19.5., weiterhin Freitag, wie viel Text man manchmal für nur einen Tag braucht, wenn man nur ausreichend notiert. An einem der Spielplätze im Stadtteil hängt ein neues Schild, es ist größer als das, was da vorher hing, aber mit der immer noch gleichen Botschaft: „Betreten des Spielplatzes für Erwachsene nur in Begleitung von Kindern erlaubt.“ Natürlich gibt es unschöne Gründe für die Notwendigkeit dieses Schildes, es waren zu oft die falschen Typen auf dem Platz, die nicht Eltern waren, es geht da auch um Drogenhandel und -konsum, es geht um zwischen den Büschen verbuddelte Päckchen, um kackende Hunde, um stundenlange Besäufnisse, um bezahlten Sex im Gebüsch und um alle möglichen eher abwegigen Verhaltensweisen rücksichtsloser Erwachsener – aber stellen wir uns bitte einmal einen Augenblick vor, die Welt wäre nett eingerichtet, alles wäre hier Bullerbü, wie man in Berlin wohl sagt, und es gäbe kein Böses und kein Schlimmes weit und breit – dann wäre dieses Schild nur ein freundlicher Hinweis, dass Erwachsene, die auch mal auf einen Spielplatz wollen, und warum sollten sie nicht wollen, dafür unbedingt die kompetente Begleitung eines Kindes brauchen, um sich dort richtig und situationsangemessen zu verhalten. Denn wichtige Fähigkeiten, die man auf Spielplätzen einsetzen sollte, haben sie vielleicht im Laufe des Erwachsenwerdens bedauerlicherweise verloren, etwa die Fähigkeit zum Herumtollen, auch die zum Spielen, zum Toben oder die zum bloßen Herumsitzen in der Nachmittagssonne mit einem tropfenden Eis in der Hand. Und wenn man so ein Kind dabeihat, dann passt das schon auf, dass man sich da nicht allzu blöd anstellt, auf diesem Spielplatz.
Ich jedenfalls denke mir dieses Schild immer konzentriert schön, wenn ich es im Vorbeigehen sehe, kitschbereit wie ich nun einmal durch und durch bin. „Da werde ich zum Emopferdemädchen“, wie Sohn II sagen würde, was übrigens beweist, dass auch Tiktok die Sprache bereichern kann.
Später hole ich mein Fahrrad aus dem Keller, um es für die Saison startklar zu machen. Es kommt eine Zwanzig-Grad-Zeit, sagt die Wetter-App, da fahre ich gerne, während ich in der kalten Jahreszeit, also fast immer, das Radfahren kategorisch verweigere. Die gute Nachricht ist, dass diesmal niemand das Rad aus dem Keller gestohlen hat, und das ist schon viel. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass es dort unten aber jemand gründlich und sicherlich mit Absicht beschädigt hat, der kleine Vandalismus zwischendurch. An Fahren ist erst einmal nicht zu denken, und ob sich eine Reparatur lohnt, ich weiß ja nicht. Hm. Wenn man ein funktionsfähiges, womöglich sogar ein gutes Fahrrad haben und auch noch behalten möchte, muss man es bei unserer Wohnlage in der Stadtmitte vermutlich am besten jeden Abend mit ins Bett nehmen und hüten wie seinen allerliebsten Schatz. Eine sperrige Angelegenheit ist das, und mein verbeultes Fahrrad ist auf diese Art im Moment eher eine weitere Schwierigkeit, keine Lösung.
Aber nicht aufregen, bloß nicht aufregen. Einfach in die Bahnen steigen oder zu Fuß gehe. Ja, einfach weitergehen, das wird es sein. Wie immer.
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das mit dem beschädigten fahrrad tut mir leid…
das mit dem spielplatz:
ich war mit einem freund vorgestern auf einem spielplatz.
keine kinder oder andere erwachsene weit und breit.
wunderbare schaukeln dort!
sitzbretter die an ketten hängen, keine wippschaukeln.
der freund von mir hat viele jahre oder jahrzehnte nicht mehr geschaukelt
und wurde immer fröhlicher und vergnügter in den fünfzehn minuten,
die wir dort gemütlich schaukelten.
feine sache das 🙂
sehr sehr schöner blog übrigens!!!
freue mich jedesmal sehr auf die lektüre!
liebe grüße!
aljoscha aus der eifel
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Wie, hat unser Fahrradsenator in Ihrer Gegend noch kein Fahrradparkhaus errichten lassen? Ich sehe Dringlichkeit, denn sehr oft sind die unentbehrlichen Drahtesel in luftiger Höhe am Balkongitter zu entdecken. Leider schafft diesen Kraftakt des Transports nicht jede/r.
Ich erinnere mich in dem Zusammenhang ungern an „freundliche“ Nachbarn, die (anonym) von mir als junger Mutter verlangen wollten, den Kinderwagen täglich hoch und runter zu tragen. Natürlich ohne tätige Mithilfe anzubieten. Ein Ding der Unmöglichkeit und entsprechend ignoriert.
Ich feiere das Schildschöndenken! Danke für das Teilen dieser Gedanken, die machen meinen Tag ein wenig heller heute. 🙂
Viel zu viele Erwachsene, die nicht mehr richtig rumräubern können. Deshalb war Ihre bullerbühende Emopferdemädchen-Vorstellung für mich im Moment des Lesens die einzig sinn- und humorvolle Assoziation.
Falls Sie für das reparierte oder neue Fahrrad die Bettlösung erwägen, empfehle ich, vorab die Herzdame darüber zu informieren.