Ausnahmsweise ist dieser Artikel tatsächlich nur für das Hamburger Publikum relevant. Der Rest wohnt leider falsch. Also nicht generell, das gewiss nicht, aber heute.
Nun weiß ich also auch, wie bizarr Pressetermine zur Zeit sein können. Man fährt in einer leeren S-Bahn mitten am Tag durch eine leere Stadt, geht alleine durch Straßen und guckt dann vorsichtig, wenn man angekommen ist, wer sich in dem Menschengrüppchen da wie und wann bewegt, damit man sich nur ja nicht in die Quere kommt, wenn man etwa Fotos von den Gegenständen des Interesses machen möchte. Die Gegenstände waren in diesem Fall z.B. Äpfel und Milchkartons, um die rotierten wir so in einer Kleingruppe herum. Früher hätten wir uns da rangedrängelt, Ellenbogen in Kamera. Heute erfolgt alles mit ausgesuchter Höflichkeit, könnte ich jetzt, wenn du fertig bist, geht das? Stehe ich etwa im Weg? Danke, ganz reizend.
Stammleserinnen erinnern sich wohl noch an den Regionalulf, den haben Isa und ich einmal interviewt. Der Regionalulf ist Vorstand der Regionalwert AG Hamburg, das kam hier auch schon mehrfach vor, weil es eine feine und löbliche Sache ist und weil dabei Produkte herauskommen, die, pardon, saulecker sind, ich habe das mittlerweile mehrfach getestet und war immer sehr angetan, ab und zu habe ich hier etwas davon empfohlen.
Bei den Betrieben im Regionalverbund gibt es eine sonderbare Lage. Denn zum einen haben sie, wie alle anderen Betriebe auch, massive Schwierigkeiten mit Corona, etwa weil Kunden wegfallen, die vorher Catering erworben haben oder weil sie keine Restaurantgäste mehr haben, zum anderen sind die Lieferdienste überlastet und können daher alte Vertriebswege nicht mal eben ersetzen, obwohl die Nachfrage der Privatkunden nach wie vor da ist, oder zumindest da sein müsste Da findet etwas nicht mehr zusammen.
Deswegen haben sie im Regional-Verbund in den letzten beiden Wochen Grundversorgungskisten mit eigenem Vertriebsweg erfunden und vermutlich in Rekordzeit an den Start gebracht. Da werfen jetzt also Landwirte, Lebensmittelverarbeiter, Gastronomen und Händler ihre Erzeugnisse und Ressourcen zusammen, also wortwörtlich zusammen, nämlich in eine Kiste, und die kann man sich einmal wöchentlich liefern lassen. Wobei man beim Liefern unbedingt einmal kurz vors Haus sollte, denn die Lieferung kommt mit einem interessanten Lastenrad (Tricargo), das kann man auch mal gesehen haben.
Für diese Woche ist alles schon ausverkauft, sehe ich gerade, aber es kommen ja weitere und wie man hört, spielt Corona noch etwas länger eine Rolle im Alltag. Hier entlang zu den Liekedeelern und ihren Kisten.
Das ist übrigens keine Werbung, diese Empfehlung ist bloß reine Kumpelei mit dem Regionalulf und natürlich auch Freude an dem wirklich guten Zeug, das da verkauft wird.
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci bien!
Im hohen Norden gibt es ein ähnliches Projekt: „Deine Speisekammer – regional versorgt“ – https://www.deine-speisekammer.de/
NDR-Bericht unter https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Regionale-Erzeuger-buendeln-ihre-Produkte,shmag71430.html
Tolle Sache! Ich hoffe, ganz viele von denen, die jetzt hier als Nicht-Hamburger falsch wohnen, aber trotzdem heimlich mitlesen, können von solchen Ideen was lernen und daheim dann eigene Ideen umsetzen. Ich habe den Eindruck auch von meiner Heimatstadt, dass gerade sehr viele kreative Köpfe am Werk sind und Probleme lösen, die mit den alten, oft eingefahrenen Wegen nicht beseitigt werden können.