Vorweg noch einmal ein herzlicher Dank, es kam weitere Geschenkpost, ein besonders schöner Weihnachtsnachklapp. Ein Brief, in beneidenswert kultivierter Handschrift verfasst. Dazu ein Buch, das vielversprechend aussieht: „Gentleman über Bord“, von Herbert Clyde Lewis. Deutsch von Klaus Bonn, Nachwort von Jochen Schimmang, aus dem mare-Verlag. Ich denke, das will bald gelesen werden.
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Alexander Svensson schreibt über die Typografie-Experimente bei der Deutschen Bahn.
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Und Nicola hat wieder eine Monatsnotiz geschrieben, reich gefüllt. Man braucht etwas Zeit, und es ist sehr gut so.
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Den Neujahrstag verbrachte ich ohne Neujahrsspaziergang, das war gleich ein Traditionsbruch, eine spontane Abweichung. Den ersten Monat habe ich auf diese Art also gleich wild und gefährlich beginnen lassen. Ich hatte einfach keine Lust, schon wieder nass zu werden, den was weiß ich wievielten Tag in Folge. Es regnete noch einmal durchgehend in dieser Stadt. es wurden sattsam bekannte touristische Klischees intensiv bedient.
Nur durch den Hauptbahnhof ging ich mehrmals, weil der Mensch doch Bewegung braucht, und dieser hier sogar besonders. Durch die überdachten Bereiche ging ich, durch die Tunnel und Hallen. Und ich nahm dort eine schier unendliche Parade übernächtigter Gestalten ab. Blass waren sie, verbraucht und verkatert, müde und zerknautscht. Mit kleinem Gepäck zogen sie zu den Bahnsteigen, Weekender-Leistungsschau, und sie verteilten sich von dort aus wohl sämtlich zurück in die diversen Vororte und auch in den Rest der Republik.
Alle begeben sich in diesen Tagen wieder auf ihre Plätze, um sich von dort aus bereit für den Start in das Jahr zu machen. Gähnend, frierend und aus einem beachtlichen Formtief heraus. Aber, man kennt es auch aus dem Sport, das beweist noch rein gar nichts für die nächste Saison.
Anatol Stefanowitsch schrieb auf Mastodon: „Lasst uns alle gemeinsam dafür sorgen, dass das neue Jahr nicht ganz so schlimm wird, wie wir wissen, dass es wird.“
Diesen Satz mochte ich.
Beim WDR hörte ich eine Sendung aus der Reihe Innenwelt. Sie hat leider einen eher blöden Titel, der nach Kalender- und Binsenweisheiten etc. klingt: „Optimistisch bleiben trotz schlechter Nachrichten“, der umreißt aber inhaltlich nur einen kleinen Teil der Folge. Der interviewte Prof. Jürgen Margraf von der Uni Bochum spricht gut, sehr kenntnisreich und mit besonders angenehmer Stimme, er fasst die Erkenntnislage zu Ängsten, zur sozialen Wirkung unserer Ängste und zu unserem Umgang damit einladend bündig zusammen.
Es ist sicher nicht unpassend, sich das gerade am Beginn dieses Jahres anzuhören. Aus naheliegenden Gründen, wie von Herrn Stefanowitsch oben passend zusammengefasst. Aus Gründen also, die sich leicht nachvollziehbar zu der kollektiv schlechten Stimmung, zu der Schwermutspirale verdichten, die wir vermutlich mittlerweile alle wahrnehmen.
Wozu im Podcast dann beiläufig die Theorie der three degrees of influence erwähnt wird, und das kann man sich auch einmal genauer durchlesen und kurz über die eigene Rolle im Netzwerk nachdenken. Ich denke vielleicht auch noch länger darüber nach.
Das sind jedenfalls 47 Minuten, die ich gut investiert fand, ich habe da gerne zugehört.
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Am Nachmittag bin ich kurz in Hammerbrook gewesen und dort, ausgerechnet dort, kam dann einmal die Sonne durch, war der Himmel einen Moment blau, war alles für fünfzehn Minuten andersartig beleuchtet, konnte man sich das Phänomen Sonnenschein noch einmal zeigen lassen.
Dann allerdings wieder Regen, noch vor Eintritt des Übermuts.
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