Auf dem Weg zur Demo neulich fiel mir in der Innenstadt auf, dass ich etliche Geschäfte nicht mehr kenne. Nicht nur als von mir betretenen Laden nicht, sondern auch als Marke nicht, so dass ich manche Geschäfte im schnellen Vorbeigehen also gar nicht verstehe. Das wird teils selbstverständlich daran liegen, dass ich aus allen relevanten Zielgruppen herausaltere, vielleicht abgesehen von Sanitätshäusern, teils aber auch daran, dass immer obskurere Marken die Innenstädte besiedeln, in denen andere, bekanntere Mieter nicht mehr gefunden werden, in denen immer öfter nur versuchs- und phasenweise Kundinnen angelockt werden, die tatsächlich noch offline etwas kaufen oder wenigstens kaufen könnten. Läden, die nur ein Jahr oder noch kürzer geöffnet bleiben, sie sind längst keine seltsame Ausnahme mehr. Serielle Vermietungen.
Damit verschwindet aber auch ein bestimmtes Stadtgefühl, das früher doch stark mit einzelnen Geschäften verbunden war. Ein einfaches und nostalgisch stimmendes Beispiel wäre etwa Brinkmann für Hamburg. Das kannten alle, da waren auch alle schon einmal drin, da konnte man sich vor der Tür treffen und es gab keine Nachfragen: „Wo ist das denn?“ Läden wie Landmarken, sie werden seltener. Nun trifft man sich nicht mehr vor Kaufhof, sondern da, wo einmal Kaufhof drin war, wo Karstadt-Sport drin war und heute aber dieses Dings ist, wo Esprit neulich noch drin war oder was war es gleich, wo das alte C&A stand, und ich glaube, ich gehe im Kopf allmählich immer mehr zu Straßen über und von den Geschäften weg, wenn ich mich in der Stadt orientiere. „Wir treffen uns vor Fielmann.“ „Wo ist denn noch ein Fielmann?“ „Wo an der Ecke die Sparkasse war.“
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In den Timelines weitere Frühjahrsverlautbarungen, man zeigt sich Schneeglöckchen- und Krokusbilder, man hört Vögel und fühlt dies und das. Ich sehe im Stadtteil schon den ersten Laden mit hasenreicher Osterdeko und im Wetterbericht wird mit einem roten Ausrufezeichen vor starkem Haselpollenflug gewarnt.
Wir blättern Kalender um.
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Die Kaschnitz zitiert im Tagebuch Italo Svevo: „In meinem albernen Leben begreife ich nicht, wie mir so etwas Ernsthaftes wie das Altern begegnen kann.“
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Es gibt neue Musik von Mark Knopfler.
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Im Bild der leuchtende Schriftzug „die eigene Geschichte“ an der Außenwand des alten Teils der Kunsthalle, zu den Gleisen hin, die zum Hauptbahnhof führen.
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… „herausaltern“ …. GE.NI.AL