Die Söhne haben oft Besuch, meistens von anderen Jungs. Wenn ich von Kindern rede, bezieht sich meine Erfahrung also auf eine Bande von etwa Sieben – bis Zehnjährigen, denn ich rechne die dann natürlich genauso hoch, wie es alle tun. Das sind für mich eben “die Kinder von heute”. Nur wenige dieser Kinder lesen rasend gerne. Sie lesen alle regelmäßig, das schon, aber meist mit überschaubarem Enthusiasmus. Ein wichtiges Thema in Schulhofgesprächen sind Bücher auch nicht gerade und nur Gregs Tagebücher von Jeff Kinney waren bisher ein klarer und allgemeiner Fall von “das muss man wirklich gelesen haben” – wozu man dem Autor unbedingt gratulieren muss, das ist eine Leistung. Da gab es dann auch etwas Wettbewerb, wer wohl wann zuerst die zehn oder elf Bände schafft.
Ich frage ab und zu, was die Kinder interessiert, welche Bücher ihnen Spaß machen könnten, welche Themen gerade laufen, Agenten oder Zauberer, Mittelalter oder Zukunft, Sachbücher oder Geschichten, ich finde das spannend und helfe gerne bei der Suche. Weil ich mich als Buchmensch eben doch freue, wenn sie lesen, eh klar. Beim letzten Gespräch dieser Art gab es dann die Frage, auf die ich spontan keine Antwort wusste: “Gibt es denn auch irgendwas mit Liebe?” Also für diese Altersgruppe. In Romanen oder Geschichten. Und nach Möglichkeit natürlich für Jungs oder auch gerne für Jungs und Mädchen, nicht aber ausdrücklich für Mädchen.
Ich habe dann auf Facebook herumgefragt, und da andere Eltern vielleicht mit ähnlichen Fragen konfrontiert werden, liste ich hier einmal die Antworten, die da kamen. Vielleicht braucht sie gerade jemand, vielleicht kann jemand auch noch etwas anlegen, nur zu. Ich schreibe nicht dazu, wer was vorgeschlagen hat, ich müsste sonst alle Beteiligten erst fragen, daher einfach nur die Nennungen:
Peter Härtling: “Ben liebt Anna”. Das ist wohl der Klassiker zum Thema und in manchen vierten Klassen Schullektüre.
“Lola in geheimer Mission” von Isabel Abedi wurde vorgeschlagen, da kommt Liebe drin vor, hieß es.
“Krabat” von Otfried Preußler wurde genannt, da habe ich selbst eine Bildungslücke, nie gelesen. Den gleichen Stoff gibt es auch von Jurij Brezan: “Die schwarze Mühle”.
Astrid Lindgren: “Ronja Räubtertochter”, Deutsch von Anna-Liese Kornitzky, wurde mehrfach genannt, die Jungs hier scheinen das allerdings durch die Bank nicht interessant zu finden.
“Garmans Geheimnis” von Stian Hole, Deutsch von Ina Kronenberger.
Christine Nöstlinger mit “Olfi Obermeier” und “Luki-live”.
Andreas Steinhöfel: “Rico, Oskar und das Herzgebreche”. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.
Lena Hach: “Ich, Tessa und das Erbsengeheimnis”. Schon reingelesen, fängt gut an.
“Berts gesammelte Katastrophen” von Anders Jacobsson und Sören Olsson, Deutsch von Anna L. Kornitzky.
Friedrich Ani: “Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb”.
Kurt Held: “Die rote Zora”. Das Buch habe ich als Kind verschlungen, das war endlich mal ein Roman von anständiger Dicke. Wegen des ungeheuer traurigen Anfangs war es eine eher verstörende, aber auf jeden Fall eine sehr gute Leseerfahrung. Den Liebesbezug erinnere ich auch.
William Goldman: “Die Brautprinzessin”. Deutsch von Wolfgang Krege. Ich weiß nicht recht, ob das in Bezug auf die Liebe hinkommt.
Manfred Mai: “Leonie ist verknallt”.
