen Zutaten, die mit dem, was so herumlag. Ach komm, es gibt Curry.
Und das ist auch eine Premiere, denke ich, aber keine angenehme. So übel also waren November und Dezember in dieser Hinsicht, so sehr schlugen sich meine chronifiziert schlechte Laune und die ausufernde Betriebsamkeit bis runter auf meinen Speiseplan durch. Arg unbefriedigend ist das, im Nachhinein betrachtet.
Vielleicht kann oder sollte ich das im Januar und Februar noch etwas ausgleichen? Auf den letzten Wochen des Winters noch etwas retten, damit die Bilanz der Jahreszeit am Ende nicht zu schlecht und zu mager ausfällt.
Wobei der Januar, von dieser Seite des Kalenders aus betrachtet, auch schon nach viel Grund für schlechte Laune aussieht, es ist einigermaßen klar zu erkennen. Selbst wenn ich, denn man hat ja Erfahrungen und auch die Lebensratgeber irgendwann gelesen, den Teil mit der „self-fulfilling prophecy“ brav und bemüht herausrechne.
Es gibt nun einmal Lagen und Zeiten, die sind nicht die besten. Von der vermutlich weiter ausufernden Betriebsamkeit zu schweigen, die prompt ab dem 2. Januar erforderlich sein wird, und auch das wird kaum zu ändern sein.
Vielleicht sollte ich daher – immer im Trotz verbleiben und aus dieser Haltung heraus handeln, um auf diese Art wenigstens bei sich zu bleiben – ein entschlossenes „Jetzt erst recht“ in der Küche anpeilen. Das scheint mir, wenn ich weiter überlege, ohnehin ein naheliegender und gut anwendbarer Gedanke für das nächste Jahr zu sein, bei gar nicht wenigen Themen.
Ich suche mir also wieder einmal die Rezepte heraus. Die für die Rotkohlgerichte und auch die anderen.
***
Hier noch ein Weihnachtsabschlussbild, dann lassen wir das auch schon hinter uns. Ohne Rotkohl, aber mit Kuchen, und der war auch sehr recht.
***
Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
„Jetzt erst recht“ halte ich für ein sehr brauchbares Motto, vor allem im Hinblick auf Rotkohl. Im Januar/Februar müssen Sie ja auch was essen. Aber immerhin hatten Sie Linzertorte, also war nicht alles schlecht mit dem jahreszeitlichen Essen!
Vielleicht haben wir alle so ein gewisses „Jetzt erst recht“ nötig. Ich habe auch bei mir zunehmend Sorgen, schlechte Laune, Unruhe gemerkt und die Reaktion war ähnlich: Mal was richtig Gutes von früher kochen. Diesen Dezember gab es Wirsing, Rotkohl, Rosenkohl und sie haben ihre Wirkung getan. Die Stimmung wurde besser bei allen Essern. Und es kam gleich die Frage, „warum machen wir das nicht öfter“. Deshalb mein Vorsatz für 2025: Auch wenn ich die Weltlage nicht ändern kann, jeden Tag in meinem Leben und in meiner Umgebung für ein bisschen gute Laune und Genuss sorgen, das kriege ich hin. In diesem Sinne – ein Jahr 2025 mit ein bisschen gute Laune und Genuss wünsche ich Ihnen und uns allen.
vielleicht liegt es auch am Rotkohl – der kommt aus der Nord – Ost – West- fälischen…Provinz. Wo immer das auch ist, VG Jürgen – sicher irgendwo in der Nähe von Bad Oeynhausen…