Bei der Bettlektüre hänge ich immer noch beim Böll fest, beim Billard um halbzehn. Das auf dem Buchtitel tatsächlich so geschrieben wird, zusammen: halbzehn. Der Roman ist einerseits kompliziert aufgebaut, zeitlich verschachtelt und symbolisch stark aufgeladen, wenn nicht sogar überfrachtet, was etwas anstrengend ist. Er gefällt mir andererseits dennoch und ist für die westdeutsche Geschichte auch höchst interessant. Eine dermaßen fremde und längst weit entrückte, kaum noch vorstellbare Welt wird da geschildert – die doch gerade erst war, geschichtlich betrachtet. In Familien, auch in meiner, erzählt man hin und wieder noch davon
Ich bleibe also dran, schweife geistig aber dauernd ab und schlafe dann fast unweigerlich nach acht, zehn Seiten ein. Es könnte sich noch etwas hinziehen, bis ich zum nächsten Buch auf dem Nachttisch komme, von dem nun stark einsturzgefährdeten Stapel. Aber das macht ja nichts.
Ich höre außerdem auf den Einkaufswegen weiter den vorzüglichen Roman „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau, und wenn Sie einen Blick auf den damaligen Spiegel-Artikel dazu werfen, dann sehen Sie, dass auch das mittlerweile thematisch schon Vergangenheitsbewältigung geworden ist. Vielleicht etwas schneller, als man es in jenen Jahren, also neulich, erwartet hat. Auch in diesem Buch werden andere Zeiten beschrieben, aber so waren wir, so war es. In Blogs ist sie ebenfalls gut nachzulesen, diese Epoche.
Das eine Buch 1959, das andere 2015. Der geistige Spagat, den man beim fast gleichzeitigen Konsum turnen muss, ist etwas herausfordernd, aber auch lehrreich. Und erinnert daran, von dem Böll-Roman aus gedacht, dass die Zukunft kategorisch unvorstellbar ist. Was man selbstverständlich wiederum mit Skepsis oder Hoffnung betrachten kann, aber erst einmal ist es eine Tatsache.
Man fährt nur auf Sicht, alles andere ist Fantasy.
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Ansonsten wurde bereits eine neue Woche ausgeliefert. Ich sah beim pflichtgemäßen Sonntagsspaziergang durch den schnatterkalten Stadtteil am Sonntag ein passendes Schild in einem Fenster und habe es für Sie aufgenommen. Man kann es sicher für beliebige Zumutungen, Personen, Ereignisse und Anforderungen in der, welche war es noch, KW 8 verwenden.
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Was vielleicht ein beruhigender, vielleicht auch ein beunruhigender Gedanke ist, dass auch das Jahr 2025 in überraschend kurzer Zeit „[e]ine dermaßen fremde und längst weit entrückte, kaum noch vorstellbare Welt“ sein wird.
Ich bin eigentlich Böll-Fan. Aber ausgerechnet „Billard um halbzehn“ mussten wir seinerzeit in der Schule lesen und selbst unser Deutschlehrer hielt es nicht aus. Seither habe ich einen Bogen um das Buch gemacht. Vielleicht sollte ich es nun mit Abstand noch einmal versuchen …
Nö …. passt auch gut zur allgemeinen Nachrichtenlage ….