Zu ungewisser Zeit in San Marino

In der SZ an unvermuteter Stelle ein Klimakrisenhinweis auf den überaus milden Winter, die Spargelzeit ist ganze vier Wochen nach vorne gerückt. Was Kleingärtnerinnen prompt bestätigen können, denn fast alle Monatsangaben etwa auf Saatgut oder auch bei Schnittanweisungen etc. kann man getrost um einen Monat vorziehen. Es kommt schon hin, und auch die früher so zuverlässigen Eisheiligen rücken allmählich ins Märchenland vor. Der April ist nun der Mai, der Mai ist der Juni, so wie in dieser Woche auch der Mittwoch der Donnerstag ist und sogar die Uhrzeit bekanntlich eine andere – wie ist es alles wieder kompliziert.

Bis zum Jahr 2050 soll Hamburg klimatisch schon ungefähr San Marino entsprechen, Berlin etwa Canberra, las ich irgendwo, da haben wir also auch die geografische Verschiebung. Was bleibt eigentlich noch bestehen, in dieser von uns so gründlich verbogenen Welt, was ist noch verlässlich?

Raum und Zeit schon einmal nicht. Aber der Alltag, der ändert sich verdächtig wenig oder gar nicht. Man steht eben morgens auf und arbeitet. Mad Max in der Buddenbohm-Version.

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Gestaunt: In Hamburg gibt es immerhin 37 Heuschreckenarten, darunter so interessant klingende wie Warzenbeißer und Weinhähnchen. Und auch das ist wieder eine Meldung mit dezentem Klimabezug, versteht sich.

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Wie Sprachassistenten das Denken beeinflussen (Audio vom Deutschlandfunk, 4 Min, kann man aber auch lesen)

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Morgendliche Frage von mir an eine KI, welches Gemüse gut zu Singapur-Curry passt, weil ich gerade ein Brett vor dem Kopf habe und mir einfach kein Gemüse einfallen will. Die kompetente Antwort lautet: “Fischkopf vom Roten Schnapper.“

Ja, okay. Vielen Dank auch.

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Beobachtungen aus Taiwan. Die fand ich interessant, zum einen, weil man schon bei Punkt 2 merkt, dass sich gar nicht alle Gesellschaften gleichmäßig schlecht entwickeln und unser betont ruppiger, rücksichtsloser und überaus egoistisch motivierter Umgang miteinander also gar kein globales Ding ist, zum anderen, weil man hier und da bei den Punkten denkt: Ach guck, das ist doch mal gut gemacht – und einem dann wieder auffällt, wie wenig anfällig der Mensch für best practice ist. Ein Umstand, den ich immer wieder höchst verwunderlich finde, in allen möglichen Umfeldern.

So ein lernfähiges Wesen, so viel Ignoranz und Abwehr. Wie isses nun bloß möglich.

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3 Kommentare

  1. Die vier Wochen ergeben sich aber „im Vergleich zu früher, als man noch keine Folien einsetzte und keine frühen Sorten hatte“. Das hat jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Klima zu tun.

  2. Hier immer „was gerade so da ist“-Gemüse. Möhren, rote Paprika, Erbsenschoten, Sprossen, Pack Choi, Champignons

  3. @Frank

    „Ja, gerade in diesem Jahr liegt das an dem milden Winter. Hier im Südwesten lagen die tiefsten Temperaturen bei etwa minus acht Grad – und das auch nur in wenigen Nächten.“

    Erster Satz. Offenbar ja doch.

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