Beim Einkaufen und Herumlaufen gehört: Simenons “Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien”, gelesen von Walter Kreye. Das Buch hat sich vermutlich von selbst übersetzt, es wird jedenfalls keine entsprechende Angabe gemacht. Das ist natürlich schlecht, aber Walter Kreye ist wiederum gut, der hat nämlich eine Stimme, die für mich genau zu Maigret-Geschichten passt, sie ist geradezu ideal. Der Roman spielt teils in Bremen, wo sich Maigret nicht wohlfühlt, es ist ihm alles zu fremd und er spricht nur sehr wenig Deutsch. Ich habe nicht gewusst, dass Norddeutschland überhaupt je bei Simenon vorkam. Es zeichnet sich für ihn dadurch aus, dass die Armut nirgendwo schwärzer als dort aussieht. Nanu.
Außerdem als Hörbuch angefangen: “Blackbird” von Matthias Brandt, das ist gut oder sehr gut geschrieben, es ist allerdings thematisch keine leichte Kost und ich weiß noch nicht recht, ob mir das im Moment liegt.
Nebenbei hatte ich aber immerhin die Erkenntnis, dass ich in Hörbüchern überraschend weit komme, wenn ich die bei Besorgungen und auf Wegen etc. laufen lasse, das ist doch ziemlich viel Zeit am Tag.
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Donnerstag: Ein von der Elbe herübergelungerter Herbstmorgennebel zeichnet in Hammerbrook die Verwaltungsgebäude gnädig weich, verwischt sie und löscht alle oberen Stockwerke der Nachkriegsbüroungetüme aus, es verschwimmen auch die Konturen der besten Sachbearbeitungspaläste aus den 70ern, 80ern, 90ern und von heute. Aus der aufgeständerten S-Bahn durch die Straßen blickend denkt man an Hamilton, zärtliche Gebäude.
Rund um die letzten Neubauten stehen Architektenbäumchen mit goldenem Herbstlaub, womöglich ist es sogar echt. In einem der Hausboote auf dem Fleet neben der Station ist schon Licht, der Schein über dem noch dämmerungsdunklen Wasser sieht aus, als könnte es da an Bord geradezu gemütlich sein.
Für einen Morgen in Hammerbrook ist der Anblick wirklich ganz okay – und mehr Komplimente sind in der Gegend auch beim besten Willen nicht möglich.
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Ich habe auf Twitter gesehen, dass in meiner Timeline hier und da dreier guter Momente pro Tag gedacht wird, das ist so eine Gratitude-Geschichte, das wird allenthalben empfohlen und nein, ich möchte das nicht abwerten oder Witze darüber machen. Ich hätte an diesem Tag jedenfalls ein wunderbares Geräusch erwähnt, und zwar den Sound des Motors, der im Büro meinen Schreibtisch rauf- und runterfährt. Ich habe da so ein Möbel, an dem man ganz nach Bedarf auch im Stehen arbeiten kann. Das ist nämlich ein enorm befriedigendes Geräusch, es gefällt mir ausgesprochen gut, es hat genau die richtige Lautstärke und Intensität. Wenn ich das anwerfe, während ich telefoniere, kommt immer die entgeisterte Frage, was denn bei mir da los sei? So laut? Es hat ganz entschieden etwas, so als Schreibtischtäter zwischendurch einfach mal einen Motor zu starten, eine Maschine zu bedienen, und dann passiert sogar etwas.
Ich könnte diesen Schreibtisch sehr oft rauf- und runterfahren, fast pausenlos, wenn ich ehrlich bin. Aber Großraumbüro, und dann gucken wieder alle. Schlimm.
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Später am Tag steht ein kleines Mädchen im Park und sagt ganz begeistert: “Guck mal Mama, die Eicheln!”Und sie kickt lustig umher, was da auf dem Boden liegt. “Ich glaube ja, das könnten auch Haselnüsse sein”, sagt die neunmalkluge und pädagogisch beseelte Mutter ernst und blickt sinnend auf die Dinger vor ihrer Schuhspitze. Ich sitze daneben und lächel milde und sage nichts. Ich denke nur in Wahrscheinlichkeiten und daran, dass dieser kleine Mutter-Tochter-Dialog da gerade unter einer ziemlich großen Eiche stattfindet. Aber was weiß ich schon.
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Musik! Bill Callahan.
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Und außerdem bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Ich kann Maigret verstehen, ich fühle mich in Bremen auch nicht wohl.