Grmbl

Friday for future wirkt.

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Es ist rattenkalt in Hamburg, im Wetterbericht für die Nacht steht sogar etwas von Graupeln und Schnee. Aber strebsam, wie wir sind, waren wir dennoch im Garten und haben uns wieder gefragt, was wo hin soll. Schwierige Fragen sind das, aber eine Felsenbirne wird schon noch Platz finden, haben wir beschlossen, eine Felsenbirne fehlt da.

Auf der Billerhuder Insel blüht währenddessen der Flieder in jedem Garten. Es gibt dort enorm viel Flieder, und weil gerade ein fürchterliches Tief heranrollt, riecht es gleichzeitig nach Kälte und nach Flieder, es ist äußerst merkwürdig. Wie eine Geschmackskombination auf dem Teller, die nicht ganz aufgeht, wie bei einem Nachtisch, bei dem man sich plötzlich fragt, wieso jetzt Koriander. So ist das mit diesem metallischen Kälteduft in der Fliederwolke.

Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad hatten wir Gegenwind aus der Arktis, danach hätte ich auch Glühwein angenommen, wenn mir jemand welchen angeboten hätte, das habe ich den ganzen Winter über nicht ein einziges Mal gedacht. So ein Wetter.

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Ein Sohn liest gerade reihenweise Schlumpf-Comics und hat nach zwei, drei Bänden die dort häufig dargestellte Reaktion auf Unbill aller Art übernommen. Wenn ihm jetzt irgendetwas nicht passt, dreht er sich um, zieht die Schultern hoch, guckt entschlossen finster und sagt mürrisch: “Grmbl.” Als experimentierfreudige Familie haben wir das selbstverständlich umgehend alle nachgemacht, und seither verlaufen Familienkrachsituationen bei uns deutlich amüsanter, ich kann das wirklich empfehlen.

Wie man das aber auch im Großraumbüro, in Meetings und Telefonkonferenzen einführen kann, darüber muss ich noch ein wenig nachdenken. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass ich der Versuchung allzu lange widerstehen kann.

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Es war eine lange Phase, in der die Söhne keine Tretroller mehr benutzt haben, im Moment sind sie aber auf einmal doch wieder topaktuell. Ziemlich große Tretroller aus Metall, versteht sich, es sind ja längst keine Kleinkinder mehr. Mit diesen Rollern kann man auch Kunststücke machen, Sprünge und Treppenfahrten und so, wenn man Kind ist, dann kann man eh mit allem Kunststücke machen. Man kann also z.b. auch während der Fahrt abspringen und das Gerät dann abschließend so herumwirbeln – und wissen Sie, welche Höhe das so betont cool herumgewirbelte Gefährt dabei hat? Das kann man genau benennen, es hat nämlich exakt die Höhe der elterlichen Knöchel. Es trifft die Knöchel aber nicht nur, wenn ein Kind es herumwirbelt, es trifft die Knöchel auch dann, wenn man es etwa im Treppenhaus kurz am Lenker anfasst und hochhebt, weil man es etwa wegräumen möchte – zack, dreht das Ding sich ebenso selbständig wie actiongeil völlig selbständig und keilt aus.

Und da mich so ein gottverdammtes Ding gestern zum gefühlt hundertsten Mal getroffen hat, möchte ich noch kinderlose Menschen, die Nachwuchs nicht vollkommen ausschließen, freundlich darauf hinweisen, dass man sich auf diese höchst speziellen und auch erstaunlich intensiven Schmerzen sinnig vorbereiten kann. Bitten Sie dazu einfach den Lieblingsmenschen an Ihrer Seite, sich ein schönes Stück Moniereisen zu besorgen, so etwas liegt an jeder Baustelle herum, und ihnen damit dann einmal kräftig auf den Knöchel zu zimmern. Dann können Sie in etwa abschätzen, was auf die zukommt und ob Sie das wirklich abkönnen. Bitte sehr, das bleibt hier ja serviceorientiert.

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Musik! Ane Brun. Eine grandiose Cover-Version.


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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, dann wird die Felsenbirne gleich noch wahrscheinlicher. Ganz herzlichen Dank.

2 Kommentare

  1. Scheint, der Rollerschmerz übertrifft noch um Längen die Legoqual (barfuß, im Dunkeln, you know!) – jedenfalls, wenn ich mir das empathisch simuliere. Das sagt einem ja auch keiner vorher … !

  2. Ich empfehle als Felsenbirne Amelanchier alnifolia, auf Englisch saskatoon — die kann man essen. (Die anderen wohl auch, aber saskatoons schmecken wirklich gut.)

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