Der DAX sei weiter auf Richtungssuche, so lese ich es am Morgen in den Nachrichten, und das ist doch endlich eine Wirtschaftsnachricht, die ich zutiefst nachempfinden kann. Auf Richtungssuche, wer ist es nicht, gerade zu dieser Zeit, wenn der Kalender neu aufmunitioniert wird. Aber erst einmal sehen alle gründlich zurück, in den Blogs, in den Medien, überall. So war das Jahr 2022, mein schönstes Ferienerlebnis, die meistgeklickten dies, die am häufigsten gelesenen das, Haare kürzer, Haare länger, das neu entdeckte Rezept und schau, dies war der Bücherstapel. Ich könnte nicht sagen, warum ich so etwas nicht mache, auch noch nie gemacht habe, vermutlich befürchte ich, in der Bilanz zu unzufrieden mit den eigenen Bemühungen zu sein, mit dem Lauf der Welt sowieso. Der Rückblick als kaum erheiternde Vorstellung. Vorausschau auch eher heikel, ich bin mehr der Fachmann für sofort, glaube ich. Über die einzelnen Tage denke ich gerne nach und schreibe ich auch gerne, in der Reihenfolge ihres Auftretens.
Ansonsten das steindumme Theater der Corona-Politik, ich mag nicht mehr hinsehen und finde es furchtbar, wie exakt man die Reaktionsmuster der diversen Knallchargen mittlerweile vorhersagen kann, wie berechenbar die Inszenierung von Expertenzitat und Politikerkommentar ist. Volle 100 Punkte beim Schlagzeilenraten hatte ich gestern. Etwas mehr Niveau wäre eine angenehme Überraschung, mit der wohl niemand mehr rechnet.
Ich höre „Angelika“ von Theodor Storm, das ist ein simpler Fall von „Sie lieben sich, aber sie kriegen sich nicht“, aber eben in Erzählungslänge. Erst hat er nicht genug Geld, dann hat sie einen anderen, dann klappt die Kommunikation nicht, es ist ein Elend und das Elend müsste eigentlich „Ehrhard“ heißen, denn es geht mehr um ihn als um sie. „Er sank auf seine Knie, er streckte die Arme nach ihr aus und rief stammelnd vor Schmerz und Leidenschaft ihren Namen. – Aber sie kam nicht, die er rief, sie konnte nicht mehr kommen; der Zauber ihres Wesens, wie er noch einmal vom Abendschein erinnernder Liebe angestrahlt erschien, war in der ganzen Welt nur noch in seiner Brust zu finden.“ So nämlich geht es zu in der Welt der Liebenden. Es ist sicher nicht Storms bester Text, aber nun kenne ich ihn auch.
Wir verkaufen nebenbei ein Bett über eine Online-Kleinanzeige, da hier ein Kinderzimmer langsam weiter in Richtung Jugendzimmer gewandelt wird, das klappt sehr gut und problemlos. Freundliche Menschen, fairer Preis, sie kommen pünktlich, sie zerlegen das Möbelstück selbst, alles läuft bestens. Ich schreibe das nur, weil in den sozialen Medien eher die gegenteiligen Fälle berichtet werden, was da alles grandios schiefgehen kann, wie zäh und unfreundlich da verhandelt wird, mit welch abgefahrenen Freaks man es zu tun hat – die normalen, die guten Fälle, sie kommen auch vor, ich wollte es eben angemerkt haben.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
…immer wieder gerne hier lesend.
dankeschön dafür!!!
aljoscha
Ich handele seit über zehn Jahren bei eBay-Kleinanzeigen. Zahlreiche verschiedenste An- sowie Abschaffungen habe ich darüber getätigt – und in all‘ den Jahren nicht! eine! einzige! schlechte oder auch nur unangenehme Erfahrung gemacht, im Gegenteil. Merk‘ ich jetzt auch mal eben an.
„… wenn der Kalender neu aufmunitioniert wird…“
Wie kommt man auf so eine Formulierung. Wunderbar!
Dann blicke ich mal gespannt auf das vollmunitionierte Blog-Jahr 2023.