Bei den Damen mit R

Schneeglöckchenzwiebeln für ein paar hundert Euro. Nun ja. Nicht meine Liga.

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Bei den Damen mit R in der Bücherei, ich berichtete, stand auch Lenka Reinerová, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Das ist einigermaßen erstaunlich, denn wenn man ihren Lebenslauf liest (hier), sich für deutschsprachige Literatur und für die Flucht- und Exilzeit des letzten Jahrhunderts interessiert, dann kann man sie ja ruhig mal gelesen haben. Ich lese daher jetzt: “Das Geheimnis der nächsten Minuten”, ein schöner Titel, da geht es um das Warten. Und damit kennt sich quasi jeder aus. Wobei ihr da alle paar Absätze ein Satz in die Gedanken gerät, da guckt man zweimal oder dreimal hin, und das ist dann ein Satz, der sich nur mit so einem dramatischen Lebenslauf erklären lässt.

Frau Reinerová verwendet übrigens das Wort “einholen” für “einkaufen”, das habe ich zuletzt bei meiner Großmutter in Lübeck gehört, auch eine nette Erinnerung. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich es überhaupt je bei irgendeinem anderen Menschen als bei meiner Großmutter gehört habe. “Ich muss noch etwas einholen.” Da würden die Söhne aber gucken, das kennen sie sicher nicht. Nach gegoogelten Informationen gehört der Begriff ins südliche Westfalen, mit der Gegend hatte meine Großmutter allerdings nichts zu tun. Seltsam.

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In der Bücherei ging ich ansonsten wieder ziellos umher und dachte so vor mich hin, das kann man nämlich in Büchereien gut. Mir fiel wieder ein, dass ich gestern irgendwas schreiben wollte, in dem das Wort “Mahlstrom” vorkam, es fiel mir aber dummerweise nicht mehr ein, was das denn bloß gewesen sein könnte, so etwas kann mich in den Wahnsinn treiben. Mahlstrom ist doch ein eher seltenes Wort, was kann ich bloß damit gehabt haben? Und während ich da so stehe und denke, sehe ich auf den nächstbesten Buchtitel rechts von mir im Regal, und wie lautet der? “Mahlstrom”. Das Buch war dann gar nicht weiter interessant für mich, aber verwirrend war das schon. Hätte ich das mit dem Mahlstrom nach dem Sichten des Titels gedacht – alles easy und ganz normal. Aber so herum? Ich muss das dringend mit dem Freundeskreis Zufall diskutieren.

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Der Lichtblick des Tages kam heute per Post – ganz herzlichen Dank an eine Leserin für die Zusendung des Buches “Warum ein Garten glücklich macht” von Doris Bewernitz!

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Ansonsten habe ich mein Lieblingsmantra heute noch öfter als sonst gemurmelt. Es ist ein Mantra, das auf den ersten Blick womöglich geringfügig negativ wirkt, das gebe ich gerne zu, aber wenn man es mehrere Monate lang durchdacht oder auch durchmeditiert hat, wenn man es in geradezu buddhistischer Gründlichkeit und Ruhe in all seinen Dimensionen erfasst hat, dann wirkt es irgendwann entspannend und fördert zuverlässig den Weltfrieden und die familiäre Harmonie, finde ich: “Dieser Tag geht auch vorbei.”

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Musik! Melancholie.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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6 Kommentare

  1. „Einholen“ kenne ich auch von meiner Großmutter, und die war Ur-Sächsin.
    Grüße aus Leipzig

  2. In Berlin sagt man auch „einholen“. Das ist auch kein Omabegriff, sondern allgemein üblich. wiktionary sagt dazu:
    [4] regional (Brandenburg, Berlin und Sachsen): für den täglichen Bedarf einkaufen gehen

  3. Ach – einholen, das sagte meine Oma auch immer. Und wir waren einst alle Lübecker. Ich muss das mal testen wenn ich zu meinem Mann sage: „ich gehe jetzt einholen“.

    off topic:
    „Benachrichtige mich über nachfolgende Kommentare per E-Mail“ das steht da 2 x ???

  4. Danke für das Teilen dieses tollen Buches. Bin gleich bei der Leseprobe im Garten verschwunden. Eingetaucht – Regenwürmer als Schwestern und kostenlose Helferinnen beim Umgraben- was für ein Bild!
    … und beim Auftauchen und dem Blick aus dem Fenster Melancholie- unterbrochen durch fröhliches Winken schnöder und billiger Schneeglöckchen im Sturm

  5. Da kann ich immerhin noch eine Westfälin beisteuern: meine Schwiegermutter, nahe 80 und gebürtig aus Herdecke, sagt das heute in Hagen lebend auch.

  6. Meine Grossmutter kam aus dem Erzgebirge und sie sagte auch immer „einholen“. Oder eher so „einhohln“ 🙂

    Liebe Grüsse
    asty

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