So sah früher alles aus

Während ich weiter mit dem Frühling hadere, bin ich doch entschieden lieber auf der 12-Grad-Seite als auf der 40-Grad-Seite dieses Wetterereignisses. Da mal lieber vernünftig sein. Hitze mag ich nicht, auch wenn ich sie mir gerade überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Ich weiß immerhin noch, sie ist unangenehm und man schläft schlecht dabei, und bei Schlaf verstehe ich keinen Spaß. Am Sonnabendmorgen höre ich Radio, es geht um die Warnung der Kinderärzte vor akuter Medikamentenknappheit, und in der vorgelesenen Stellungnahme kommt, ich verhöre mich sicher nicht, die Wendung vor: „Der Herbst steht vor der Tür.“ Jetzt habe ich aber doch das Gefühl, auf seltsame Art etwas verpasst zu haben.

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Den Freitag über war ich im Arbeitstunnel, denn man macht und tut, bis einem das Blut unter den Fingernägeln hervorspritzt, wie der olle Kempowski gesagt hätte. Den vielleicht auch mal wieder lesen, aber wann bloß. Auf der Einkaufsrunde am Nachmittag finde ich im öffentlichen Bücherschrank ein Buch von Jean Cayrol, den kenne ich gar nicht. Der Wikipedia nach sind die Romane nicht besonders zugänglich, aber das bin ich auch nicht, vielleicht passt es daher ja. „Im Bereich einer Nacht“ heißt das Buch, übersetzt von, sieh an, Paul Celan. Eine dtv-Ausgabe noch mit Celestino-Piatti-Cover, man wird gleich wieder schwer nostalgisch. „So sah früher alles aus!“, möchte ich den Söhnen mit dem Buch in der Hand zurufen, aber ich beherrsche mich natürlich, die finden mich schon wunderlich genug.

Die Herzdame und ich schreiben einen Einkaufszettel für den Schrebergarten. Was braucht man in der Laube, wenn man wieder öfter dort sein wird, also später, nach dem eben verlinkten Wetterereignis. Stück für Stück auf den Sommer zurüsten, also auch Sonnencreme und so etwas notieren, es könnte irgendwann doch noch wärmer und sonniger werden in diesem Jahr, kurz vor dem Herbst. Theoretisch.

Im Bild die Alster an der Rathausschleuse, ich komme dort beim abendlichen Gang durchs Revier vorbei. Nicht im Bild ein Tourist, der mehrere Leute auf Englisch ansprach, weil er so gerne ein Foto von sich vor dieser Kulisse gehabt hätte. Und die Leute sagten reihenweise einfach nein, bzw. no, sie gingen eilig weiter, denn man hat es hier nicht so mit dem Nettsein, mit dem unverbindlichen Kontakt. Er fragte dann irgendwann nicht mehr, er machte ein Selfie, wie alle.

Die Alster an der Rathausschleuse

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

2 Kommentare

  1. Hi Maximilian, nur mal so ne Frage: warum hast Du nicht das Foto für ihn gemacht?
    Ganz ehrlich! So wie Du das hier beschreibst, wirft das möglicherweise ein schlechtes Bild auf die Hamburger. Wahrscheinlich waren es aber auch keine Hamburger, die der Tourist gefragt hat, sondern irgendwelche Provinz Touristen. Ich als Hamburger hätte mir die kurze Zeit genommen und das Foto für ihn gemacht. Ich denke, dass hier in dem Blog sonst vielleicht ein falsches Bild über die Hamburger aufkommt. Wir sind eine so tolle weltoffene und freundliche Stadt mit weltoffenen und sehr freundlichen Hamburgern! Grüße nach St. George aus Othmarschen

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