„Ben liebt Anna“ wurde hier in der 4. Klasse gelesen – sehr verstaubt und zu weit weg von heutigen Kindern. „Krabat“ fand der Sohn super, allerdings das Liebesthema weniger wichtig als die Zauberei. Die Tochter (3. Klasse) liebt die Serie “ Schule der magischen Tiere“, das geht auch gut für Jungs und der aktuelle Band heißt “ Voll verknallt“, wie der Titel sagt geht es da auch um erstes Verliebtsein. Super fand ich – wenn auch auf Prime- die Serie „Gortimer Gibbon“, da gibt es diverse Folgen um Liebe oder auch nicht, super umgesetzt und eigentlich fast alle Folgen toll…
Die Brautprinzessin habe ich als erwachsene gelesen und bin heute noch verstört von den Folterszenen. Definitiv kein Kinderbuch! Die Schule der magischen Tiere ist super!
Oh, die Frage hatte ich nicht mitbekommen. Aber wenn Du nochmal so klar themenbezogen was suchst – ein früherer Kunde von mir hat versucht, das Problem zu lösen: http://www.kidsbestbooks.com/
Bei den Berts Katastrophen Büchern lohnen sich durchaus die einzelnen Bücher, da würde ich nicht unbedingt diese Sammelausgabe lesen, da Bert in den letzten Bänden so 16, 17 Jahre alt ist und damit kann sich ein Zehnjähriger vielleicht nicht unbedingt identifizieren.
Es gibt sogar einen Comic: Paula: Liebesbrief des Schreckens. Die magische Schule der Tiere ist bei uns ebenfalls der Renner. Und in der auch von den Eltern geliebten Ella-Serie von Timo Parvella gibt es ebenfalls einen Band in der die Liebe eine Rolle spielt, allerdings eher am Rande: „Ella und das große Rennen“. (Und auch wenn es doch eigentlich um das Lesen geht: die Hörbücher sind sehr zu empfehlen!
Ich bin ostsozialisiert, daher mit Jurij Brezans Krabat aufgewachsen. Das mag zu Preußlers Version etwas verwirrender sein, weil nicht immer chronologisch, aber ich mag es sehr. Liebesthema ist allerdings nicht so prominent würde ich meinen.
Zuhülf, Herr Buddenbohm, S I E kennen Krabat nicht???? Na dann bitte aber gleich lesen! Auch wenn die Liebe da drin ein Thema neben anderen ist. Krabat muss!
Zu „Ronja Räubertochter“: Ilon Wikland ist die Illustratorin (wie bei vielen Astrid Lindgren-Büchern), nicht die Übersetzerin. Letztere heißt laut Wikipedia Anna-Liese Kornitzky. Im übrigen schließe ich mich der Empfehlung an – ein wunderbares Buch!
Und dann wären da noch die beiden Jim Knopf-Bände – auch da entwickelt sich zwischen Jim und Prinzessin Li Si ja eine Liebesgeschichte.
Danke, wird korrigiert.
Interessant, wie unterschiedlich auch die Kinder ja schon sind – meinen (gern und viel lesenden, 9 und fast 11), würde ich weder Krabat noch die Brautprinzessin schon zumuten wollen – wobei auch die Brautprinzessin für mich einer der seltenen Fälle ist, in denen der Film um Längen besser ist als das Buch … auch Luki-Live finde ich großartig, aber auch da hätte ich eher an ca. 13jährige (und älter) gedacht?
Ansonsten kann ich die wunderbare und sehr lustige Ismael-Reihe von Michael Gerard Bauer nachdrücklich empfehlen, im zweiten Band geht es dann auch sehr um Liebe.
„Tante Theas Tiger (und andere Geschichten vom Paul)“ von Jo Pestum, das hatte ich bekommen, als ich ca. 11 war, und fand es sehr toll, in mindestens einer der Geschichten spielt auch die Liebe eine Rolle aber eher Jungs und Abenteuer. Ist aber wohl Geschmackssache, inzwischen komm ich da nicht mehr so rein, während ich „Luki-Live“ immer noch ab und zu lese, das ist auch für Erwachsene noch großartig.
