Ich bestelle Second-Hand-Kleidung. Das ist vielleicht besser als ein Neukauf, denke ich mir, also besser für die Umwelt. Da wird dann immerhin für mich nichts hergestellt, da wird keine Ressource verbraucht, das ist doch gut. Nicht immer nur über Konsum schimpfen, auch selbst etwas umstellen! Einfach irgendwo anfangen. Obwohl es doch Online-Handel ist, was vermutlich auch Nachteile hat, da wird es dann gleich wieder kompliziert und man müsste es alles bis zum Ende bedenken, aber so viel Zeit hat ja kein Mensch, echtjetztmal. Egal, ich habe noch nie irgendwo Second-Hand-Kleidung bestellt, ruhig alles mal probieren. Es ist ein Sofa-Abenteuer, das passt auch zum Wetter. Und ich habe nichts gegen Second-Hand, gar nichts, das ist also keine große Überwindung.
Ich bestelle beim größten Anbieter, immer schön im Mainstream bleiben. Ich kaufe mir einen Anzug, gleich richtig zuschlagen. Eine feine Marke, erstklassig erhalten, steht da. Richtig gutes Zeug, das wäre als Neuware im Preis schon etwas anstrengend.
Der Anzug kommt superschnell an, er ist perfekt verpackt, es klappt alles dermaßen tadellos, es ist ein Traum. Allerdings sehe ich beim Probieren auch, welche Nachteile Second-Hand online haben kann. Die Bilder sind auf der Plattform nämlich eher klein, man erkennt nicht alles gut genug. Denke ich so und sehe auf die überraschend dominanten Schulterpolster und auch auf die Hose, die eine längst nicht mehr übliche Höhe am Bauch erreicht. Dieser Anzug ist tatsächlich erstaunlich gut erhalten, er ist quasi wie neu, er sieht aus wie nie getragen, aber er ist vermutlich aus den mittleren Achtzigern. Er passt mir verblüffend gut, er sieht fast aus wie Maßarbeit, aber ich sehe damit aus, so sagt die Herzdame, „wie einer dieser älteren Herren, die am späten Abend betrunken über Dorffeste wanken.“ Das ist doch mal eine präzise Beschreibung, mit der kann ich etwas anfangen, da habe ich ein Bild. Dieses Bild und dazu das Bild im Spiegel – nein. Einfach nein.
Ich schicke den Anzug zurück, auch das klappt sehr gut.
Vielleicht mal in einen Second-Hand-Laden gehen? Oder gar nichts kaufen. Noch einfacher.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Ich habe sehr gelacht, danke.
Das hier kann ich sehr empfehlen, das gibt’s auch im Norden.
Ich kaufe nur dort:
https://www.maedchenklamotte.de/infos-und-preise-fuer-aussteller/
Okay, das ist etwas diskriminierend, weil nur für Mädels, aber auch Ihre Jungs.
Und mit ein bisschen Recherche findet sich bestimmt auch auf diesem Weg (vernetzen!) etwas für Männer.
Nur keine allzu nordische Scheu! 😉