Im Landlebenblog geht es gerade um einen Schäfer und um Dietrich Bonhoeffer. In der Hamburger Innenstadt gibt es übrigens neben einer Kirche ein Denkmal für Dietrich Bonhoeffer und ich glaube, ich habe hier noch nie darüber geschrieben, fällt mir gerade ein, dass ich dort einmal einen jungen Obdachlosen mit Hund gesehen habe, der lange vor dieser Statue stand. Der sprach mit dem bronzenen Herrn – oder woraus der auch sein mag, ich weiß es gar nicht. Er stand jedenfalls so nah vor ihm und sprach so ernsthaft auf ihn ein, dass es tatsächlich wie ein angeregtes Gespräch aussah. Er wartete zwischendurch immer ein wenig ab, was der andere wohl sagen würde, nickte, dachte, sprach dann erst weiter. Er war nicht betrunken, er war nicht irre. Er wirkte auch nicht selig entrückt, wie gewisse religiöse Schwärmer, die in der Innenstadt gerne ihren Glauben vor Kaufhäusern predigen und dabei wild mit Schriften oder großen Holzkreuzen hantieren. Kein haltloses Schwanken, keine übertriebenen Gesten, er sprach ganz normal, so unterhält man sich eben auf der Straße.
Er war nur ein klein wenig verwahrlost, das schon. Aber die Statue vor ihm stand natürlich auch schon ein paar Monate ungereinigt unter freiem Himmel, die gepflegteste Erscheinung war sie also auch nicht gerade. Der junge Mann drehte sich irgendwann um und ging, als es für ihn nichts mehr zu sagen gab. Dann blieb er doch noch einmal stehen, sah sich um und winkte kurz. Wie man einem Freund nachwinkt, den man gerade zufällig auf der Straße getroffen hat. Dann ging er weiter. Einen Schlafsack unterm Arm, den Hund an der Leine, so verschwand er im Gedränge der Fußgängerzone. Die Statue stand so, dass sie ihm nachsah.
Und vielleicht kommt der junge Mann da ja öfter vorbei, an dieser Statue im Schatten der großen Kirche. Es würde mich gar nicht wundern, die Begegnung sah so alltäglich aus. Vielleicht ist es da ganz gut für ihn, dass der Herr Dietrich Bonhoeffer dort so überaus verlässlich und allzeit gesprächsbereit auf seinem Posten steht. Man weiß es nicht. Was weiß man überhaupt schon über das Kommunikationsverhalten von Denkmälern.
mal wieder einfach so schön!
Hach, wenn die @Odenwaelderin und Schäfer erwähnt werden, dann ist das immer ein Lesetipp! buddenbohm-und-soehne.de/2017/06/14/zwe… via @Buddenbohm
tag:twitter.com,2013:875031719887417345_favorited_by_2903971882
das Mutter
https://twitter.com/Buddenbohm/status/875031719887417345#favorited-by-2903971882
Wun.der.bar!
Sehr anrührend beschrieben. Danke!
„Was weiß man überhaupt schon über das Kommunikationsverhalten von Denkmälern.“
Gute Frage, besonders wenn das Denkmal so aussieht:
http://regiowiki.hna.de/Ich-Denkmal
Mich wundert ja, dass man den Sockel frei von jeglichen Absturzsicherungen besteigen darf.
Ich habe den Herrn @Buddenbohm zu einer sehr schönen Geschichte anregen dürfen.
Sehr berührend beschrieben!
Vielleicht ist es manchmal einfacher mit einem Standbild zu sprechen, als mit Menschen aus Fleisch und Blut. Das hat keine Vorurteile und hört zu ohne zu unterbrechen. ?
Wunderbares #Kopfkino mit Max @Buddenbohm: Zwei im Gespräch buddenbohm-und-soehne.de/2017/06/14/zwe…