Schon seit Tagen wollte ich mal über den Garten und die Laube schreiben, aber genau deswegen komme ich zu nichts.
Es ist 7 Uhr morgens, nach meiner ersten Nacht im Garten. Ich habe sauschlecht geschlafen – Schlafsack und Isomatte sind einfach nicht für meinen Rücken gemacht. Der Gatte buddelt schon seit einer Stunde, Sohn 2 werkelt ebenfalls und Sohn 1 ist mit seinem Kumpel zur nächsten Tankstelle Brötchen holen. Ich sitze in der Sonne, wärme mir den steifen Rücken und schaue „unserem“ Rotkehlchen zu, das vor mir auf und ab hüpft und mir beim Tippen zusieht.
Die Vögel in der Hecke geben alles und wollen endlich die Nachbarn wecken. Die Blätter von Weißdorn und Apfelbaum über mir rauschen im Wind und in der Ferne rattert ein Güterzug vorbei – das Industriegebiet fängt hinter der Insel an.
Die Sonne hat schon richtig Kraft und wenn ich hochsehe, sehe ich nur Grün und blauen Himmel. Es ist ein wunderbar friedlicher, idyllischer Morgen. Und dafür hat sich die ganze Anstrengung gerade wirklich gelohnt.
Wie der Gatte ja bereits geschrieben hat, wurde unsere Laube vor kurzem aufgebaut und wenn ich auf die letzten Wochen zurückblicke, war der Weg bis dahin ganz schön anstrengend. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es lief nichts, ich hatte mit wenigen Ausnahmen nur mit Idioten zu tun und der Garten entwickelte sich finanziell wie ein Fass ohne Boden. Hauptärgernis – der Laubenlieferant.
Der Gatte schreibt meistens, wie schön alles ist, aber mit dem Laubenbau hat er ja auch nichts zu tun, das mache alles ich. Und Laubenbau ist offensichtlich wie Hausbau – man hat nichts als Ärger und alles wird teurer als gedacht. Im Moment bin ich sehr froh, dass wir nie den Gedanken hatten, jemals ein Haus zu bauen.
Eine neue Laube vom Laubenbauer kostet Geld. In unserem Fall 12.000€ für die Standardausführung – Fundament, Wände, Dach, Montage, Voranstrich, was bei uns nur ging, da man sich das in Hamburg komplett zinslos durch den Landesbund der Gartenfreunde finanzieren lassen kann. Für optionalen Chichi ist da noch viel Luft nach oben. Meine Extrawünsche waren Strom und der Voranstrich nicht in Kiefer, Eiche-rustikal oder Kastanie (aka Hellbraun, Dunkelbrauch oder Kackbraun), auch nicht in Schwedenrot oder Friesenblau (haben alle) oder Weiß (wegen Schmutz), sondern Grau. Außerdem wollte ich die Laube selbst noch von innen weiß streichen.
Bezüglich Strom, Farbe und ein paar anderer Kleinigkeiten habe ich mehrfach mit dem Geschäftsführer des Laubenlieferanten telefoniert. Der sagte bei allem „kein Problem“, „machen wir eben mit“, „Ihr Elektriker muss am Ende nur noch die Kabelenden in den Sicherungskasten führen, dauert maximal 10 Minuten“ oder „das können wir auch noch problemlos nachträglich machen“.
Die Sekretärin hat dann hinterher alles relativiert mit „ich weiß gar nicht, was Ihnen der Chef da erzählt hat“, „das muss ein Missverständnis gewesen sein“, „warum das jetzt so viel teuer geworden ist, weiß ich auch nicht. Das müssen alles Nettopreise gewesen sein“, „da hat Ihnen der Chef was Falsches erzählt, die Steckdosen dürfen wir ja gar nicht anschließen, das muss Ihr Elektriker machen“ oder „nachträglich haben wir ja nochmal Anfahrtskosten, das wird teuer, kaufen Sie das lieber im Baumarkt und lassen das von einem Handwerker in der Familie machen.“
Der Stromanschluss der Laube hat dann so knapp 1.000€ mehr gekostet, als ich dachte. Anfängerfehler, ja nun …
Beim Aufbau der Laube stellte sich dann auch noch raus, dass die versprochene „Superfarbe“, die so exzellent-hochwertig ist, dass man sie nur einmal auftragen muss und die mich wegen meines Sonderfarbtons nochmal eine ganze Menge Geld gekostet hat, dann doch noch dringend ein zweites und drittes Mal aufgetragen werden muss und mich noch weitere 500€ kosten wird. Anfängerfehler, ja nun …
Die Monteure kugelten sich im Dreck und hielten sich die Bäuche vor Lachen, als ich denen erzählt habe, was mir deren Chef noch so alles versprochen hat.
Auch der Innenanstrich ist dann nochmal deutlich teurer geworden, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass der 70€ teure Farbeimer nur für ein Fünftel der Laube reicht. Anfängerfehler, ja nun …
Inzwischen habe ich es verstanden und fahre mit Gleichmut alle zwei Tage in den Baumarkt und kaufe einen weiteren Eimer Farbe – für Innen, für Außen, für Fußboden, für Fensterrahmen. Und wenn ich nicht wegen der Farbe fahre, dann halt für was anderes. Irgendwas braucht man immer.
