Ein Vater schiebt mit einer Hand einen Kinderwagen, darin sitzt in rosafarbener Pracht seine Tochter und lächelt verbindlich alle an, die an ihr vorbeikommen, und wenig sind das nicht. Die andere Hand des Vaters liegt auf der Schulter seines Sohnes, der wird etwa zwölf Jahre alt sein und der geht da nicht gerne, das sieht man gleich. Er geht weder gerne mit noch gerne in die Richtung. Der geht so steifbeinig und mit eingezogenem Kopf, die Hände so tief in die Taschen vergraben, der will nicht, der guckt auch ganz finster, doch, das fällt sofort auf. Ich gehe neben dem Trio her, und weil der Weg hier eng ist, bekomme ich ein paar Schritte lang ihr Gespräch mit. Da fallen gerade entscheidende Sätze und es ist wohl so: Sie gehen zur neuen Freundin oder Frau des Vaters – und der Sohn guckt an dieser Stelle filmreif düster. Nein, der Vater findet die Mutter nicht schlecht, darum geht es doch auch gar nicht, der Vater sieht in den Himmel und sucht Sätze, die dort nicht stehen. Er liebt den Sohn und das sagt er auch, die Mutter liebt den Sohn auch, sowieso, aber darum geht es ja auch gerade nicht. Es ist aber nun jedenfalls, wie es ist, und er zieht den Jungen versuchsweise ein wenig zu sich heran. Der ist allerdings nicht biegsam, wie es aussieht. Der Vater schwitzt vor Anstrengung, der Sohn macht weiter sein Weltuntergangsgesicht, die Tochter winkt weiter vergnügt. Der Vater sieht kurz zu mir und wirkt einigermaßen verzweifelt, alle Erklärungsnot der Welt im Blick.
Das waren vielleicht zehn Schritte neben ihnen. Es kann viel passieren, wenn man zehn Schritte geht. Bei Anne Tyler reicht das dann vielleicht schon für ein Romankapitel, komplett mit Wendepunkt und allem. Bei mir reicht es nur für ein paar Zeilen auf dieser Seite, es beweist aber wieder einmal, dass der gute alte Blogsport manchmal auch ohne viel Bewegung auskommt.
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Ein Paar steigt aus einem Bus. Er geht sofort weiter, sie reißt ihn abrupt am Arm zurück, bleibt stehen und schimpft. Weil da doch ein Fahrradweg ist, also wirklich, was ist er denn bitte wieder für ein Trottel? Die Frau regt sich ziemlich laut auf. Denn das macht der Mann ja immer, so sagt sie, nie achtet er auf die gottverdammten Fahrradwege, immer wieder latscht er da drüber, dabei sind die extra so rot, die sieht man doch wohl, guck doch mal hin, also gerade hier, die sieht doch wirklich jeder, aber es ist ihm ja einfach egal, völlig egal! Kann doch nicht sein! Aber er muss das jetzt einfach lernen, denn sie haben immerhin ein Kind, und wenn er das nicht lernt, dann lernt das Kind das ja auch nicht, echt jetzt mal, und was gibt es da zu grinsen. Sie will, so hören die Umstehenden noch, so ein Elektroding kaufen, so ein Elektroding wie für Hunde, weißte, und dann jedesmal zack, gleich so einen Schlag, wenn er einen Radweg betritt und dann soll er mal sehen, ob er das nicht doch noch ganz schnell lernt, wo er so hintritt. Der Mann guckt, wer alles guckt, und er hat es jetzt ziemlich eilig.
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Vor unserer Haustür hängt ein Rudel Jugendliche herum. Sie hören Musik, kiffen und lassen Flaschen kreisen, es ist fast so lässig wie in irgendeinem Sommer v.C., als das hier noch an jedem Abend so war. Nur dass die Jugendlichen jetzt zwischendurch geradezu vorbildlich ihre Hände desinfizieren, bevor sie sich die Drogen weiterreichen. Die letzten Wochen sind an niemandem ganz spurlos vorbeigegangen.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
….und zwei weitere Gründe in der unzähligen Reihe,warum Männer früher sterben….man hat aber noch nicht herausgefunden,ob zuerst an rücksichtslosen Rage-Bikern oder menschgewordenen Drachen…. 😉