Ich sehe im Stadtteil auf dem Weg ins Büro blühendes Frühlingsscharbockskraut, das man, ich habe es gerade auf Tiktok gelernt, auch gegen Skorbut (Skorbut = Scharbock) knabbern kann. Aber ich habe gerade nichts mit langen Seereisen zu tun und äse daher vorerst nicht, der unvermeidliche Beigeschmack von Hundeurin würde auch etwas stören, nehme ich an. In der Schweiz, das lerne ich in der Wikipedia, nicht auf Tiktok, heißt die Pflanze Glitzerli, und da möchte man den Schweizern doch sofort ein paar Extrapunkte vergeben. Glitzerli, wirklich schön. Denken Sie das bitte mal mit, wenn Sie irgendwo Frühlingsscharbockskraut sehen, aber denken Sie auch den Großvatersatz, an die Bauernweisheit: Märzenblüte ist ohne Güte. Als Kind habe ich das irgendwann gehört oder gelesen und mir aus unerfindlichen Gründen lebenslang gemerkt, manchmal kann man es sich selbst nicht recht erklären. Ich jedenfalls sage diesen Satz im März dauernd, einen Finger mahnend erhoben. Und warum auch nicht, es passt in so gut wie jedes berufliche Umfeld, einfach jeden kleinen Erfolg so kommentieren und abwerten. Ich kann sonst nur noch eine weitere Bauernregel, und die ist erst im Mai dran, Wiedervorlage.
Der Radetzkymarsch vom Roth, gelesen von Michael Heltau, ist übrigens ganz wunderbar, ein Erlebnis, der Hörgenuss des Jahres bisher. Sehr empfehlenswert, das überträgt eine sanfte, melancholische Ruhe, mit der man die paar restlichen Wochen bis zum deutlicheren Wechsel der Jahreszeiten vielleicht etwas besser ertragen kann. Sie ziehen sich doch wieder sehr, diese etwas öden Februarmärzwochen, wie immer.
Was noch? Erstmals zum Monatswechsel Taschengeld per Dauerauftrag an das Konto eines Sohnes transferiert, das sind so die kleinen Etappen des Auswilderns. Er kann sich jetzt selber Geld am Automaten abheben, Schluss mit der feierlichen Auszahlung von Bargeld. Die Kontoeröffnung war ein bürokratischer Akt erster Klasse, viel Papier, viele Unterschriften, viel Belehrung und Ermahnung seitens des Geldinstitutes, inklusive eines historischen Exkurses über die Geschichte der BLZ. Na, wenn es der Kundenbindung dient.
Die Herzdame ist währenddessen auf Dienstreise weit im Süden, in Dortmund, ich halte hier die Stellung und verschanze mich im Alltag. Es gab Spaghetti Bolognese, es gibt Fischstäbchen. Ich habe im Moment keine Lust aufs Kochen, das merkt man leider, es ist daher alles etwas suboptimal, aber es läuft immerhin. Buddenbohm expects himself to do his duty.
Egal. Jetzt weiter im Radetzkymarsch. Es ist noch viel Buch übrig, und das immerhin ist gut so.
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Gerade nachgeschaut, in der Stabi haben wir den Radetzkymarsch von Joseph Roth auf 12 Tonkassetten (nicht ausleihbar, nur zu Archivzwecken, aber die wenigsten haben ja heute noch ein Abspielgerät): https://katalogplus.sub.uni-hamburg.de/vufind/Record/822027801
Und es gibt ihn vor Ort auf dem Campus (oder via VPN für Angehörige der Uni HH) als E-Book:
https://katalogplus.sub.uni-hamburg.de/vufind/Record/670335126
Woran man merkt, dass gestern meteorologische Frühlingsbeginn war?
Die ersten zwei Skater in der Skate-Anlage halb sieben abends in der Dämmerung. Wenn mich nicht alles täuscht, hatten sie sogar T-Shirts an.
Für die restlichen FebruarMärzWochen empfehle ich eine Methode, deren Ausführung ich heute in der Bahn beobachten konnte:
Das Tragen einer Cappy mit der Aufschrift „Heute ist mein Tag“.
Es sah sehr erprobt aus, dementsprechend wirkungsvoll sollte es sein.
Regen im Mai, April vorbei? Der?
Hömma, wir sind Sind Westen, nich Süden!
Der Radetzkymarsch… 2x auf Deutsch gelesen, dann 1x auf Englisch, noch mal auf Deutsch – und dann lese ich hier „Michael Heltau“ und „Radetzkymarsch“ und nun hoere ich ihn zum ersten Mal. Ich bin kein großer Hoerbuch-Fan, aber das ist so ein Vergnügen, ich kann es kaum beschreiben. Danke!