Städtischer Wandel

Vorweg ein herzlicher Dank für die weitere Versorgung mit Lektüre, mir wurden die „Schleichwege zur Klassik“ von Gabriel Yoran und der „Wackelkontakt“ von Wolf Haas zugeschickt. Sehr schön!

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Ich könnte es als Zeichen des Niedergangs oder zumindest des städtischen Wandels deuten. Ich könnte es aber auch als normal hinnehmen, als vollkommen erwartbare und statistisch nicht weiter auffällige Tatsache. Dafür müsste ich deutlich mehr Informationen haben, um das sauber trennen und definieren zu können. Ich müsste vielleicht sogar in einem journalistischen Sinne erst einmal Leute befragen, Gott bewahre. Aber im Hauptbahnhof fehlt jetzt jedenfalls auf einmal ein Presseladen, und im Viertel fehlt das Sanitätshaus. Ich sehe die dunklen Scheiben und die leeren Flächen, und ich weiß im Vorbeigehen nicht recht.

Man müsste sich nennenswert besser erinnern können, wie war denn die Fluktuation eigentlich damals vor, na, sagen wir fünf, zehn oder zwanzig Jahren. Was ist normal und erwartbar beim Durchtauschen der Ladenflächen in Stadtvierteln. Denn es ist bekanntlich so eine Sache, mit diesen eher vagen Erinnerungen, schon gar bei dermaßen langsam ablaufenden Veränderungsprozessen um einen herum. Das Gedächtnis ist ein unzuverlässiger und auch äußerst beeinflussbarer Zeuge.

Ich habe, es fiel mir neulich gerade wieder ein, den Hamburger Stadtteil Eppendorf noch als Studentinnenviertel erlebt. So etwas weiß man, wenn man dabei war, zwar auch nach Jahrzehnten noch und kann die Wahrheit dieser heute höchst erstaunlich wirkenden Aussage auch jederzeit beschwören, aber es ist doch kaum noch erklärbar, es ist kaum noch vorstellbar. In diesem Fall traue ich zwar meinem Gedächtnis, aber andere trauen dem dann vielleicht nicht. Es ist kompliziert. Und klingt vielleicht schon in etwa wie die lapidare Anmerkung, dass man eine gewisse Wegstrecke früher jeden Tag mit der Kutsche gefahren sei, direkt nach dem morgendlichen Melken.

Wobei mir außerdem einfällt – als ich damals Ende der Achtziger im Westen Hamburgs mit meinem Brotberuf begann, gab es dort einen Bauernhof um die Ecke, der noch in Betrieb war. In einer Gegend, in der heute nichts als Großstadt ist. Und auch mein Büro war unter Reet …

Wie auch immer. Es ist etwas merkwürdig, aber ich habe plötzlich Lust auf einen Schaukelstuhl.

Dörfliche Wandstrukturen aus Holz und Ziegel

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