Und wenn es nicht die Laube ist, dann das Auto, die Wohnung oder die Kinder. Seufz. I feel Madame Buddenbohm. Sehr.
Welche Farbe habt ihr für die Laube genutzt? @Herzdame
Ich würde ja sagen: hellgrau. Aber die @Herzdame kann das auch fachlich genau sagen.
Ich kenne das mit den Anfängerfehlern. Doch so ist das eben, wenn man etwas zum ersten Mal macht – woher soll man es wissen?
Ich kann Dir versichern, wenn Du dann fertig bist, erinnerst Du Dich kaum noch daran. Dann zählt nur noch das Ergebnis, über das wir uns hier immer wieder freuen und worauf wir sehr stolz sind – weil eben selbst gemacht! 🙂
Nur ab und zu rauscht hier so ein „Weißt Du noch, wie wir das umsonst gekauft haben?“ oder ein „Weißt Du noch, wie wir viel zu viel dafür bezahlt haben?“ durchs Häuschen… 😉
Herzliche Grüße!
Anneke
Außen Remmers HK-Lasur Sonderfarbton irgendwas mit blau-grau und für die Fensterrahmen weiß. Für innen Osmo Wohnraumwachs, weiß, deckend und für den Fußboden Osmo Hartwachsöl transparent.
Genau, das meinte ich.
Ah. Verstehe. Das dauert dann alles. Oha.
Liebe Gartenfreundin,
lassen Sie mich raten: Carstens?
Herzlich
GF
Ich stimme Anneke zu: Wenn erstmal alles so ist, wie es sein soll, wenn man den Garten und die kleine Gartenvilla genießen kann, dann sind alle schlechten Erfahrungen schnell vergessen.
Ich schalte mich kurz zu: Als Zeit- und Augenzeuge kann ich sagen, das sieht „in echt“ schon alles sehr gut aus. Aber wie das mit Gartenbesuchern so ist: Sie sehen nur das Beet und nie den Spaten.
Ein Hoch auf unseren Bauträger… das Beste, das uns passieren konnte. Der Küchenbauer hat nicht schlecht gestaunt, dass er 14 Tage FRÜHER die Küche aufbauen konnte!
Unser Bauträger war spitzenklasse!
Gruß Margit
Ich finde das eher von Firmen (chef) Seite (Anfänger?) fehlerhaft ! Sehr sehr frech bis weitaus mehr!
Für das nächste Mal: Alles schriftlich geben lassen, mündliches kann man nicht beweisen.
Liebe Gartenfreundin,
es war nicht Carstens, sondern Hera. Aber demnach scheinen die nicht die einzigen mit unprofessioneller Beratung zu sein?
Auf Radio Bremen gibt es so eine Serie, die heißt „Der Parzellist“. Da ging es letztes Wochenende darum, wie viel Zeit und Geld so ein Garten frisst und das man oft überlegt, warum man das alles macht. Der Beitrag hieß „Sinnkrise“. Mein Mann hat das auch gerade, weil wir erst nach dem ersten Winter gemerkt haben, dass der Vorpächter die Wasserleitungen selber verlegt hat. Schlecht verlegt. So schlecht, dass jeden Winter die Rohre kaputt frieren, weil man das Wasser nicht richtig ablassen kann. Jetzt ist der Fußboden verschimmelt und muss raus. Inklusive der Fliesen. Die Rohre müssen auch raus. Und natürlich die Fliesen und der Rigips davor. Den Samstag hab ich (ich! mein Mann fühlt sich „überfordert“) im Baumarkt verbracht, um Sachen wie „Estrich-Verlegeplatten“ und „Blitzzement“ zu kaufen. Wusste vorher nicht mal, dass es so was gibt. Es ist frustrierend. Es macht irre Arbeit und kostet richtig Geld. Wir fragen uns immer, wie Leute es schaffen, ganze Häuser zu bauen oder zu sanieren.
Aber trotzdem sieht man von Jahr zu Jahr die Fortschritte und freut sich dann eben doch auch wieder.
Danke für diesen ehrlichen Text. Ich fühle solidarisch mit.
@Gaby:
„Wir fragen uns immer, wie Leute es schaffen, ganze Häuser zu bauen oder zu sanieren.“
Mein Mann und ich haben das Haus, das mein Urgroßvater gebaut hat, saniert und in großem Rahmen umgebaut. Ich kann nur sagen: Das Geheimnis ist Ignoranz! Wenn wir vorher auch nur die geringste Ahnung gehabt hätten, was da alles auf uns zukommt, hätten wir uns das nie zugetraut.
Im weiteren Bekanntenkreis hat sich ein Pärchen scheiden lassen, als sein Haus fertig und piccobello war. Mein Mann meint dazu nur, dass unsere Ehe dann ja sicher sei, da unser Haus garantiert nie diesen Zustand erreichen wird.
Fazit: Wir sind sehr froh, dass wir es gemacht haben, würden es aber nicht wieder machen. (Ja, das kann beides wahr sein.)