In diesem WDR-Zeitzeichen zu Somerset-Maugham (15 Minuten) kommt seine Stimme vor, das finde ich immer interessant, er zitiert Goethes „Alles geben die Götter.“ Wobei auch der Lebenslauf dieses Autors abgefahren genug ist, um ihn sich noch einmal erzählen zu lassen, gar keine Frage.
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Bei der Kaltmamsell ein wunderbarer Lifehack, den ich durch und durch nachvollziehbar finde: „Hin und wieder gestehe ich ja mein schlechtes Gewissen, dass ich von Finanzplanung und Investitionen so gar keine Ahnung habe, nicht mal Interesse dafür aufbringe. Doch derzeit denke ich dann an all die Finanz-Superchecker*innen, die meisten sogar von Berufs wegen, die das mit Signa/Benko verkackt haben. Und dann geht’s wieder.“
Von einem der Konferenzräume im Bürohaus in Hammerbrook aus können wir den unfertigen Elbtower sehen, eine prächtige Benkoruine, von der Presse hier manchmal „der kurze Olaf“ genannt, nach dem vormaligen Bürgermeister, der da mitzuständig fürs Anschieben war. Wobei die Presse diese Bezeichnung „den Hamburgern“ zuschiebt, das aber halte ich für Unsinn. Es fehlt jedenfalls allgemein an Glauben, dass es mit diesem Gebäude demnächst weitergehen wird, niemand würde gerade auf die fehlenden Etagen wetten, und es fehlen noch ziemlich viele Etagen.
Aber egal, wir haben hier gerne Geduld mit riesigen Vorzeigegebäuden, die etwas länger brauchen, wir haben da auch einige Erfahrungen. Wobei mir einfällt, dass die Herzdame und ich vermutlich mittlerweile die letzten Einwohnerinnen dieser Stadt sind, die noch nicht in der Elbphilharmonie waren, denn wir kommen wirklich zu nichts, q.e.d.
Zur privaten Finanzplanung kann ich by the way die Verbraucherzentralen empfehlen, die das zwar nicht kostenlos, aber entgegenkommend und eben nicht provisionsorientiert machen, sehr bodenständig. Ich fand das gut und anwendbar, wir waren in dieser Woche zufällig gerade dort.
Und während andere noch über Planungen nachdenken und vielleicht immer noch Papiere sortieren, hat Frau Novemberregen schon alles gemacht, alles.
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Ansonsten besinnliches Home-Office. Pardon, wollte sagen: Harte, lange Arbeit.
Nach dem Tagwerk raus. Es ist seltsam warm, der Sturm ist durchgezogen und randaliert nun anderswo weiter, der nächste macht sich aber über der Nordsee schon bereit, er ist gerade bei ersten Dehnübungen.
Es ist zwischen den Stürmen ein lichter Fake-Frühling in der Luft, die Stadt weitet sich heute etwas, die Vögel zwitschern in anderer Tonlage und man möchte stehenbleiben und etwas mehr atmen als sonst, aber wenn man das im Smalltalk erwähnt, dann sagen alle mahnend: „Das bleibt aber nicht so!“
Und sie sagen es so, als es eine heilige Pflicht, das zu sagen, schnell und eifrig sagen sie es.
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“Oh, I wish that I could find a good book to live in
Oh, I wish that I could find a good book
Well, if I could find a real good book
I’d never have to come out and look at
What they’ve done to my song.“
Es starb Melanie Safka, ich denke wieder an das Plattenregal meiner Mutter. Melanie wurde häufig aufgelegt, die eine Platte, die es von ihr gab.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Hach, Melanie… Mit 15/16 habe ich quasi nur sie und Cat Stevens gehört – man war ja ständig vergeblich verliebt und haderte außerdem sehr mit den Eltern.
Sie sind nicht der einzige Hamburger, der den proletigen Protzklotz auf dem ehemaligen Kaispeicher noch nie betreten hat.
Bei mir ist es tiefe Abscheu gegenüber diesem abstoßenden Denkmal für einen der noch schlechteren Ersten Bürgermeister, die diese mit kompetenten Regierungschefs nicht gerade gesegnete Stadt hatte. Ich geh da nicht hin, im ganzen Leben nicht mehr – ich will dieses Elend nicht noch aus der Nähe sehen.
Ja, hier gab‘s gestern auch so einen „Fake-Frühling“. Wir spazierten um den See, lockerten den Schal, knöpften den Mantel auf und saßen schließlich beim Kiosk mit einem Kaffee in der Sonne. Ein Vogel zwitscherte. Es hatte angeblich sechs Grad, fühlte sich aber nach deutlich mehr an. Aber Fake-Frühling? Das klingt so nach Betrug. Wir fühlten uns aber gar nicht betrogen, eher belohnt für die Zumutungen von November und Dezember. Wie wäre es mit „Früh-Frühling“? Da kann‘s vor dem echten Frühling nochmal dicke kommen, aber es ist eine erste, erfreuliche Andeutung …
Ja, @Hamburger, über Geschmack (protzig?) lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Mir gefällt der Bau.
Vor der Fertigstellung der Elbphilharmonie war ich sehr dagegen, das viele Geld hätte m.E. für andere Zwecke besser angelegt werden können. So dachte ich, sicher auch nicht zu Unrecht. Heute sehe ich es differenzierter, unter Schmerzen ist es langfristig doch zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Die vorher angezweifelte Auslastung beider Konzerthäuser beweist es einerseits und die ganze Stadt profitiert davon andererseits.
Ich erkenne übrigens keinen Sinn darin, ein existierendes Haus zu boykottieren, weil: nützt es, merkt es jemand?
So habe ich mir stattdessen ein eigenes Bild vom Innen und Außen verschafft. Ergebnis waren großartige Konzerterlebnisse im Großen Saal, Auge und Ohr wurden gleichermaßen verwöhnt. Der Rundgang um die Plaza bietet Hafen- und Stadteindrücke, die mich und meine Gäste von außerhalb entzückten. Und sich auf einer Elbfahrt mit der Barkasse sich diesem Haus zu nähern, bei Sonne, die sich im Glasdach der Elbphilharmonie spiegelt…ist wunderschön.
@Trulla: Ihr Wortgeklingel aus dem Marketingprospekt ändert nichts an der Geschichte des Klotzes. Sie fügen sich womöglich gerne dem, was ihnen ungefragt und ungewollt vor die Nase gesetzt wird (Olympia wäre ums Haar auch so ein Dummfug geworden) – ich wahre Haltung.
@Hamburger: ich bin mitunter zu spontan in meinen Äußerungen – mein Kommentar wäre tatsächlich entbehrlich gewesen. Das gebe ich zu.
Ist aber nichts anderes als meine Meinung und auch persönliche Erfahrung:
eine meiner Kusinen boykottiert nämlich auch – wie ich finde trotzig – dieses „Haus“. Aber was ist mit den dort auftretenden Künstlern, die sie zum Teil sehr verehrt und nun nicht mehr erlebt? Schadet sie mit ihrer Haltung nicht nur sich selbst?
Der Vergleich mit Olympia (von wegen ungefragt und ungewollt) passt nicht, denn dazu fand im Gegensatz zur Elbphilharmonie eine Bürgerabstimmung statt. Und einem daraus resultierenden Ergebnis muss man sich selbstverständlich demokratisch „fügen“.
Melanie ist irgendwie an mir vorbei gegangen. Komisch. Auf dieses Lied stieß ich gestern und das Duett mit Miley Cyrus finde ich geradezu großartig.
https://www.youtube.com/watch?v=GX9A5vv-jOM