Vielleicht haben Sie über die Feiertage Zeit für einen längeren Text? Wenn Sie sich nebenbei die Zeit mit irgendwelchen Apps vertreiben, dann sind Sie schon im Thema. Dann sind Sie auch schon betroffen. Ed Zitron schreibt in ausgiebiger Wut, mit vielen Beispielen, Belegen und Bezugspunkten, auch mit erschreckend vielen Ausläufern in andere Themenbereiche über die Rot Economy. Warum alles so schlecht ist und warum die Meinung der Kundschaft keine Rolle mehr spielt: Never forgive them.
“They have twisted and broken and hyper-monetised everything — how you make friends, fall in love, how you bank, how you listen to music, how you find information.”
Ich fand es lesenswert.
Und sicher fallen nicht nur mir beim Lesen der Überschrift spontan die Meldungen zum Oxford word of the year 2024 ein, also die Meldung zum brain rot.
Aber schön immerhin, um noch einen positiven Aspekt bemüht dranzuhängen, dass ich beim Abarbeiten meiner gespeicherten Links gut vorankomme. Am Ende bekomme ich zumindest diese Schubladen doch noch alle zu in diesem Jahr.
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Ich hatte einen Termin zur Verlängerung meines Personalausweises, dabei mussten auch neue Bilder gemacht werden. An einem neuen Automaten in den Räumen der Behörde, der die Höhe der Kamera roboterhaft selbst einstellte und mir sinnige Anweisungen per Display gab. Es war ausreichend narrensicher für mich.
Das fertige Bild baute sich schließlich erstaunlich langsam vor mir auf, nachdem ich alle Anweisungen befolgt hatte. Bevor das Endergebnis in Farbe auf dem Monitor gezeigt wurde, gab es zunächst eine vorläufige Schwarzweißversion, die da zögerlich, stockend und wie im Internet früher einmal, also Zeile für Zeile und von oben nach unten erschien. Erst stark verpixelt, dann allmählich klarer.
Ich stand dann einen Moment etwas entgeistert vor dem Gerät. Denn das Bild zeigte, als es endlich bei Kinn und Bartlinie angekommen war und das Gesicht vollständig freigab, nicht etwa mich, wie ich selbstverständlich erwartet hatte. Es zeigte vielmehr in aller Deutlichkeit meinen Vater. Meinen Vater, der mich aus dem Schattenreich, in dem er seit einigen Jahren weilt, ernst ansah.
Der gerade erst hier im Blog erwähnte Stephen King hätte vermutlich etwas daraus machen können, dermaßen klar und überzeugend war dieser Eindruck. So überraschend war diese überzeugende Ähnlichkeit, die mir vor gewöhnlichen Spiegeln im Alltag nie bewusst wird. Der Augenblick kam dann, und da sollte ich sicher dankbar sein, ohne weitere und vertiefende Horror- oder Fantasy-Effekte aus, ich muss hier nicht das Genre wechseln.
Es reichte aber immerhin für eine ungeplante Gedenkminute, und warum auch nicht. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.
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Solche Momente der Sonderspiegelung habe ich manchmal beim facetimen mit der jüngeren Schwester. Sehr verwirrend immer.
Abgefahren – Wie seltsam ist das bitte, wenn einem auf dem Personalausweis die (in meinem Fall) eigene Mutter entgegen blickt? Bin stille Mitleserin und hatte dieses Erlebnis vor ein paar Wochen. Bin unfotogen und gucke Bilder von mir nur Nanosekunden an und dann gibt mir die Stadtamt Dame den Ausweis meiner Mutter!
Um mal auf den technischen Hinweis einzugehen: Vielleicht ist der Foto-Automat so langsam, weil er nebenbei Bitcoins rechnet (Zeit genug hat er bestimmt dafür)