Ich war mit Isa im Kino, das haben wir lange nicht mehr gemacht. Große Heiterkeit beim Kauf der Karten, denn ist es nicht zu und zu schön, wenn man an einem Schalter “Zweimal Leid und Herrlichkeit” bestellt? Das war fast so gut wie damals, als ich für uns “Zweimal ewige Jugend, bitte” erworben habe.Vielleicht sollten wir künftige Kinobesuche einfach nur noch nach diesem Aspekt planen.
Der Film hat mich dann zwar nicht umgehauen, aber immerhin doch auf den Gedanken gebracht, öfter mal farbige Kleidung zu tragen oder noch eine weitere Wand der Wohnung anzumalen, und das ist ja nicht nichts. Doch, das mit den Farben, das war bei diesem Film schon bemerkenswert, wenn Sie sich für Innenausstattung oder Mode interessieren, sehen Sie sich das ruhig an. Und erzählerische Schwächen machen bei diesem Film eigentlich auch gar nichts, weil Penélope Cruz. Aus weiblicher Sicht vermutlich: Weil Antonio Banderas. Passt schon.
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Es gärt noch ein Aspekt der Karl-May-Spiele in mir, ein hoffnungslos humorlos wahrgenommenes Detail einer Szene, ein Dialogteilchen, bei dem mich mein linksgrün verklemmtes Gutmenschentum von der allgemeinen Heiterkeit absonderte. Wozu man wissen muss, dass diese Aufführungen dort stark mit Klamauk durchsetzt sind, in einem nicht eben geringen Anteil. Eher schlichter Humor also, teils kindertauglich, was nachvollziehbar ist, teils aber auch Erwachsene schenkelklopfig und bierzeltmäßig ansprechend, mit Stellen wie etwa “Rothaut darf man ja heute nicht mehr sagen”. Kollektives Höhö und ich weiß ja nicht. All diese Scherze mit Sagen, also das darf man ja nicht mehr sagen oder das wird man doch noch sagen dürfen, sie haben doch stets eine gewisse Richtung, und in der fühle ich mich nicht wohl.
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Das Wesen der Herzdame ist bekanntlich zutiefst nordostwestfälisch geprägt, ich habe das früher öfter ausgeführt, weil es doch ein bemerkenswerter Menschenschlag ist. Direkt und geradeaus, wenn man es in einem freundlichen Licht betrachtet. Es gibt aber auch gelegentlich Dialoge, die diese milde Sichtweise für einen Moment dezent erschweren. Wie etwa neulich, als ich kurz vor dem Urlaubsende versonnen meine verbleibenden Bürojahre nachgerechnet habe:
Ich: “In dreizehn Jahren bin ich in Rente.”
Die Herzdame: “Und dann ja auch bald tot.”
Es war im Grunde ein Ausdruck intensiver Zugewandheit und Liebe, wenn man es sich nur lange genug erklären lässt, dann kommt man auch darauf. So ist es mit den Nordostwestfalen oft, glaube ich.
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Musik! A song about a ruined heart.
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank!
Piedro und die Farben, allerdings! Seit „Volver“ stelle ich an mir eine ausgeprägte Lust auf gemusterte Kleidung fest … unordentliche Muster allerdings werde ich wohl niemals mögen!
<3 @Herzdame!
Und: Wird in Bad Segeberg noch der Ausdruck "Bleichgesicht" verwendet?
Exakt die Stelle fand ich auch unerfreulich in Bad Segeberg – und zwar nicht im Sinne von „nicht mein Humor“ sondern schlicht blöd und eine Denkweise bestärkend, die nicht bestärkt gehört.
Nun ist das ganze Spektakel in Hinblick auf kulturelle Aneignung etc. ja ohnehin nicht einwandfrei, und ich ringe auch stets mit mir, weil ich der winnetoubegeisterten Sechsjährigen das Indianerkostüm nicht ausrede. Aber das eine ist eben Grundvoraussetzung der Karl-May-Spiele, in dem Wissen geht man da hin. Und das andere dann schon eher ein Grund, da nicht mehr hinzugehen.
Die Herzdame ist so lustig 🙂
Offtopic: Lieber Herr Buddenbohm, ich habe irgendwann in den letzten Wochen etwas in Ihrem Blog gelesen zum Zusammenhang zwischen Sprache und Denken; dass wir in Sprache/Worten denken o.ä. Ich glaube, Sie hatten einen Artikel dazu verlinkt. Kann das sein?
Ich finde den Beitrag nicht mehr, könnte ihn für meine Masterarbeit (in der es um Denken, Sprache, Schreiben geht) aber gut gebrauchen. Falls Sie wissen was ich meine freue ich mich über einen Hinweis. Danke!
Katharina,
kann es sein, dass es der erste Link in diesem Artikel war?
https://www.buddenbohm-und-soehne.de/2019/04/18/carry-on/
( https://folio.nzz.ch/2019/april/wir-bekommen-twitter-gehirne )
Der ist jetzt aber nur noch für Abonnenten sichtbar.
Katharina,
https://www.buddenbohm-und-soehne.de/2019/04/18/carry-on/
da der erste Link vielleicht?
Nein, es war ein Buchtipp, „Selbestgespräche“, ich habe es Katharina gemailt. Aber vielen Dank!