Durch Markt und Messe

In Ergänzung zum gestrigen Garten-Text ein Zitat der Kaltmamsell: „In der Sonne und bei 10 Grad roch es überhaupt nicht nach Winter, am ehesten noch nach Fasching.Bei Markus wird Slowtiger zum Thema zitiert.

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Ich höre Schiller (Der Verbrecher aus verlorener Ehre) und Goethe (Novelle), beides liegt mir zeitlich eigentlich zu weit zurück, um es wirklich zu genießen, die mir wohligste Periode der Literaturgeschichte beginnt erst deutlich später. Aber einzelne Formulierungen doch einmal merken, so etwa spricht Goethe von „Frucht- und Lustgärten“, und das muss man im Kontext der Kleingartenkolonie doch irgendwann anbringen, es ist einfach zu verlockend. Schön aber auch ein Leitsatz für Introvertierte, ebenfalls in Goethes Novelle zu finden und gesprochen von einem älteren Herrn, der nicht ins Gedränge der Menschen möchte: „Ich reite niemals gern durch Markt und Messe.“ Ich bin ganz verliebt in diesen Satz.

Der Schiller wirkt insgesamt noch wesentlich lebendiger, das überrascht wohl nicht.

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Ich hätte im Moment gerne einen Filter über alles, offline und online, der mir zuverlässig Prinz Harry und Familie noch vor meiner Wahrnehmung aussortiert. Insbesondere den englischen Guardian möchte ich gerne wieder lesen können, ohne von dieser Figur auf der Titelseite behelligt zu werden. Ich finde das Fremdschämen so dermaßen anstrengend, weil ich mit dem Eigenschämen, gibt es das Wort überhaupt, schon vollkommen ausreichend zu tun habe, glaube ich. Sich selbst oft kaum aushalten, und dazu noch das unselige, trampelige Gekasper der anderen, es wird mir dann manchmal wirklich zu viel.

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Den zweiten Text des Jahres an einen Kunden schicken, die zweite Woche im Home-Office des Brotberufs arbeiten. Wieder voll drin sein, die Normalität der ruhigen Zwischenphase, das Jahr hat weiterhin noch keine Prägung oder Richtung. Ein gewisses Misstrauen gegenüber dem geregelten Alltag kann ich nach den letzten Jahren nicht leugnen, Marienhofjingle, es wird viel passieren.

Ich mache Youtube auf, ganz oben steht ein Satz für irgendeine Aktion, groß und fett: „Zeig deine Moves“. Ich hebe die Augenbrauen. Es ist nur ein dezenter Move, aber es passt schon.

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2 Kommentare

  1. „Ich mache Youtube auf, ganz oben steht ein Satz für irgendeine Aktion, groß und fett: „Zeig deine Moves“. Ich hebe die Augenbrauen. Es ist nur ein dezenter Move, aber es passt schon.“

    Auch hier: bescheiden bleiben.

    (SCNR)

  2. „Ich reite niemals gern durch Markt und Messe.“ Danke! Das Bild auf meiner Postkarte dazu: Ein Herr zu Pferd, die Zügel locker in der Hand, ein Hauch Verachtung im Blick. Das Pferd schreitet durch sich ballende Partypeople auf der Strandpromenade. Scharbeutz, Spätsommer 2020.

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