Gehört: Eine SWR-Sendung über den Zahlensinn des Menschen und über Kulturen, die nicht rechnen und keine Zahlen kennen, etwa die der australischen Ureinwohnerinnen. 28 Minuten.
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Außerdem gehört: Eine wunderbare lange Nacht über Kapitän Joseph Conrad. Da hat man, vielleicht unvermutet, schon wieder einen Ukraine-Bezug, denn dort kam er her, „aus dem polnischen Teil der Ukraine, damals zu Russland gehörend.“ Ein Satz wie aus dem Geschichtsunterricht: „Welche Probleme können wir aus dieser Beschreibung der Herkunft ableiten, erörtern Sie bitte.“
Lange und schöne Zitate aus seinen Werken hört man in der Sendung. Sogar ich spüre ein leichtes Ziehen, ein immerhin leichtes Ziehen, fast wie Fernweh und Abenteuerlust, sicher eine Art Phantomschmerz, wenn ich Joseph Conrad lese oder höre. Conrad ist einer, den ich wieder und wieder lesen kann.
Wie sein Kollege Stevenson. Und zu dem wiederum gibt es eine Folge Radiowissen, die passt hervorragend hinter die Lange Nacht zu Conrad. Wenn man immer noch Zeit hat, es addiert sich dann doch etwas. Dafür bitte hier entlang.
Und ausgerechnet da, wo der Stevenson an seinem Lebensende in der Südsee gewohnt hat, da treibt sich auch der neulich mehrfach erwähnte Georg Stefan Troller in meiner abendlichen Lektüre herum und schreibt darüber und erwähnt Stevensons Haus auf einer Insel nebenbei im Tagebuch, sehe ich noch kurz vor dem Einschlafen.
Und wie immer freue ich mich unsinnig über diese Verbindungslinien zwischen allem.
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Gesehen: Diese Doku auf arte über Marcello Mastroianni. Ich sehe die alle gerne, diese Film-Dokus, aber die über Marlon Brando war bisher die abgründigste Folge.
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Man liest schnell darüber hinweg, aber vermutlich sind die E-Bike-Erfahrungen bei Frau Herzbruch zeitgeistiger und auch generationstypischer, als man zuerst annehmen möchte. Wie auch ihre Anmerkungen zur Ernährung und die in den Kommentaren, und überhaupt: Das Private ist selbstverständlich und jederzeit politisch.
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Beim besinnlichen Aufräumen der Accounts in den sozialen Medien stellt sich nebenbei die Frage, ob man den Toten noch folgen sollte. Man kann entfolgen, man folgt ihnen doch irgendwann wieder, auf den Gedanken kann man dabei auch kommen. Das wird dann allerdings schnell zu tiefsinnig und passt nicht mehr in einen lauen Spätsommerabend der noch vergleichsweise entspannten Art.
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Mit dem im Urlaub beschädigten Sohn bin ich noch einmal bei einem Facharzt gewesen. Nur sicherheitshalber, noch einer freundlichen Empfehlung aus dem Krankenhaus in Bozen folgend, eine letzte Urlaubsabschlusshandlung also. Aber bei dem Sohn ist erwartungsgemäß alles wieder in Ordnung im Kopf.
Dann kann das also wenigstes einer in dieser Familie von sich behaupten, das ist auch schön.
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Obwohl es nach wie vor augustgemäß warm in der Stadt ist und die Temperatur auch noch weiter steigen soll, fast wieder in Julidimensionen, obwohl es nur zwischendurch etwas grauhimmelig bedeckt ist und die Sonne nur ab und zu etwas dunstig verhangen, sind einige Menschen auf den Fußwegen doch schon entschieden und auffallend herbstmodewillig, sie scheinen im saisonalen Dresscode dezent vorzugehen.
Vielleicht eine Art von Sommersachensattheit. Ja, ist gut jetzt.
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Die Frage, Tote zu entfolgen oder nicht, habe ich für mich – als ich noch in Sozialen Netzwerken war – so gelöst, dass ich nach einer gewissen Trauerphase den Entfolgenbutton gedrückt habe. In der Art und Gefühl wie ich die Kontaktdaten im Smartphone von verstorbenen Menschen lösche oder den Geburtstag im Kalender fürs nächste Jahr nicht übertrage.
Sende sommersatte Grüße!