Eine Dankespostkarte

Rückseite

Ich habe zu danken für einen freundlich zugesandten Milchschäumer, der für die Laube im Garten gedacht ist und ab dem Frühjahr dort Dienste leisten wird. So haben wir also ein Geschenk erhalten, das über dieses Jahr hinausweist, und was soll ich sagen, das war ein ganz angenehmer Gedanke. Herzlichen Dank!

Vorderseite

Das Bild hat eine Vorgeschichte, die können Sie der Ansicht auf der Karte gar nicht entnehmen. Aber ich kann Sie Ihnen ja einfach erzählen. Ich kann hier nämlich machen, was ich will, das ist nach wie vor an Blogs ziemlich großartig. Und zu dieser Karte gehört nun einmal ein älteres Bild, das nicht im Bild ist.

Hammerbrook, der Stadtteil, in dem ich arbeite, ist dicht an dicht besetzt mit Zentralen, Verwaltungen und Niederlassungen von oft eher mäßig spannenden Firmen. Versicherungen und dergleichen. Dort arbeiten viele Menschen, die nicht diese unbändige Karriereenergie haben, die man etwa bei den jungen Leuten sieht, die in Unternehmensberatungen arbeiten. Die wiederum habe ich im kleinen Bahnhofsviertel oft vor der Haustür, die tragen schärfere Anzüge, die sehen hungriger aus, die gehen energischer, die reden englischer als die Leute, die in Hammerbrook arbeiten. Wobei letztere auch nicht unbedingt Bullshitjobs haben, sie haben eher normale Jobs. Und die Anzüge, die die Männer dort tragen, sie sehen oft nicht nach übertriebener Karrieregeilheit aus, eher einfach nach Berufskleidung. Einmal, es ist schon eine Weile her, ging ich in die Bäckerei kurz vor dem Büro, vor mir gingen drei dieser Männer im Anzug, und wer hier schon länger mitliest, der weiß jetzt: Ich war der vierte Mann in der Reihe. Im Bäckereiradio lief gerade laut „We built this city on rock’n roll” und wir gingen, solche Zufälle gibt es, alle im Gleichschritt auf die Kuchentheke zu. Ein albernes Bild wie aus einem Musikvideo, aber so etwas merke ich mir jahrelang, weil ich es doch irgendwie deep fand.

Egal, dieses Bild dient mir heute nur als historische Reminiszenz, wir brauchen die drei Männer im Anzug gleich noch einmal in der Gegenwart, zu der ich jetzt komme. Ein Novembermorgen der kalten und grauen Art, es nebelt etwas und die Masken werden heute gar nicht so ungern getragen, man vergräbt sich in allem, was man so anhat. Müde, frierende Menschen sitzen in der S-Bahn, die ich übrigens nur nehme, weil ich zu spät für den Fußweg bin. Allzu oft kann ich über S-Bahnen nichts mehr erzählen. Auch das ist die aktuelle Situation, ich fahre eher nicht mit.

Ich steige in Hammerbrook aus. Alle steigen in Hammerbrook aus, da arbeitet man eben, alle arbeiten da. Büroklötze im Dunst, Neonlichter mit Weichzeichner. Die Gleise verlieren sich vor der Bahn im Grau und lösen sich dort auf. Irgendwo dahinten kommt die Elbe, dahinter kommt dann nichts mehr. Auf dem Gleis gegenüber rollt auch eine Bahn ein, die kommt aus dem Nichts und sämtliche Türen gehen gerade automatisch auf. Drei Männer im Anzug steigen aus und sie gehen, solche Zufälle gibt es, im Gleichschritt und haben alle drei komplett beschlagene Brillen auf.

Da weiß man dann gar nicht, wo man so schnell hinassoziieren soll, zur unweigerlichen Momo, zu den Musikfilmchen aus den Neunzigern, zu seltsamen Träumen, zu dystopischen Fantasyfilmszenen, es passt irgendwie alles und ich denke versuchsweise in verschiedene Richtungen. Ich bin immer im Dienst und überlege dauernd, was wie in welchen Text passen könnte, zu welchem Kunden, zu welchem Publikum, wie man, um mein Totemtier Snoopy zu zitieren, am Ende alles verknubbeln könnte. Ich beende das gedankliche Herumgeistern dann aber mit einem entschlossenen „2020“.

Das ist im Zweifelsfalle eh die Erklärung für alles. Passt schon.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!

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