Zwischendurch ein Dank …

… an den Leser B.V., der mir “Die Wiedergewinnung des Wirklichen – eine Philosophie des Ichs im Zeitalter der Zerstreuung” von Matthew B. Crawford geschenkt hat. Deutsch von Stephan Gebauer.

Eine sehr willkommene Lektüre, quasi auf den Punkt. Da geht es um Aufmerksamkeitsökonomie, das treibt mich ohnehin gerade um. Warum beschäftigen wir uns mit was – und wozu führt das? Es ist kein Buch mit hysterischem Digitalhass, ganz und gar nicht, das kann man auch als Onlinejunkie oder immerhin netzaffiner Mensch ruhig lesen. Also wenn man noch genug Aufmerksamkeit für ein Philosophiebuch aufbringen kann, versteht sich. Wo war ich?

Der Autor ist Philosophieprofessor und daneben auch beruflicher Motorradschrauber, es geht u.a. um den Gegensatz zwischen Handwerk und geistiger Arbeit, bei der Dinge aller Art nur noch als Abbild am Bildschirm oder im Text vorkommen. Dargestellt wird das an Beispielen, da geht es etwa um Orgelbauer oder um Glasbläser. Letztere sind für mich besonders faszinierend, da das meine Familiengeschichte spiegelt, vor zwei, drei Generationen war man noch in der Werkstatt oder in der Glashütte, jetzt am Notebook. Was ändert das, wenn man es philosophisch betrachtet?

Es werden unterwegs ziemlich viele andere Themen gestreift, auch die Politik, das macht Spaß, also mir jedenfalls. Um Begriffe wie Aufmerksamkeitsethik und Aufmerksamkeitsallmende (da geht es um den durch Ablenkungen aller Art versauten öffentlichen Raum, siehe Werbeplakate etc.) kann man als dauerabgelenkter Mensch ruhig einmal etwas herumdenken, finde ich.

Sehr anregende Lektüre, ich bin ganz begeistert. Nicht eben die leichteste Lektüre, aber das macht nichts, man kann auch einmal etwas länger auf Texten kauen.

Hier noch eine ausführliche Rezension. Mir war der Autor zum ersten Mal durch diesen Text über das Selbermachen aufgefallen, der ist auch immer noch lesenswert und hat eine schöne Schlussfolgerung.

2 Kommentare

  1. Der Comiczeichner Marcel Gotlib ist gestorben, dessen kaum bekannte Witzbold-Hefte mir damals den wunderbaren Bereich des völlig absurden Humors im Comic erschlossen haben. Hier ein Nachruf. Die Hefte müsste ich mir mal wieder kaufen, die wären auch was für Sohn I, zumal ein Jojo drin vorkommt.
    Frau Novemberregen über Industrieschnee.
    Kiki bloggt ihre guten Vorsätze. Und ich bin bei der Nummer 1 in ihrer Liste tendenziell bei ihr, obwohl das manchmal schwer sein wird. Das gilt auch für andere Themen, etwa für reaktionäre Männer, die über alleinerziehende Bloggerinnen herfallen und ähnliche Vögel, sie haben alle schon viel zu viel Aufmerksamkeit und Visits und Links. Man muss diese Themen nicht vollkommen ausblenden, manchmal ist es sicher passend, darüber zu schreiben, aber das permanente Jonglieren damit ist für mich einfach nicht mehr richtig. Noch so eine Frage der Aufmerksamkeitsökonomie, siehe bei Crawford.
    Ein großartiger Kommentar zum Wort des Jahres. Ein wirklich sehr guter Kommentar, der hätte von mir sein können. Ich schreibe auch immer großartige Kommentare.
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