Freitag, der 14. Juli. Ferien mit großen Kindern, mit Jugendlichen, das heißt auch manchmal, dass ich morgens aufstehe und andere Familienmitglieder noch gar nicht im Bett waren. Sehr verschiedene Zustände hier um 04:30.
Am Vormittag gibt es dann die schier endlosen letzten Home-Office-Stunden vor dem Urlaub für mich. Ich neige womöglich ein wenig zur Wehleidigkeit und Ungeduld auf den letzten Metern und finde mich selbst unerträglich.
In den nächsten drei Wochen kann es urlaubsbedingt im Blog zu einigen Unregelmäßigkeiten kommen. Ich bin vielleicht nicht immer dort, wo es WLAN gibt, ich komme vielleicht nicht immer zum Schreiben oder zum Posten, oder nicht zu gewohnten Zeiten. Vielleicht auch doch, aber wer weiß. Ich unterbreche äußerst ungern Routinen und bin besser seelisch darauf vorbereitet, was ich hiermit also dezent eingeleitet habe.
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Was mir beim Hören von Golo Mann auffällt, und angenehm auffällt, ist der Ernst, oder anders ausgedrückt, ist der völlige Mangel an Humor, Ironie, Spott und Häme in seinem Text. Er war ein konservativer Geist (zu einer Zeit, als das Wort noch nicht ansatzweise merzmäßig abgewertet war), und ich teile nicht alle seine Schlussfolgerungen, einige seiner Gedanken scheinen mir auch mittlerweile historisch überholt, selbst bei meinen bescheidenen Geschichtskenntnissen, aber der Ernst hinter allem, der prägt sich doch angenehm ein. Etwa in Bezug auf die Demokratie, er vertritt sie nämlich mit einem Ernst, den man vielleicht wieder mit Dringlichkeit in die öffentlichen Debatten einführen müsste – was allerdings sicher nicht in krawalligen Talkshows gelingen wird, die hauptsächlich auf die Profilierung der Teilnehmerinnen und Moderatorinnen ausgelegt sind. Große männliche Egos sind hier mitgemeint.
Golo Manns Haltung erinnert mich etwas an meinen Geschichtslehrer in der Oberstufe, den ich hier im Laufe der Jahre schon oft zitiert habe (der Mann, der ab und zu im Unterricht taumelnd nach einem Stuhl griff und sagte: „Gestatten Sie bitte, dass ich mich setze, ob Ihrer Dummheit“), der damals versucht hat, und ich kann es ihm aus heutiger Sicht erst hoch anrechnen, uns das Dritte Reich tatsächlich zu erklären, bis hin zur Faszination der Jugendorganisationen, die er selbst erlebt hatte. Er hatte dabei leider keine Chance, er drang nicht durch, und der geradezu heilige Ernst, mit dem er über die Wichtigkeit der Demokratie dozierte und ihre Bedeutung zu erklären suchte, er erreichte uns nicht, denn wir lebten ja in einem selbstverständlichen Paradies, was solche Themen betraf. Zumindest dachten wir das in unserer jugendlichen Naivität. Die Irrtümer der Geschichte lagen damals bekanntlich alle hinter, aber sicher nicht vor uns, so viel war uns klar, das war eine Tatsache.
Nein, das stimmt so auch nicht ganz. Seine Botschaft erreichte mich später schon, wenn auch mit erheblicher Verzögerung. Vielleicht ging es anderen in der Klasse oder im Kurs auch so, fast finde ich es aus heutiger Sicht wahrscheinlich.
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Und gucken Sie mal bitte hier, das nächste Buch von Bov Bjerg kann man jetzt vorbestellen. Das ist eine sichere Sache und gewiss gut angelegtes Geld, ich weise einfach schon jetzt empfehlend darauf hin.
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Zusammenhangslos außerdem ein Brückenblick. So etwas hat man ja öfter in dieser Stadt.
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Für den Klappentext zu „Der Vorweiner“ möchte ich Ullstein gerne ein wenig würgen. „Kühner Wurf“, „preiswürdiges Erzählkunstwerk“ – ERNSTHAFT?!