Meine Kinder (Mädchen – 8 Jahre, Junge – 7 Jahre) lesen derzeit die Warrior Cats-Bücher, sie verschlingen seit Oktober täglich Dutzende Seiten und sind bis zum 12. resp. 5. Band gekommen. (Die Bücher sind in Staffeln aufgeteilt, je 5/6 Bände à ca. 300 Seiten pro Staffel,plus Special Adventures, die wohl außerhalb der fortlaufenden Chronologie der Staffeln stehen.)
Was das mit Liebe zu tun hat? Nun, die Katzen lieben und vermehren sich natürlich auch, und solche Stellen kätzischer Liebe scheinen lustigerweise zu den liebsten für meine Tochter und den langweiligsten für Sohnemann zu gehören.
Ein wunderschönes Bilderbuch über Liebe und Sprache ist „Die große Wörterfabrik“. Nicht wirklich über das „echte Verlieben“ aber die Idee, dass man Worte kaufen muss, sonst kann man nichts sagen – was fürs Herz! und das Wort „nochmal“ bekommt nach dem ersten zarten Kuss eine Hauptrolle. Schnell gelesen, schön illustriert, so romantisch waren „Kirsche“ und „Staub“ noch nie…
R. Palacio „Wunder“
Eine interessante Liste, vielen Dank dafür!
Mir fällt noch Antonia Michaelis‘ “Das Geheimnis des 13. Kontinents ein”, da geht es neben viel Spannendem und Abenteuerlichem auch um Liebe. Zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, und überhaupt ist das Buch ganz zauberhaft und Antonia Michaelis eine tolle Autorin.
Vielleicht auch noch Carlos Ruiz Zafóns “Der Mitternachtspalast”. Da geht es neben viel Gruseligem um eine Teenagerliebe, die letztendlich eine Geschwisterliebe ist. Aber das Buch ist in meinen Augen eher was für Jugendliche, nicht für Sieben- bis Zehnjährige. Aber womöglich bin ich nur zu zartbesaitet.
„Und ganz besonders Fabian“ von Sigrid Zeevaert
Ben liebt Anna habe ich Anfang der 90er in der Grundschule gelesen und fand es damals schon recht angestaubt und pädagogisch. Das ist eher kein Kinderbuch, das gut gealtert ist. Luki Live ist grandios, aber auch meiner Meinung nach eher für ältere Kinder. Aber Christine Nöstlingers „Der Zwerg im Kopf“ ist super für das Alter und es geht um Liebe. Und um Zwerge, die in Köpfen wohnen …. Klingt gruseliger als es ist, auch wenn der Zwerg nicht gerade der Obersympath ist, typischer Nöstlinger-Charakter halt. Und weiterer Bonus: Nöstlinger-Titel lassen sich wahnsinnig gut vorlesen.
Kinderbücher sind eine meiner großen Schwächen. Auch heute noch lese ich so manche davon sehr gern. Den Kindern habe ich sehr früh beigebracht, dass man zu Büchern immer nett sein muss – ich hätte es nicht ertragen, wenn sie meine Bücher mit Bildern verschönert oder sie zerfetzt hätten. Nach oben stellen wäre auch keine Option gewesen – dafür habe ich zu viele (und immer noch zu wenig).
Ich habe ja damals die ganzen Bert-Bücher geliebt, ich hoffe, dass die auch heute noch gut funktionieren, mir fällt aber auch nichts konkret ein, was dagegen spräche.
Bert, Bert und nochmals Bert! Es gibt für etwas ältere dann noch spezifischer pubertär Berts hemmungslose und so weiter Katastrophen, aber fürs erste ist der erwähnte Band schön. In Tagebuchform geschrieben. Das hat sowohl meinen Nichtlesebruder als auch mich als Vielleserin begeistert samt verräterischer nächtlicher Lachanfälle unter der Bettdecke.