Donnerstag, 1.6. Nanu, ein Monatswechsel, das Halbjahr kommt schon in Sicht, also auch die damit in meinem Bürojob verbundene Arbeit. What the fuck, murmelt man da leise, what the fuck. Schon wieder! Und dann ist ja auch bald der nächste Jahresschluss, so geht es zu im Büro.
Ein ausgesprochener Tunneltag war es heute, wie ich am Abend etwas enttäuscht feststelle. Morgens rein, lange Fahrt, abends raus, kaum Licht dabei gesehen, nur verdammt viel Verkehr und Gewühl, durch das ich mich arg bemüht drängeln musste. Es gab zu viel Programm für die Stunden, in denen ich wach war, viel zu viel Programm, zu viele Themen auch. Ein äußerst unangenehmes Gefühl, wie bei einer Matheaufgabe, die nicht aufgehen kann, wie gründliches Scheitern an Tetris oder ähnlichen Spielen, ich bekomme nach ein paar Runden einfach nichts mehr einsortiert. So ein Tag, an dem man sich abends fragt, wie das Wetter eigentlich war und ob es überhaupt eines gab, aber worauf soll man denn noch alles achten.
Ich bin gerade unzufrieden mit allem, aber es ist andererseits alles nur eine Phase, das ist bekannt, und ich bete es mir routiniert immer wieder vor. Und diese Phase gerade, die ist nicht besonders gut, das kommt in den besten Leben vor und in meinem auch. Manchmal hilft etwas Selbstmitleid, auch wenn es unterm Strich sicher nicht angebracht ist. Die Menschen, denen es nennenswert schlechter geht als mir, sie stehen gerade wieder drüben vor der Kirche an und warten lange auf etwas Essen. Ich kann es kaum übersehen, nur ein Blick aus dem Fenster und da sind sie. Andererseits ist diese Art des Relativierens stets nur abstrakt wirksam, so sehr man sich auch moralisch müht.
Kein wirklicher Grund zur Beunruhigung ist das alles jedenfalls, zumal ich eh schon beunruhigt bin. Ein merkwürdiges Wort ist das, fällt Ihnen das auch auf – be-un-ruhigt. Eine seltsame Sprache. Aus der Ruhe gefallen, Von Unruhe befallen, wo steht hier eigentlich der Pessoa im Regal. Da auch mal wieder hineinsehen, aber wann.
Da ich an solchen Tagen nicht zum Notieren komme, kaum überhaupt zum Schreiben oder Denken, habe ich auch das befremdliche Gefühl, mir selbst nicht recht hinterherzukommen, stundenlang zu schnell für mich zu sein, zu beschäftigt auch, zu abgelenkt – und am Ende des Tages geht man ins Bett und ist dann etwas weniger man selbst, es ist manchmal etwas unheimlich. Man zerbröselt in diesen Zeiten.
Im besten Fall wächst man dann aber nachts wieder nach und zusammen.
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Danke für das Wort Tunneltag – das trifft es bestens. Und das Bild des nächtlichen wieder Zusammenwachsen.
Es gibt also jetzt Brückentage und Tunneltage. Logisch.
Es BE-RUHIGT mich, mit meinen Empfindungen zu Tunneln und nicht-ich-selbst-sein, nicht alleine zu sein. Danke!
Herzlichst
Nelia
Das Buch von Fernando Pessoa hatte ich mir gekauft als es damals auf den Markt kam. Ich war 20. Der Titel samt inhaltlicher Beschreibung sprach mich sehr an. Last not least war ich, meine ich, etwas „überfordert“ mit dem “ vollständigen Inhalt“. 😉
Weiß gar nicht mehr ob ich alles gelesen habe. Jetzt ist das 41 Jahre her. Ich freue mich über Ihren Hinweis / Erinnerung und kaufe mir das direkt nochmals :).