Standardstress und Perspektivverschiebung

Es waren noch einige Tage Urlaub übrig, die wir in Hamburg verbrachten. Und uns zum xten Mal sagten, dass das keine gute Idee ist. Zu viel Alltag kreiste um uns an diesen restlichen freien Tagen, Alltag der eher unangenehmen Sorte. Es waren zu viele Verpflichtungen zu spüren, zu viel Standardstress auch, der sich aus normalen Abläufen ergab. Zumal immer weiter unerfreuliche Post kam, wir haben einen etwas unerklärlichen Lauf.

Aber zuhause sein und nicht zum Briefkasten gehen, auch nicht in die Mails sehen – das klingt einfach, ist aber nicht leicht umzusetzen.

Sinnlos verschwendete Tage ohne nennenswerten Erholungswert waren es am Ende. Ich ärgerte mich darüber, was die Stimmung weiter verschlechterte. Man sollte sich im Urlaub nicht ärgern, es ist eine innere Fehlermeldung. In Spiralen tiefer nach unten, bis ich überzeichnet übellaunig drauf war, wie diese Figuren mit schwarzen Wolken über den Köpfen in den Lustigen Taschenbüchern etc.

Ich bin nicht deprimiert, es sind die Umstände, auch das wäre manchmal als T-Shirt-Aufdruck geeignet.

Sie hätte besser laufen können, diese Resturlaubswoche, sagte ich mir dauernd. Aber dafür hätten wir vermutlich woanders sein müssen. Den Urlaub im nächsten Jahr doch einmal etwas anders planen.

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Ansonsten werde ich neuerdings wie weithin bekannte A-Prominenz auf Schritt und Tritt gefilmt, sobald ich das Haus verlasse. Allerdings nicht nur ich, sondern viele mit mir, denn es gibt immer mehr Kameras in unserem kleinen Bahnhofsviertel, und nicht nur direkt am oder im Bahnhof. Sie erwischen mich auch auf den Wegen zum Einkauf etc., ich werde überall gut dokumentiert.

Aber nach wie vor würde ich es für sinnvoller halten, Menschen statt Technik auf den Straßen einzusetzen. Streifen etc., wie in den alten Edgar-Wallace-Filmen, in denen so verlässlich an jeder Ecke ein Bobby stand und aufpasste. Personalmangel, Personalkosten, dies, das, ich weiß.

Man hat manchmal altmodisch anmutende Wunschvorstellungen.

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Ich bin außerdem in der Ausstellung zum Werk des Fotografen Henri Cartier-Bresson gewesen, die noch bis zum 22. September im Bucerius Kunstforum läuft, direkt neben dem Rathaus. Darüber hat der geschätzte Kollege und formidable Kunstkenner Kid37 allerdings schon fast alles geschrieben, was mir nur einfallen könnte. Sämtliche Aspekte also bitte drüben nachsehen, er hat wenig übriggelassen.

Verwinkelt gestellte Wände mit Bildern in der Cartier-Bresson-Ausstellung, ein schwarzweißes Bild

Ich kann nur ergänzen, dass es auch an einem Sonntag mit strahlendem Sommerwetter direkt zu Beginn der Öffnungszeit schon gut gefüllt war, damit hatte ich nicht gerechnet. Und ich kann noch eben einen Besucher mit einer unerwartet vernichtenden Kritik zitieren. Es ist der Satz eines kleinen Besuchers, sieben oder acht Jahre alt wird er gewesen sein, den ich im Vorübergehen gehört habe. Er war mit seinen Eltern dort und stellte zwischendurch abwertend und missbilligend fest: „Es sind viel zu wenig Bilder aus Hamburg hier.“

Ich dagegen staunte, dass es überhaupt Bilder aus Hamburg gab. Die Perspektive auf so etwas verschiebt sich im Laufe der Jahre wohl etwas.

Zwei ältere Damen, von hinten vor Bildern der Cartier-Bresson-Ausstellung fotografiert, eine sitzt auf einem Klappstuhl, die andere hat diesen zusammengeklappt in der Hand. Ein schwarzweißes Bild.

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