Ich bin ein altes Brauereipferd

Ich bin also gestern nach dem Büro in den Zug gestiegen und nach Berlin gefahren, und da ja sympathische Menschen aus allen Richtungen in Scharen zu den Goldenen Bloggern strömen, habe ich auch gleich im Zug Gesellschaft gehabt und eine dieser Bekannheitslücken geschlossen. Also wir kannten uns schon länger, aber bisher nur online, so eine Lücke, Sie kennen das vermutlich.

Das mit dem Zug war eine Erfahrung, die ich so noch gar nicht gemacht habe, mal eben nach Berlin fahren, zu einem Termin gehen und dann mal eben wieder zurück fahren, das kann man also gut machen, guck an. Mit kleinen Einschränkungen, denn der letzte Zug zwischen diesen beiden eher unbedeutenden Städten fährt schon um halb elf, was etwas überraschend früh ist. Da fühlte ich mich plötzlich wieder wie als Schüler, wenn ich aus Lübeck den letzten Bus nach Travemünde nehmen musste und deswegen Partys für mich viel zu früh endeten, als alle gerade erst anfingen wild herumzuknutschen. Ich musste gestern den vermutlich besonders lustigen Schlussteil des Events leider auslassen, ob geknutscht wurde, das entzieht sich daher meiner Kenntnis.

Was gab es für Bemerknisse – zunächst einmal etwas, das mir schon auf anderen Events aufgefallen ist: Ich kann von so etwas nicht gut live berichten. Ich finde es mittlerweile bewundernswert, wie gut das einige können, die machen drei Minuten Smalltalk, nehmen dann schnell eine Instagram-Story auf, posten einen Tweet und irgendwas auf FB und reden dann weiter, wobei die Posts auch noch schick und informativ oder gar witzig sind, das ist so eine der Begabungen, die ich ganz eindeutig überhaupt nicht habe. Ich kann nur da sein und gucken und reden und zuhören, wie son Mensch aus dem letzten Jahrhundert. Und mit etwas Glück schreibe ich ganz kurz mal was zwischendurch per Handy, aber oft schreibe ich auch gar nichts.

Der Typ Besinnungsaufsatz bin ich andererseits auch nicht, es widerstrebt mir wie das Bearbeiten von Hausaufgaben damals in Deutsch, von so einem Event detailgenau und chronologisch richtig zu berichten, obwohl das ja nett wäre. Dann könnten Sie sich ein Bild machen und so, wie in einer Zeitung. Aber ich kann es nicht ändern, ich kann nur hier ein Highlight, dort ein Eindruck, fertig ist der Blogtext. Schlimm.

Apropos Highlight. Es war das erste Mal, glaube ich jedenfalls, dass ich alle drei Texte, die als Text des Jahres nominiert waren, tatsächlich schon vor der Nominierung gelesen und auch noch für gut gefunden habe. Das waren, Sie können die ruhig auch noch einmal lesen:

Gerda stirbt

Alle 262.000 Minuten verliebt sich kein Single über Parship

Raus aus meinem Uterus

Es ist übrigens ganz unwesentlich, wer welchen Platz gewonnen hat, auch in den anderen Kategorien, deswegen verlinke ich hier noch einmal die Nominierten, nicht die Gewinner. Es ist in jedem Jahr interessant, sich da einmal durchzuklicken.

Ich war nicht nominiert, ich war da als Mitglied der Akademie, die aus vormaligen Preisträgern besteht und in einigen Kategorien die Wahl entscheidet. Was ein wenig gemein ist, denn dauernd bekommen da alle Preise, also diese formschönen Figürchen, nur als ich damals mit Isa gewonnen habe, da gab es diese Figürchen noch gar nicht. Erst als Sohn I als Newcomer des Jahres gewonnen hat, da wurden sie plötzlich eingeführt, weswegen er hier so eine Trophäe im Regal stehen hat, ich aber nicht. Ein wirklich drastischer Fall von “Wir hatten ja nichts.”

“Ich bin ein altes Bauereipferd aus einer anderen Epoche – war das im Pleistozän oder letzte Woche?” (Rainald Grebe)

Bei der Vorstellung am Anfang des Abends wurde ich als Dinosaurier erwähnt, auf Twitter fiel in diesem Zusammenhang das Wort Urgestein, die wunderbare Kaltmamsell schreibt von der Pleistozän-Generation. Und wie heißt es noch bei Ihr so überaus charmant: „If you hang around long enough, you become a legend by default.“ Es war also, wie man sich vorstellen kann, insgesamt kein Abend, der wie ein Jungbrunnen gewirkt hat. Aber ein schöner Abend, das war es, und ich habe von jemandem auch noch ein wunderschönes Kompliment für meine Texte bekommen, so ein Kompliment, dass etwas weiter trägt, das war auch schön.

Und der Abend endete sogar mit Gesang! Man muss heutzutage wirklich mit allem rechnen.

 

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Und weil gewisse anwesende Bloggerinnen bei der Melodie schwächelten, hier etwas Nachhilfe. Es ist ja doch ein schönes Lied.

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Selbstverständlich gäbe es noch mehr zu erzählen, aber überraschenderweise bin ich geradezu komatös müde und die Herzdame ist weiterhin krank und liegt flach, es gibt hier also noch anderes zu tun. Schalten Sie auch morgen wieder ein, dann erzähle ich Ihnen etwas vom Berliner Hauptbahnhof bei Nacht. Wobei es da nichts zu erzählen gibt, aber das mache ich dann gründlich.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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7 Kommentare

  1. Gewisse Bloggerinnen stellen fest, dass sie das Lied noch nie gehört haben, halten es für wirklich kein Hymnen-Material (müssen solche Gesänge nicht Oktoberfest-tauglich sein?), versprechen aber zu üben. Wegen Bildung.

  2. Das Lied ist ursprünglich aus dem Musical Carousel von Rodgers & Hammerstein, vielleicht kennen Sie es daher?

  3. Ein altes Brauereipferd? Ich kenne nur ein altes Zirkuspferd, den Horst Pferdinand von Wiwaldi & Co., und der ist ganz schön witzig. Von Brauereipferden hörte ich lediglich diejenigen reden, die einen Vergleich für das Hinterteil eines hintenherum gut ausgestatteten weiblichen Wesens suchten.

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