An den etwas kühleren, an den weniger heißen Tagen die gewohnten Sommergeräusche vom Spielplatz unten, das Jauchzen, das Weinen, das gerufene Ermahnen der Eltern, das Lachen, das gemeinsame Singen auch, was kommt denn da, was kommt denn da, ein Krokodil aus Afrika. An den wieder heißeren Tagen die bleierne Stille des Mittags, wenn sich niemand dort in die Hitze setzt oder stellt, wenn nicht einmal versuchsweise angefasst wird, wie heiß wohl die Rutsche heute geworden ist. Das allgemeine Drinnenbleiben, das Warten im Schatten, der spanische Tagesablauf, die Siesta. Mehr und mehr Deutsche wünschen sich Mittagsschlaf, so steht es in den Nachrichten, ich lese es nach einem Nickerchen.
Die Tauben, die im Kreis durch die staubige Sandkiste stolzieren und pikiert gucken, gibt es hier heute überhaupt keine Krümel oder was. Genervtes Gurren.
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In der Schaufensterscheibe eines Friseurs hängt ein neuer Hinweis, dort nehmen sie jetzt nur noch Karten, kein Bargeld mehr. Ich glaube, es ist der erste Hinweis dieser Art, den ich im kleinen Bahnhofsviertel wahrnehme, es wird sicher nicht der letzte sein. Wenn ich ohne Datenspur meine Frisur verändern möchte, wird die Herzdame wieder zuständig werden, wie damals, vor den Söhnen irgendwann. In den schwulen Sexshops ringsum kann man noch bar bezahlen, jedenfalls hängen dort keine solchen Zettel in den Fenstern. Ich erwähne das nur, weil das Thema eben Abgründe hat, wie alle Themen.
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In den Timelines stöhnen die Eltern, es ist ein mehrstimmiges Fluchen und Knurren, weil die Schule in Kürze wieder losgeht. Da die Kinder in den Timelines nicht mitstöhnen, wirkt es so, als sei der Schulanfang hauptsächlich ein Elternproblem.
Vielleicht ist es auch so. Vielleicht habe ich noch nie wahrgenommen, dass so viele Eltern in meinem Umfeld, virtuell und auch vor Ort, sich so murrend über die Kürze der Ferien beschweren und so stöhnend auf das nächste Halbjahr blicken. Vielleicht ist es noch eine Pandemiefolge. Vielleicht ist das alles auch gar nicht mehr reparabel.
Irgendwann sind die Kinder mit der Schule durch.
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Wir machen einen Ausflug nach Blankenese, wir gehen auf und ab durchs Treppenviertel. Der uns begleitende Sohn kannte das dort noch nicht, er findet es „next-level-schön“, und das ist es ja auch. Er kommt auf naheliegende Fragen, nämlich warum einige Menschen so schön wohnen und andere nicht, er kommt auch auf die Frage, die ich neulich in einer Kolumne ebenfalls hatte, nämlich warum der Mensch an sich, warum wir also es uns nicht überall so schön machen. Wir könnten das doch. Auch ohne Treppen und Elbblick.
Wir gehen Treppen hoch, wie gehen Treppen runter, wir gucken in Gärten und auf alte Häuser. Es ist warm, es ist schön, aber es ist mörderisch anstrengend, es ist Sport. Auf einem Treppenabsatz sitzt ein alter Mann auf einer Bank, er besieht sich die aufsteigenden Gäste und lacht. „Ist gut fürs Herz!“ ruft er immer wieder, wenn jemand vor ihm keuchend stehenbleibt und kurz nach dem Geländer tastet, „Ist gut fürs Herz! Ja, ja!“
Und er lacht und er ruft, und er sitzt da und hat Spaß.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Gesetzliches Zahlungsmittel in Deutschland ist allein Bargeld, alles andere ist nur nach Absprache zu verwenden. Und das Gesetz sagt, ab welcher Zahlungshöhe kleine Münzen nicht angenommen zu werden brauchen – implizit wird dadurch die Annahmepflicht festgestellt.
Nun, es gibt noch andere Figaros in der Freien und Hansestadt, oder? Der Scherenkünstler wird schon merken, was ihm das bringt.
Wir machen bei der Wärme auch gerne ein spätes Mittagsschläfchen, da kann man den Abend länger genießen.
Und es gibt genug Leute, die alles mit Karte bezahlen, also wird der Friseur nicht so große Probleme haben. Ich bezahle auch meistens mit Karte, da ich nicht immer einen Geldautomaten suchen will. Auf dem Land gibt es davon nicht so viele.