Anmerkungen eines Zeitreisenden

In den Kommentaren zum letzten Text wurden die so jung ausfallenden Nörgelrentner erwähnt, da möchte ich noch einen Gedanken anfügen. Denn es wird etwas dran sein, und zwar schon aus sprachlichen Gründen.

Der sprachliche Wandel nämlich, den es immer schon gegeben hat, er hat sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt. Das ist, möchte ich nach kurzer Recherche behaupten, eher Tatsache als Vermutung, das lässt sich belegen. Und ist auch allein schon wegen der galoppierenden Globalisierung und also wegen des zunehmenden Austauschs von Waren, Gedanken und Menschen in unserer Lebensspanne auch erwartbar und einigermaßen naheliegend.

Die Rickmer Rickmers an den Landungsbrücken im Nebel

Wenn man aber annimmt, dass die Sprache das Denken, das Verhalten und auch unsere alltagskulturellen Muster prägt, dann heißt das, dass wir die Normalität der Jahre, die uns geprägt haben, in letzter Zeit schneller hinter uns lassen, als das bei den vorhergehenden Generationen der Fall war. Was im Effekt einem früheren Altern nicht unähnlich sein wird, zumindest im Erleben. Morgen kommt heute viel früher, gestern wird es heute viel schneller, und da steht man dann dazwischen und weiß nicht recht. Einiges fühlt sich dabei doch sonderbar an und wo gehört man jetzt eigentlich hin?

Warum reden die alle so, die um uns herum, und warum sind die alle so.

Man wird es kaum messen können, aber ich wäre nicht überrascht, wenn sich beweisen ließe, dass man heute bezogen auf diesen einen Aspekt mit sechzig schon achtzig ist. Aber eben nur bezogen auf diesen Aspekt. Körperlich etwa werden viele mit sechzig Jahren heute eher vierzig sein. Was dann eine krude Mischung ergibt, für die es keine Vorbilder gibt. Weil wir es gerade erst erfinden, so zu sein. Man hat befremdlich früh im Leben ein seltsam merlinhaftes Gefühl, über das geheime Wissen vergangener Epochen zu verfügen, ist dabei aber so fit, dass man noch so ziemlich jeden Trendsport treiben könnte, wenn man denn nur wollte.

Mit anderen Worten, man fühlt sich in etwa so, wie sich auch ein Zeitreisender fühlen müsste: Ich komme aus der Vergangenheit und sehe mich hier mal um.

Meine prägenden Jahrzehnte waren die Sechziger, Siebziger und Achtziger. Meine prägenden Jahrzehnte sind also etwa einhundert bis zweihundert Jahre her, man kann es längst nicht mehr genau ermessen.

Ein Kommentator schrieb unter dem Clip: “This song is the saddest song I have ever heard. But I really like it.

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