Als Günther klein war

In dem Buch auf meinem Nachttisch, also in dem, das gerade oben liegt und also gelesen wird, was sich allerdings fast peinlich lange hinzieht, da ich nach drei Seiten einschlafe, was nichts mit dem Inhalt zu tun hat, sondern nur mit meiner Müdigkeit am Abend, in diesem Buch jedenfalls, es ist immer noch „Spätestens im November“ von Hans Erich Nossack, heißt das kleine Kind der weiblichen Hauptfigur Günther.

Das Buch ist von 1955. Ich weiß, es war damals nicht weiter verwunderlich, dass ein Kind Günther hieß. Und obwohl ich doch fast ausschließlich ältere Literatur lese, komme ich meiner Erinnerung nach zum ersten Mal hartnäckig mit einem Namen überhaupt nicht klar. Ein Kleinkind namens Günther, es funktioniert in meinem Kopf einfach nicht, auch nach fünfzig Seiten noch nicht. Es bleibt ein Störfaktor. Ich lese das die ganze Zeit wie mit einer wiederholt aufpoppenden Fehlermeldung im Hirn: Achtung, Name falsch gewählt.

Es fühlt sich äußerst merkwürdig an. Dabei wäre dieser Günther, dessen Mutter ihn ausgerechnet für einen dahergelaufenen Dichter verlassen hat, jetzt in seinen Siebzigern. Es ist gar nichts Ungewöhnliches daran. Alle Günther müssen doch einmal als Kleinkind angefangen haben. Mir ist nur genau an dieser Stelle gerade etwas Vorstellungsvermögen abhanden gekommen.

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Gehört: Eine Sendung über die KI und die Gesetzeslage: „Warum Europa KI besser regulieren muss.“ Nicht nur wegen des Themas interessant, welches uns in Kürze alle betreffen wird. Sondern auch hörenswert, weil in der Folge ein CDU-Politiker interviewt wird (Axel Voss aus dem Europa-Parlament) und nicht umgehend populistischen, wohlfeilen und also schmerzenden Flachsinn absondert, wie man ihn mittlerweile leider so oft aus dieser Partei hört. Sondern eher echte Argumente.

Argumente, die man zwar anders sehen kann, die aber durchgehend auf einem verhandlungsfähigen Niveau bleiben. Wobei mir ein seltsamer Wunsch auffällt, an den ich sicher lange nicht gedacht habe, aber doch ist es so: Konservative mit Niveau, ja, die hätte ich auch gerne in der Politik.

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir spontan ein Name aus der Vergangenheit ein. Da gab es einmal, es ist schon wieder länger her, einen Politiker aus der CDU, der hielt, zu welchem Anlass auch immer, eine längere Rede im Fernsehen. Das ich damals also noch verfolgt haben muss, es wird im letzten Jahrhundert gewesen sein. Eine Rede jedenfalls, die ich zufällig in voller Länge mitbekam, nach den ersten Sätzen auch intensiv zuhörend verfolgte und schließlich etwas überrascht dachte: Das hatte ja etwas.

Aber gut, das war Roman Herzog. Den Namen kennt heute auch schon keiner mehr.

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Die Kleine Alster am Rathaus, Kajakfahrer paddeln darauf trotz des noch fast winterlichen Wetters

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Ein Kommentar

  1. Auch ich stolpere gedanklich, wenn Kleinkinder Namen wie „Günter“, „Heinz“ oder „Wolfgang“ haben.
    Genau so gespannt bin ich darauf, wenn ich Frauen namens „Leni“ oder „Zoe“ dann dereinst mal als Erwachsene begegne, weil das für mich totale Kleinkindernamen sind.

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