Bei Kaffee und Kuchen

Der Sonnabend beginnt märzmäßig frisch in Nordostwestfalen. Da hält sich die Freude am Aufenthalt in der freien Natur noch in engen Grenzen und alle, die aus irgendeinem Grund vor die Tür gehen, kommen mit einem gemurmelten Kommentar zur Kälte wieder rein. Als sei das so vorgeschrieben und guter Brauch.

Am frühen Nachmittag traut man sich dann kollektiv in Winterjacke raus und es gibt, eher einem ehernen Prinzip als einer inneren Neigung folgend, Kaffee und Kuchen im Garten. Zum ersten Mal im Jahr, denn es ist Ostern, es schneit und friert nicht, also bitte, was hält uns auf. Und die Sonne bricht schließlich durch.

Es wird ein Grad wärmer, es wird zwei Grad wärmer, da kann man die Jacken immerhin vorsichtig öffnen. Fliegen und Hummeln umsummen den Kuchen auf dem Gartentisch, als sei es längst Sommer. Es wird drei Grad wärmer, da legt man vielleicht schon etwas ab. In der Hecke singen uns Zilpzalp und Mönchsgrasmücke dazu ein hinreißendes Duett aus den schöneren Tagen neulich, die sich deutlich mehr nach Frühling angefühlt haben.

Ein Sohn setzt sich dann in die nächste Stadt ab, der andere hackt für seine Großmutter Holz und häckselt an laut jaulender Maschine ihre Strauchwerkreste. Unter Nützlichkeitsaspekten fallen die Söhne heute grundverschieden aus. Aber gut, man soll nicht alles nur nach Nützlichkeitsaspekten bewerten, der innere Hanseat soll nicht immer alles aufrechnen und bilanzieren.

Der Löwenzahn blüht hier jedenfalls um uns herum viel gelber als in Hamburg, so viel steht fest. Das Gras ist auch grüner in dieser Gegend. Ich verifiziere nebenbei auf einem Spaziergang die gestern erwähnten Blüten an Apfelbäumen und Fliederbüschen, und ich sehe, es bestätigt sich alles. Vollfrühling, ja, du bist’s.

Kühe auf einer Wiese voller blühendem Löwenzahn

Auf dem Weg neben dem Acker riecht es intensiv nach dem Pferd, auf dem ein Mädchen gerade vorbeikam. Ein paar Meter weiter riecht es nach Kuh. Ein Misthaufen hinter einer Scheune dünstet Wärme und ein seltsam vertrautes Aroma aus. Und an manchen Stellen riecht es im Wind aus der Richtung des Dorfes auch nach Feuer und Grillfleisch.

Obendrüber zieht ein deplatziert wirkendes, laut kreischendes Geschwader Möwen durch den nun wieder blauen Himmel und sichtet die noch brachliegenden Flächen ringsum. „Ja, sind wir denn an der See oder was!“, schimpft die Großmutter der Söhne und sieht ihren Besuch auf einmal skeptisch an.

Am Ende ziehen diese Hamburger neuerdings Möwen nach sich, was soll das nun wieder.

Ein blühendes Rapsfeld

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